Seit dem Altertum ist die musikalische Sprache der Harfe eine Quelle der Ehre und der Weisheit. Doch woher kommt das berühmte Zupfinstrument eigentlich?
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Die Harfe ist das wohl bekannteste Zupfinstrument und das Wahrzeichen Irlands.
Die Harfe gilt heute als eines der harmonischsten und klangvollsten Instrumente der Welt.
Ihre älteste Form, die Bogenharfe, reicht mindestens bis ins Alte Ägypten zurück, ihr Vorläufer ist sogar über 17.000 Jahre alt.
Aufgrund der irischen Mythologie ist die Harfe magisch und eng mit der Grünen Insel verbunden.
Wenn wir an die Harfe und ihren Ursprung denken, wird vielen Menschen als erstes Irland in den Sinn kommen. Schließlich ziert das Zupf- und Saiteninstrument seit Langem die Münzen und das Wappen der Grünen Insel. Die Harfe begegnet einem jedoch auch in der irischen Mythologie.
So besaß etwa Dagda („Der gute Gott“), eine der wichtigsten Figuren der irischen Mythologie, eine Harfe, die ihresgleichen suchte. Das Instrument mit dem Namen „Uaithne“, was so viel wie „vierwinklige Musik“ bedeutet, war reich verziert und aus Eichenholz gefertigt. Es hatte magische Kräfte. Durch das Zupfen seiner Saiten konnte Dagda die Gefühle der Menschen beeinflussen oder das Wetter kontrollieren.
Die irische Legende von der magischen Harfe
Es gibt zahlreiche leicht unterschiedliche Versionen des Mythos der magischen Harfe. Der Legende nach lagen die Fomori, ein übernatürliches Volk, mit den Tuatha Dé Danann, einer Gruppe göttlicher Wesen, im Streit. Da letztere unter dem Schutz des Dagda standen, beschlossen die Fomori, die Harfe des irischen Gottes zu stehlen. Sie hofften, aus der Trennung des Dagda von seiner mächtigen Kraftquelle einen Vorteil ziehen zu können.
Im Verlauf der Schlacht mussten die Fomori jedoch feststellen, dass sie immer noch unterlegen waren. Dennoch glaubten sie, dass die Chancen weiterhin zu ihren Gunsten standen, da sie die magische Harfe besaßen.
Darstellung der Tuatha Dé Danann, einer Gruppe göttlicher Wesen aus der irischen Mythologie.
Als die Tuatha Dé Danann und der Dagda bemerkten, dass die Harfe verschwunden war, machten sie sich sofort auf die Suche. Als sie auf die große, schlafende Armee der Fomori trafen, fragten sie sich, wie sie das, was dem Dagda rechtmäßig gehörte, zurückerlangen könnten. Während sie noch über ihre wenigen Möglichkeiten nachdachten, breitete Dagda die Arme aus, als wolle er jemanden umarmen, und rief nach seiner Harfe.
Mit offenen Armen wartend, löste sich seine an einer Wand hängende Harfe und kam zu ihm zurück – ähnlich, wie der nordische Donnergott Thor stets seinen Hammer Mjölnir zurückholt. Die Fomori erwachten und versuchten, um den Sieg und den Besitz der Harfe zu kämpfen. Doch dann begann Dagda, sein Instrument zu spielen.
Zuerst spielte er eine Melodie zum Lachen, und der rivalisierende Clan begann so wild zu tanzen, dass sie ihre Waffen fallen ließen. Dann spielte er eine traurige Melodie, und die Fomori weinten. Schließlich spielte er eine Melodie zum Einschlafen. Die Fomori drifteten sanft ins Traumland, während die Tuatha Dé Danann sich auf den Weg nach Hause machten. Niemand wagte es je wieder, die magische Harfe des Dagda zu stehlen.
Das Gemälde „Die Harfe von Erin“ (1867) von Thomas Buchanan Read (1822–1872).
Die Geschichte der magischen Harfe ist repräsentativ für ein größeres musikalisches Bild Irlands. Christliche Artefakte und Manuskripte Irlands aus dem 8. Jahrhundert enthalten zahlreiche Darstellungen des Instruments.
Im Jahr 1185 besuchte König Johann Ohneland (1166–1216), damals noch Prinz von England, die irische Stadt Waterford. Dabei soll er erstaunt darüber gewesen sein, wie gut die Iren das Instrument spielen konnten. Über ihr Harfenspiel sagte er:
„Sie sind unvergleichlich geschickter als jede andere Nation, die ich je gesehen habe.“
Während das Harfenspiel der Engländer für ihn „langsam und hart“ war, spielten selbst nicht professionelle irische Harfenisten „lebhafte und schnelle“ Noten, die seiner Meinung nach der Musik eine süße Harmonie verliehen.
Die Harfe wurde im Laufe der Geschichte mehrfach zum nationalen Symbol Irlands erklärt. Im Jahr 1541, als das Land unter britischer Herrschaft stand, verkündete König Heinrich VIII. (1491–1547), dass die Harfe das Symbol des irischen Königreichs sein würde. Nach der Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich im Jahr 1922 war die Harfe erneut das offizielle Emblem des Landes. Auch in anderen Kulturen – sowohl alten als auch modernen – ist sie bis heute ein beständiges Symbol.
Die Zeichnung zeigt den Harfe spielenden Heinrich VIII.
Als eines der ältesten bekannten Instrumente reichen die Anfänge des Harfenspiels mehrere Jahrtausende zurück. So ist der Musikbogen, einer der frühesten Vorfahren der Harfe, aus 17.000 Jahre alten Höhlenzeichnungen in Frankreich bekannt.
Zudem war die Harfe in einigen der ältesten Kulturen der Welt zu finden, von Mesopotamien und Persien im Nahen Osten bis nach China und Indien im Osten. Im Mittelalter war das Instrument in ganz Europa verbreitet. Später wurde die Harfe zu einem wesentlichen Bestandteil der aufblühenden Volksmusikszene im frühen Amerika.
Im Laufe der Geschichte gab es verschiedene Versionen der Harfe, darunter die Bogenharfe des Alten Ägyptens, die zu den beliebtesten Instrumenten dieser Zivilisation zählte. Die alte Bogenharfe mit nur fünf Saiten zum Zupfen ähnelt einer überdimensionalen Kelle mit einem leicht gebogenen Hals.
Eine Bogenharfe aus Ägypten, datiert auf die Zeit von 2030 bis 1640 v. Chr.
Die moderne Konzertharfe sieht dagegen ganz anders aus. Sie verfügt über einen dreieckigen Holzrahmen, 47 Saiten und sieben Pedale, mit denen sich die Tonhöhe steuern und die verschiedenen Tonarten abdecken lassen.
In Anlehnung an die Art und Weise, wie sie gespielt wird, könnte das Wort „Harfe“ „zupfen“ bedeuten. Der Name selbst hat Einflüsse verschiedener historischer Kulturen erfahren hat, darunter jener der Angelsachsen und Germanen.
Die Harfe erzeugt einen der markantesten Klänge in der Musik. Dank ihres kraftvollen Resonanzbodens, der die Töne verstärkt, kann sie laut und ausgelassen klingen. Oder ihr Klang kann aufgrund der Präzision und Kontrolle der Hände des Harfenspielers sanft und engelsgleich sein. Wenn man sich mit ihrer Geschichte beschäftigt, stellt man außerdem fest, dass die Harfe auch für Nichtmusiker ein nützliches Instrument ist.
Die Malerei einer ägyptischen Grabkammer (um 1422 bis 1411 v. Chr.) zeigt eine Harfe spielende Frau (r.).
Einige der bedeutendsten Philosophen der westlichen Zivilisation verwendeten die Harfe in ihren Schriften als Metapher. So beschrieb der antike griechische Philosoph Aristoteles (384–322 v. Chr.), dass Tugenden nicht angeboren sind, sondern Eigenschaften, die es zu kultivieren gilt, und verdeutlichte seinen Standpunkt mit dem Bild eines übenden Harfenspielers. In der „Nikomachischen Ethik“ schreibt er:
„Die Tugenden hingegen erwerben wir, indem wir sie zunächst tatsächlich praktizieren, genau wie wir es mit den Künsten tun. Wir erlernen eine Kunst oder ein Handwerk, indem wir die Dinge tun, die wir tun müssen, wenn wir sie gelernt haben: Zum Beispiel werden Menschen zu Bauherren, indem sie Häuser bauen, und zu Harfenspielern, indem sie auf der Harfe spielen. In ähnlicher Weise werden wir gerecht, indem wir gerechte Taten vollbringen, maßvoll, indem wir maßvolle Taten vollbringen, und mutig, indem wir mutige Taten vollbringen.“
Das Gemälde von David Bles zeigt ein Mädchen, das das Harfenspiel übt.
Ein weiterer wegweisender Denker war Francis Bacon (1561–1626). Er verglich die Gesundheit des menschlichen Körpers mit einer gut gestimmten Harfe. Der in London geborene Philosoph trug dazu bei, den Grundstein für die europäische Aufklärung zu legen, die vom späten 17. bis zum frühen 19. Jahrhundert stattfand. Bacon war überzeugt:
„Die Aufgabe der Medizin besteht lediglich darin, die seltsame Harfe des menschlichen Körpers zu stimmen und sie in Einklang zu bringen.“
Die magische Harfe spricht seit der Antike zu uns. Aus ihren Tönen haben wir viel Weisheit gewonnen.