Lieferung für DB Regio
Deutsche Bahn setzt auf chinesische E-Busse - Gewerkschaften und Experten schlagen Alarm
Die Deutsche Bahn setzt bei einer großen Ausschreibung offenbar verstärkt auf chinesische Anbieter. Bis zu 700 E-Busse könnten von dem Hersteller BYD stammen – ein Schritt, der Gewerkschaften, Experten und Sicherheitspolitiker alarmiert. Internationale Untersuchungen warnen vor Risiken für kritische Infrastruktur.

Ein jüngst durchgeführter Test in Norwegen deutete auf Zugriffsrisiken bei E-Bussen made in China hin. Die Deutsche Bahn will offenbar dennoch Fahrzeuge chinesischer Anbieter ordern. (Symbolfoto)
Foto: AlbyDeTweede/iStock
In Kürze:
- DB-Ausschreibung weist offenbar bis zu 700 E-Busse an BYD aus
- Gewerkschaft EVG spricht von einem „schlechten Scherz“ und warnt vor Jobverlusten
- Internationale Tests zeigen potenziellen Fernzugriff bei chinesischen Bussen
- Sicherheitsbehörden stufen chinesische Fahrzeugtechnik zunehmend als Risiko ein
Die Deutsche Bahn (DB) wird künftig auch Omnibusse aus China in ihrem Bestand haben. Dies geht aus einem Bericht des „Spiegel“ vom Dienstag, 09.12., über das Ergebnis einer Ausschreibung des Staatsunternehmens hervor. Zwar ist das Verfahren noch nicht abgeschlossen, und die Bahn gibt deshalb keine Auskünfte über den Stand der Ausschreibung. Allerdings soll ein Los, also ein Teilauftrag, über bis zu 700 Busse an den chinesischen Anbieter „Build Your Dreams“ (BYD) gehen.
Deutsche Bahn weist auf noch laufendes Verfahren hin
Die Ausschreibung betrifft insgesamt die Lieferung von mehr als 1.000 Fahrzeugen. Weitere Verträge sollen offenbar mit dem chinesischen Anbieter Zhongtong Bus sowie mit MAN abgeschlossen werden. Die Deutsche Bahn dementierte die genannte Zahl, machte aber weder konkrete Angaben noch nannte alternative Werte.
Die Deutsche Bahn teilte mit, dass derzeit eine europaweite Ausschreibung läuft, die mehrjährige Rahmenverträge zum Ziel hat. Konkrete Auskünfte sollen erst nach Abschluss des Verfahrens gegeben werden; möglicherweise wird es am Wochenende eine Erklärung dazu geben. Dem „Spiegel“ zufolge sollen die Aufträge an die europäischen Tochtergesellschaften der chinesischen Konzerne gehen.
Die kolportierte Entscheidung stößt bereits jetzt auf Missbilligung bei der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Deren Vorsitzender und DB-Aufsichtsratsvize, Martin Burkert, kündigte an, die Angelegenheit vor den Aufsichtsrat zu bringen.
Er verwies auf Mahnungen der Bundesregierung zum Standortpatriotismus und kommentierte: „Dass ausgerechnet das Staatsunternehmen Deutsche Bahn Elektrobusse billig in China einkaufen will, klingt wie ein schlechter Scherz.“
Busse von BYD bislang in Ettlingen im Einsatz
China dränge mit „aggressiven Kampfpreisen“ auf den deutschen Markt, betont Burkert, der zudem darauf hinweist, dass die Bundesregierung Eigentümerin der Bahn sei. Man erwarte nun, dass die DB „nicht nur Forderungen in den Raum wirft, sondern den Kampf um deutsche Jobs ernst nimmt“. Eine Ausschreibung, die ausschließlich auf deutsche Anbieter beschränkt wäre, wäre allerdings EU-rechtlich nicht zulässig.
Die E-Busse sollen künftig bei DB Regio zum Einsatz kommen, der vor allem im Regionalverkehr tätigen Tochtergesellschaft der Bahn. Bereits 2021 hatte DB Regio fünf Elektrobusse von BYD bestellt, die seither im Nahverkehr der Stadt Ettlingen in Baden-Württemberg unterwegs sind.
Nicht nur bei der Gewerkschaft ist der Unmut über die noch nicht offizielle Entscheidung groß. In der „WirtschaftsWoche“ (WiWo) mutmaßt Thomas Stölzel, dass der Ankauf von Zügen von chinesischen Anbietern durch die Deutsche Bahn nur der konsequente nächste Schritt sein werde. Immerhin sei China auch bezüglich des Equipments in diesem Bereich der weltgrößte Hersteller.
Warnung vor unlauteren Praktiken und Expansionsstrategie
Ein Kommentar in der „WiWo“ hält es für zu kurz gegriffen, die Entscheidung der Bahn allein mit dem vermutlich besten und günstigsten Angebot zu rechtfertigen. Der Grund, warum China ein so breites Sortiment zu niedrigen Preisen anbieten könne, liege in massiver staatlicher Unterstützung.
Die chinesische Eisenbahngesellschaft CRRC könne sich durch Marktmanipulationen im eigenen Land den nötigen Spielraum verschaffen, um in Europa preisgünstige Angebote zu machen. Europäische Anbieter wie Siemens und Alstom seien in China bereits weitgehend vom Markt verdrängt. Das kommunistisch regierte Land kontrolliere dabei die gesamte Wertschöpfungskette – von den Rohstoffen bis zur Montage.
Chinesische Unternehmen wie CRRC haben sich bereits Ausschreibungen für den Betrieb von U- und S-Bahnen in den USA, Kanada und Mexiko gesichert. In Ungarn und Indonesien werden bald chinesische Hochgeschwindigkeitszüge auf wichtigen Strecken zum Einsatz kommen. Der Expansionsdrang Chinas dürfte dabei eher weiter zunehmen als abnehmen.
Norwegischer Verkehrsbetrieb weist Manipulationspotenzial nach
Die „WirtschaftsWoche“ weist zudem darauf hin, dass es bei dem Thema nicht nur um Preise oder industrielle Konkurrenz geht, sondern auch um die Sicherheit kritischer Infrastruktur. Bereits im Streit um Huawei, chinesische Drohnentechnik und Überwachungskameras wurde deutlich, welche Risiken entstehen können, wenn kritische Infrastruktur auf Technologie basiert, die von einer fremden Macht kontrolliert wird.
Der norwegische Verkehrsbetrieb Ruter zeigte kürzlich in einer abgeschirmten Testumgebung, dass E-Busse des chinesischen Herstellers Yutong über eine aktive Fernzugriffsfunktion verfügen. Über eine eingebaute SIM-Karte könnte der Hersteller Daten abrufen und – zumindest theoretisch – auch auf zentrale Fahrzeugmodule zugreifen. Laut den Testern könnte ein Bus im Ernstfall innerhalb von Sekunden deaktiviert werden.
Es könnte bereits problematisch sein, wenn sich ein chinesischer Anbieter nicht mehr für die Behebung technischer Fehler zuständig erklärt. Ein ähnlicher Fall ereignete sich jüngst in der Russischen Föderation, wo massenhaft Porsche-Modelle ausfielen, weil deren Alarmanlagen ohne funktionierende Satellitenverbindung den Motor blockierten. Dieses Beispiel verdeutlicht, wie verwundbar moderne Fahrzeuge sein können, wenn zentrale digitale Komponenten von fremden Herstellern kontrolliert werden.
Unterschätzt die Deutsche Bahn das Risiko?
Yutong wies die Vorwürfe zurück und erklärte, man habe lediglich Zugriff auf Nebenfunktionen. Ruter kündigte jedoch bereits strengere Beschaffungsvorgaben und zusätzliche Schutzmechanismen an.
Auch in Israel hat die Armee chinesische Dienstfahrzeuge ihrer Offiziere aus Sorge vor Datenabfluss oder Fernmanipulation durch moderne Bordcomputer wieder eingezogen. Ähnliche Maßnahmen wurden in den USA und Großbritannien ergriffen. Auch die deutschen Nachrichtendienste warnen seit Jahren: Je stärker chinesische Fahrzeuge, Sensoren oder digitale Systeme in westliche Infrastruktur integriert werden, desto größer ist das potenzielle Einfallstor für Eingriffe.
Reinhard Werner schreibt für Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.
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