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Billigfallen

Gefährliche Onlineschnäppchen: Shein und Temu mit giftigem Schmuck, Spielzeug und Elektronik

Stiftung Warentest hat 162 Produkte von Shein und Temu getestet und festgestellt, dass über zwei Drittel die EU-Sicherheitsanforderungen nicht erfüllen. Besonders gefährlich sind Schmuck mit krebserregendem Cadmium, Babyspielzeug mit Formaldehyd und USB-Ladegeräte, die überhitzen.

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Die EU-Kommission will die Billigimporte aus China eindämmen.

Foto: Oliver Berg/dpa

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Lesedauer: 6 Min.


In Kürze:

  • Viele Shein- und Temu-Produkte verletzen EU-Sicherheitsstandards.
  • Shein ruft gefährliche Produkte zurück, Temu reagiert kaum.
  • Frankreich droht mit Shein-Website-Verbot wegen illegaler Produkte.

 
Die meisten Produkte auf den chinesischen Plattformen Temu und Shein sind extrem billig. Eine Halskette kostet 87 Cent, ein USB-Ladegerät 2,51 Euro. Solche Preise verlocken weltweit, auch in Deutschland, immer mehr Menschen zum Kauf. Dabei wird selten hinterfragt, wer diese Ware unter welchen Bedingungen produziert und ob sie überhaupt sicher ist.
Shein ist vor allem als Modehändler bekannt, gehört mittlerweile jedoch zu den größten Onlineplattformen in Deutschland. Laut der Studie „E-Commerce Markt Deutschland 2025“ erreichte das Unternehmen mit 1,1 Milliarden Euro Umsatz Platz 7 unter den Top 10. Temu, das ausschließlich Produkte von Drittanbietern vertreibt, liegt mit 3,4 Milliarden Euro sogar auf Platz 5.

Schmuck: Entsorgen statt zurücksenden

Doch der Erfolg der chinesischen Billiganbieter hat einen hohen Preis – und der lässt sich nicht in Euro beziffern. So fanden Tester bei einer goldfarbenen Halskette von Shein mit Kirschanhängern ein massives Gesundheitsrisiko. Der Schmuck überschritt den EU-Grenzwert für das giftige Schwermetall Cadmium um das 8.500-Fache. Cadmium gilt als krebserregend und kann schwere Schäden an Nieren und Knochen verursachen.
Der in der EU zulässige Grenzwert für Schmuck liegt bei 0,01 Prozent des Gewichts eines Schmuckstücks, erklärt die Stiftung Warentest und bietet auf ihrer Website eine Liste der bemängelten Produkte an. Die Tester raten, falls diese Produkte gekauft wurden, diese nicht zu nutzen, sondern „zu entsorgen“.

Spielzeug mit Formaldehyd, USB-Ladeteile überhitzt

Auch bei Kinderspielzeug fand die Stiftung Warentest gravierende Mängel. In Babyprodukten von Temu wurde eine deutlich erhöhte Menge des Schadstoffs Formaldehyd nachgewiesen. Von 54 getesteten Spielwaren beider Anbieter waren 53 falsch gekennzeichnet, 30 hatten zusätzlich mechanische Defekte.
Noch problematischer fiel der Elektroniktest aus. 51 von 54 Artikeln wiesen mechanische Mängel auf, 17 davon auch elektrische. Besonders kritisch waren USB-Ladegeräte. 52 von 54 Modellen erfüllten weder die EU-Sicherheitsanforderungen noch die Vorgaben zur Haltbarkeit.
Bei Shein überhitzten zehn von 27 Ladegeräten im normalen Gebrauch auf bis zu 88 Grad – erlaubt sind nur 77 Grad. Zudem verbogen sich Stecker im Falltest so stark, dass sie nicht mehr in eine Steckdose passten. Stiftung Warentest rät in diesen Fällen ausdrücklich zur Entsorgung.

Reaktion der Anbieter: Schnelle Entfernung, wenig Transparenz

Nach Abschluss der Tests informierte Stiftung Warentest beide Plattformen schriftlich über Produkte mit gravierenden Sicherheitsmängeln. Laut der Stiftung reagierten Shein und Temu schnell und entfernten die betroffenen Artikel innerhalb weniger Tage aus ihren Shops.
Shein ging noch einen Schritt weiter und warnte Käufer per E-Mail vor belastetem Schmuck, Spielzeug und Ladegeräten. In dem Schreiben bezeichnete das Unternehmen die Produkte selbst als „illegal“ und riet ausdrücklich davon ab, sie zu verwenden.
Anders verlief die Kommunikation, als die Tester als gewöhnliche Kunden reklamierten. Die Antworten beider Anbieter blieben vage. Temu verwies lediglich auf den Kundenservice und ging auf die dokumentierten Mängel nicht ein.

Shein stößt in Frankreich auf massive Kritik

Am 5. November eröffnete Shein im Pariser Kaufhaus BHV sein erstes stationäres Geschäft weltweit – vergleichbar mit einer Filiale im Berliner KaDeWe. Die Eröffnung wurde von Protesten und einem Einsatz von Polizeieinheiten begleitet, nachdem das Unternehmen zuvor kinderähnliche Sexpuppen auf seiner Website angeboten hatte. Dennoch plant Shein weitere Filialen in Frankreich, unter anderem in Dijon, Grenoble und Reims.
Shein, das 2012 im kommunistischen China gegründet wurde, hat seinen Hauptsitz inzwischen nach Singapur verlagert. Das Unternehmen steht seit Jahren unter anderem wegen schlechter Arbeitsbedingungen in der Produktion sowie massiver Umweltbelastungen in der Kritik.
In Frankreich stößt Sheins Präsenz vor Ort besonders auf Widerstand. Gewerkschaften, Politiker und etablierte Modemarken werfen dem Konzern mangelnde Qualitätsstandards und unfaire Geschäftspraktiken vor.

Frankreich droht Shein-Website-Sperre

Nach dem öffentlichen Skandal um kinderähnliche Sexpuppen kündigte die französische Regierung an, ein gerichtliches Verbot der Shein-Website prüfen zu lassen. Daraufhin nahm Shein die betreffenden Produkte aus seinem Sortiment und schaltete am 5. November die Plattform für französische Nutzer teilweise ab – zugänglich blieben vorerst nur Modeartikel.
Die Behörden berufen sich dabei auf Artikel 6.3 des EU-Gesetzes über digitale Dienste, das Richtern erlaubt, Maßnahmen gegen schädliche Onlineinhalte zu ergreifen. In den nächsten Tagen soll ein Gericht entscheiden, ob die geplante Sperrung der Website juristisch zulässig ist.
Nach europäischem Recht haften Plattformen nicht automatisch für Waren von Drittanbietern, müssen aber illegale Produkte entfernen, sobald sie davon wissen. Ein Sprecher des französischen Finanzministeriums erklärte dazu, Shein verfüge über die technischen und finanziellen Mittel, um seine Angebote zu kontrollieren, tue es aber nicht.
Tom Goeller ist Journalist, Amerikanist und Politologe. Als Korrespondent hat er in Washington, D.C. und in Berlin gearbeitet, unter anderem für die amerikanische Hauptstadtzeitung „The Washington Times“. Seit April 2024 schreibt er unter anderem für Epoch Times. Ferner war er von 1995 bis August 2023 Reserveoffizier im Dienstgrad Oberstleutnant und nahm an Auslandseinsätzen teil, unter anderem zehn Monate im Irak.

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