Grüne in deutscher Regierung drängen DFB und UEFA zu klimaneutraler EM 2024

In 15 Monaten wird die Fußball-EM in deutschen Stadien ausgetragen. Die von den Grünen regierten Ministerien wollen, dass dieses Turnier eine möglichst klimaschonende Bilanz vorweist – und machen Druck auf DFB und UEFA.
Grüne Regierung drängt DFB und UEFA zu klimaneutraler EM 2024
Das Ruhrstadion in Bochum. Die Grünen wollen eine klimafreundliche EM 2024.Foto: iStock
Von 14. März 2023

Das Bundeswirtschafts- und das Bundesumweltministerium wollen die Organisatoren der Fußball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland zur Klimaneutralität drängen. Wie aus einem „vertraulichen Strategiepapier“ hervorgeht, sollen der Deutsche Fußball-Bund und der europäische Verband UEFA für eine „umfassende Kompensation“ der CO₂-Emissionen des Turniers sorgen.

Gleichzeitig sollen die Veranstalter auch die „vollständige finanzielle Verantwortung“ dafür übernehmen, berichtet das Wirtschaftsmagazin „Business Insider“. Eine Finanzierung aus öffentlichen Haushaltsmitteln sei dabei ausgeschlossen, heißt es in dem Dokument, das die Ministerien im vergangenen Januar erstellt haben.

Lahm: „Wollen starkes Zeichen setzen“

Die Fußballverbände haben angekündigt, unvermeidbare CO₂-Emissionen kompensieren zu wollen. Dazu äußerte sich laut „Business Insider“ kürzlich Philipp Lahm in der „Süddeutschen Zeitung“, der als Turnierdirektor der Euro 2024 fungiert. „Wir wissen, dass wir in vier Wochen nicht die Welt verändern, aber wir wollen ein starkes Zeichen setzen.“

So wollen die Organisatoren für ein klimaschonendes Turnier auf kurze Wege für die Mannschaften setzen. In der Überlegung stünden auch attraktive Bahntickets für das Publikum. Dadurch möchten sie den ökologischen Fußabdruck der Europameisterschaft 2024 verkleinern.

In dem Regierungspapier stehe, dass die von DFB und UEFA gegründete EURO 2024 GmbH „bisher nur bereit“ sei, einen finanziellen Ausgleich für den Ausstoß von Treibhausgasen durch Mannschaften, Offizielle und Organisatoren zu leisten.

Dem Bund ist das allerdings noch zu wenig. Das für den Klimaschutz zuständige Ministerium von Robert Habeck (Grüne) erwartet, dass die Verbände auch für die Klimakosten der anreisenden Fans aufkommen.

Zu dem Turnier im nächsten Jahr werden rund drei Millionen Zuschauer erwartet. Ein Sprecher der EM-Organisatoren äußerte sich auf Anfrage des Magazins nicht zur Haltung der Verbände. „Die EURO 2024 GmbH befindet sich zu diesem Thema in laufenden Gesprächen mit der Bundesregierung und dem DFB“, sagte er. Aus dem Wirtschaftsministerium hieß es, man sei in einem ständigen Austausch mit den Veranstaltern.

Verkehr als größtes Klimaproblem

Im vergangenen Sommer erstellte das Öko-Institut eigens eine entsprechende Konzept- und Machbarkeitsstudie für das Bundesumweltministerium. Demnach sei bei der EURO 2024 mit CO₂-Emissionen von 490.000 Tonnen zu rechnen, die dieses Event zusätzlich erzeugen könne. In dieser Kalkulation entfielen 350.000 Tonnen auf den Verkehr, vor allem durch die Anreise von Zuschauern aus dem Ausland.

„Internationale Fans verursachen mehr Emissionen als alle anderen Gruppen zusammen“, heißt es in der Forschungsarbeit. Dagegen spielen die 24 Nationalteams eine eher „untergeordnete Rolle“. Für sie veranschlagten die Forscher nur 3.400 Tonnen.

Sollten der DFB und die UEFA den CO₂-Ausstoß finanziell vollständig kompensieren, gehen die Experten von Kosten zwischen zwölf und 48 Millionen Euro aus. Diese Berechnung ist abhängig vom Preis für das CO₂-Äquivalent. Je Tonne beträgt dieser laut der Studie voraussichtlich zwischen 25 Euro und 100 Euro.

CO₂-Zuschlag beim Ticketpreis?

Zur Finanzierung schlägt das Wirtschaftsministerium einen verbindlichen Aufschlag auf die Ticketpreise vor. Damit würden die Fans für ihre verursachten Emissionen zur Kasse gebeten werden. In der Studie für das Umweltressort werden die Mehrkosten pro Ticket auf bis zu zwölf Euro berechnet.

Das Öko-Institut wählte diesen „solidarischen“ Ansatz, wobei nicht zwischen inländischen und ausländischen Zuschauern unterschieden werde. Vielmehr wurde die Gesamtsumme der Emissionen aus der An- und Abreise nach Deutschland, den Fahrten innerhalb Deutschlands sowie allen Übernachtungen durch die Gesamtzahl aller Tickets geteilt.

Möglich wäre hierbei auch, die unterschiedlichen Ticketpreise zu berücksichtigen. Dann würden die CO₂-Kosten je Ticket entsprechend proportional zum Ticketpreis verteilt. Teurere Tickets hätten höhere CO₂-Kosten und günstigere Tickets geringere.

Als weitere Möglichkeit zur Finanzierung schlägt die Studie vor, „Klimasponsoren“ zu finden, deren Gelder nur für den Ausgleich der CO₂-Emissionen eingesetzt werden.

Ebenfalls denkbar wäre, die Zahlungen aus den hohen Erlösen des Turniers zu finanzieren. Zum Vergleich: Bei der EM 2016 in Frankreich lagen diese bei mehr als 1,9 Milliarden Euro. Nach Abzug aller Investitionen blieben 847 Millionen Euro in der Kasse der UEFA als Gewinn übrig.

(Mit Material von dts)



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