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plus-iconWeltweite Verknappung voraus?

USA kaufen Goldreserven in Afrika auf – Preisrally könnte sich verschärfen

Seit dem Beginn des Ukraine-Krieges 2022 hat sich der Goldpreis weltweit fast verdoppelt. Besonders die USA treiben die Nachfrage – und holen immer größere Mengen aus Afrika. Experten warnen vor globaler Verknappung und zunehmendem illegalem Handel.

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Gold setzt seinen Höhenflug fort.

Foto: Sven Hoppe/dpa/dpa-tmn

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Lesedauer: 6 Min.

Seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs 2022 ist der weltweite Goldpreis pro Unze von etwa 1.900 auf mittlerweile mehr als 3.300 US-Dollar gestiegen. Ein Abbruch der Nachfrage zeichnet sich nicht ab. Im Gegenteil: Größere bewaffnete Auseinandersetzungen in der Ukraine, im Nahen Osten und die explosive Lage zwischen China und Taiwan sowie Indien und Pakistan lassen die Flucht in den sicheren Hafen als noch attraktiver erscheinen. Dazu kommen die Handelskonflikte, deren Sinnbild die Zollpolitik der USA geworden ist.
In Washington ist man sich dieses Umstandes bewusst – und versucht, möglichst viel vom Stabilitätsanker Gold ins Land zu holen. Afrika verfügt über eine Vielzahl an Reserven, die im Zentrum der globalen Nachfrage stehen.

Keine Importzölle auf Gold

US-Präsident Donald Trump hat bewusst Importe von Gold von seinen Importzöllen ausgenommen. Der Ankauf hat jedoch bereits vor seiner Amtsübernahme begonnen. Im Jahr 2024 exportierte Südafrika Güter im Gegenwert von etwa 8,21 Milliarden US-Dollar in die USA. Zu den größten Posten zählten dabei Gold oder weitere wertvolle Mineralien.
Aber auch die Goldexporte von Ghana stiegen 2024 um etwa 53,2 Prozent auf 11,64 Milliarden US-Dollar. Mit einem Gegenwert von 1,5 Milliarden US-Dollar ging mehr als ein Zehntel davon in die USA. Außerdem importierten die Vereinigten Staaten Gold für 1,1 Milliarden US-Dollar aus Kanada und größere Mengen auch aus der Schweiz (575 Millionen US-Dollar), Mexiko (414 Millionen) und Australien (404 Millionen).
Dem World Gold Council (WGC) zufolge haben die USA allein seit Dezember 2024 mehr als 20 Millionen Unzen oder mehr als 600 Tonnen Gold ins Land geholt. Dort werden sie ins Lager des COMEX gebracht – der bedeutendsten Rohstoffbörse der Welt.

USA bauen weltweite Goldvorräte aus – Europa unter Druck

Wie der WGC mitteilt, verfügen die USA mit 8.133,46 Tonnen schon jetzt über die weltweit größten Goldreserven. Deutschland (3.352 Tonnen), Italien (2.452), Frankreich (2.437) und China (etwa 2.300) kommen mit jeweils weniger als der Hälfte deutlich dahinter. Richard Mubilu, Mineralienberater und Handelsanalyst bei Pearl Precious Metals in Uganda, erklärte gegenüber der englischsprachigen Epoch Times, die US-Nachfrage führe sogar in Ländern wie Großbritannien oder der Schweiz zu sinkenden Beständen.
Fallweise befürchteten europäische Länder, der Aufkauf der USA auch aus ihren Lagern könne zu einer weltweiten Knappheit führen. Sollte das so sein, dürfte die Preisrally beim Gold noch für längere Zeit nicht abgeschlossen sein. Die europäischen Staaten werden auf dem weltweiten Markt jedenfalls durch das offensive Kaufverhalten der USA verdrängt.
Gleichzeitig warnen Strafverfolgungsbehörden vor illegalem Handel, der im Schatten des neuen Goldrausches boomt. Kriminelle Gruppen, unter anderem auch verbunden mit bewaffneten Millizen, sollen mehr denn je in illegale Aktivitäten rund um den Goldhandel verwickelt sein. Dies erklärte Jalel Chelba, Chef der Organisation für Polizeikooperation in der Afrikanischen Union.

Illegaler Goldhandel auf dem Vormarsch

Offiziell ist Afrika heute für mehr als ein Viertel der weltweiten Goldproduktion verantwortlich – allein 2024 waren es mehr als 680 Tonnen. In Anbetracht der Zölle, die Präsident Trump verhängt hatte, ist der Export des Edelmetalls in die USA für die betroffenen Staaten ein willkommenes Geschäft. Da Gold sicherheitsrelevant ist, gelten die Zölle, die sonst bei 30 bis 50 Prozent liegen würden, nicht für diese Art von Einfuhren.
Die größten Produzenten sind Ghana, Südafrika, der Sudan, Mali, Burkina Faso und Tansania. Der Sudan und Mali werden von Bürgerkriegen erschüttert, in Burkina Faso herrscht eine Militärjunta. Zwischen den USA und Südafrika sind die Beziehungen angespannt. Washington hat 440 Millionen US-Dollar für Entwicklungshilfe für Pretoria gestrichen. Als Grund dafür nannte man Diskriminierung weißer Farmer. Ein weiterer Grund ist auch die kritische Haltung der südafrikanischen Regierung gegenüber Israel.
Die steigende Nachfrage wird voraussichtlich auch Bergbauunternehmen dazu bewegen, in Ländern wie Guinea oder Elfenbeinküste zu investieren. Professor Gilbert Khadiagala aus Johannesburg berichtete, manche Regierungen überlegen, den USA exklusive Zugänge oder Förderrechte als Verhandlungsmasse für niedrigere Zölle anzubieten.

Goldrausch auch in Asien und Osteuropa

Neben den USA gehören auch weitere Länder zu bedeutenden Käufern von Gold auf dem Weltmarkt. Polen und Tschechien sind die wichtigsten Abnehmer aus der EU, dazu kommen die Türkei, Katar, China, Kasachstan, Usbekistan oder Indien. Der illegale Goldhandel versucht hingegen, die Vereinigten Arabischen Emirate oder Saudi-Arabien als Drehscheiben für die Verbringung illegal erlangter Goldbestände in den legalen Wirtschaftskreislauf zu nutzen.
Dies ist einer der Gründe für die im Vergleich günstigen Preise für bestimmte Formen von Goldschmuck in den betreffenden Ländern. Jalel Chelba von der Afrikanischen Union erklärt gegenüber der englischsprachigen Epoch Times, zuvor auf Drogen und Menschenhandel spezialisierte Gruppen stiegen auf den profitableren Goldhandel um. Die Bestände kämen meist aus Konfliktgebieten wie der DR Kongo, der Zentralafrikanischen Republik oder dem Sudan.
Reinhard Werner schreibt für die Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.

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