15.500 Mädchen aus Deutschland droht Genitalverstümmelung – Neues Passgesetz offenbar gescheitert

Im Dezember 2016 wurde das Passgesetz durch die Bundesregierung geändert, um junge Mädchen vor Genitalverstümmelungen im Ausland während der Ferienzeit zu schützen. Die FDP vermutet jedoch, dass die Umsetzung des neuen Passgesetzes gescheitert ist.
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Weltweit leben 200 Millionen Frauen, die von einer Beschneidung ihrer Genitalien betroffen sind. Symbolbild.Foto: istockphoto/Tinnakorn Jorruang
Epoch Times23. April 2019

In Deutschland leben derzeit nach Schätzungen des Vereins „Stop mutilation e.V.“ 65.000 von einer Genitalverstümmelung betroffene Frauen. Mindestens 15.500 in Deutschland lebenden Mädchen droht derzeit ein Eingriff. Denn trotz westlicher Lebensweise halten die Familien an ihren Traditionen fest. Sie lassen ihre Töchter weiterhin im Heimatland beschneiden – meistens während der Ferien. Das sollte eine Neuregelung des Passgesetzes verhindern.

Im Dezember 2016 wurde das Passgesetz durch die Bundesregierung geändert, um junge Mädchen vor Genitalverstümmelungen im Ausland während der Ferienzeit zu schützen. Personen, die Mädchen auf einer derartigen „Ferienreise“ begleiteten, sollte der Pass entzogen werden – ein „bedeutender Schritt“ zum Schutz der heranwachsenden Frauen, so die damalige Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) laut „Welt“:

Weibliche Genitalverstümmelung verursacht unfassbare körperliche Qualen und seelisches Leid bei den betroffenen Mädchen und Frauen.“

Auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion antwortete das Familienministerium laut „Welt“ nunmehr wie folgt:

Der Bundesregierung ist kein Fall bekannt, in dem die tatbestandlichen Voraussetzungen der Passentziehung wegen drohender Ferienbeschneidungen erfüllt waren und gleichwohl keine Passentziehung erfolgt wäre. Insofern geht die Bundesregierung von einer erfolgreichen Umsetzung aus.“

Die FDP vermutet jedoch, dass die Umsetzung des neuen Passgesetzes gescheitert ist. Aufgrund der zunehmenden Einwanderungen könne nicht davon ausgegangen werden, dass „Ferienbeschneidungen“ plötzlich kein Problem mehr seien, hieß es von Seiten der FDP. Die stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Katja Suding wirft der Bundesregierung vor, dass sie „die Dimension des Problems nicht erkannt hat.“

Es ist völlig unrealistisch, dass allein die Änderungen im Passgesetz inzwischen alle Ferienbeschneidungen verhindern. Wir müssen daher davon ausgehen, dass weiterhin Mädchen in den Ferien verstümmelt werden“, so Suding.

So schlimm ist die weibliche Genitalverstümmelung

Der Verein stop mutilation e.V. setzt sich für Mädchen und Frauen in Europa und Afrika ein. Nach seiner Information leben weltweit 200 Millionen beschnittene Frauen. Fast alle Mädchen in Guinea, Dschibuti, Somalia, Ägypten und Mail sind von Beschneidungen betroffen. In anderen afrikanischen Ländern ist die weibliche Genitalbeschneidung nur in einigen Landesteilen oder bei ethnischen Gruppierungen verbreitet. Sie wird auch in Südostasien und im Nahen Osten praktiziert.

Bei der schlimmsten Art der Genitalverstümmelung, dem sogenannten Typ IV, werden die weiblichen Genitalien erheblich verletzt. Sie werden durchbohrt, beschnitten, ausgeschabt, ausgebrannt oder verätzt. Das kann dazu führen, dass die Vaginalöffnung auf die Größe eines Reiskorns schrumpft. Während der Menstruation besteht die Gefahr eines Blutstaus. Bei ihrem Toilettengang benötigen die betroffenen Frauen bis zu einer halben Stunde zum Urinieren.

Für den Geschlechtsverkehr und bei der Geburt eines Kindes muss die Vagina oft wieder geöffnet werden“, so der Düsseldorfer Verein.

Der Gynäkologe Dr. Christoph Herm informiert:

Entwicklungsbiologisch entspricht die Klitoris der Frau dem Penis beim Mann. Eine vollständige oder auch Teil-Entfernung (Typ I nach WHO) würde beim Mann der teilweisen oder vollständigen Penisamputation entsprechen.“

Vorgenommen wird der Eingriff von „Beschneiderinnen“. Sie haben keine anatomischen Kenntnisse des weiblichen Körpers. Daher kommt es während des Eingriffs auch zur Verletzungen anderer Organe, wie beispielsweise der Harnröhre. Ältere Beschneiderinnen haben darüber hinaus im Alter ein mangelndes Sehvermögen. Vielen Beschneiderinnen ist die Gefahr einer Beschneidung nicht einmal bewusst.

Doch nach Information des Vereins ermöglicht eine Aufklärung vor Ort, dass Beschneiderinnen manchmal öffentlichkeitswirksam in einer Zeremonie ihren Beruf aufgeben. Den damit verbundenen Einkommensverlust kompensieren sie mit einer Umschulung zur Näherin. Derartige Projekte gibt es beispielsweise in der somalischen Region Puntland.

Aufgrund ihrer hohen gesellschaftlichen Stellung spielen diese Frauen eine wesentliche Rolle bei einer Änderung der Traditionen. Der anerkannte Beruf einer Beschneiderin und die damit verbundene gesellschaftliche Anerkennung verschafft ihnen das Gehör, um ihre neue Anschauung und Lebensweisheit weiterzutragen und zukünftige Genitalverstümmelungen zu verhindern. (sua).

 



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