Mehr als übereinander gestapelte Tiere - Ausstellung über Bremer Stadtmusikanten eröffnet
Die Bremer Stadtmusikanten feiern ihr 200-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass erhalten sie eine Ausstellung, die über mehrere Monate geöffnet bleibt. Begleitet wird die Schau von Konzerten und anderen Kulturveranstaltungen.

Eine Mitarbeiterin des Museums schaut sich in der Ausstellung «Tierischer Aufstand» Siebdrucke von Mark Dion an.
Foto: Carmen Jaspersen/dpa
Bremen widmet seit heute seinen berühmtesten Musikanten zum 200-jährigen Jubiläum eine facettenreiche Sonderausstellung. 1819 erschien die zweite Auflage der ersten Veröffentlichung der „Kinder- und Hausmärchen“ der Gebrüder Grimm, zu denen auch das Märchen über vier ausgestoßene Tiere auf Reisen zählt.
„Tierischer Aufstand“ ist die Schau in der Bremer Kunsthalle überschrieben, die bis zum 1. September läuft. Sie beleuchtet die Rolle der Märchenfiguren in Kunst, Kitsch und Gesellschaft. Die Ausstellung gehört zu einem Sommer voller Konzerte und Veranstaltungen in Bremen zum Jubiläum der Stadtmusikanten.
„Es geht uns nicht nur um übereinander gestapelte Tiere“,
sagte Manuela Husemann, die zusammen mit Jennifer Smailes die Schau kuratiert hat. „Die Bremer Stadtmusikanten stehen auch für eine soziale Utopie.“ Esel, Hund, Katze und Hahn verkörperten im Märchen das Gesinde, das sich, im Alter nicht mehr arbeitsfähig und verarmt, zu einer starken Gemeinschaft zusammengeschlossen habe.
Bereits die Tiere in dem Märchen der Bremer Stadtmusikanten hatten festgestellt: „Etwas besseres als den Tod findest du überall“ und begaben sich gemeinsam auf die Suche nach einem würdevollen Leben im Alter. Sie erklärt:
„Die Themen Altersarmut, Ausbeutung und Wohnungslosigkeit sind so aktuell wie damals“,
Die Schau zeigt die Foto-Serie „Case History“ des ukrainischen Künstlers Boris Michailow, der Obdachlose porträtiert hat. In Karl Horst Hödickes Gemälde „Die Hausbesetzer“ aus dem Jahr 1983 kommen die Stadtmusiker hingegen krawallig daher und leisten zivilen Ungehorsam. Wer hier der Räuber sei, könnten sich die Besucher leicht erschließen.
Gezeigt wird auch, wie sich die Darstellung der Stadtmusikanten über zwei Jahrhunderte entwickelt hat – von tierischen Furien auf alten Illustrationen bis zum bunten Viereridyll auf dem Sofa bei Janosch. (dpa/sua)
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