Gaza-Konflikt
Angriff auf palästinensische Sanitäter: Israel räumt Fehler ein
Als israelische Soldaten palästinensische Rettungskräfte erschossen, behauptete das Militär, die angegriffenen Fahrzeuge seien nicht markiert gewesen. Eine Untersuchung rückt dies nun in ein anderes Licht.

Knapp einen Monat nach der Tötung von 15 palästinensischen Rettungskräften räumt Israels Militär eigene Fehler ein. (Archivbild)
Foto: Abdel Kareem Hana/AP/dpa
Knapp ein Monat nach der Tötung von 15 palästinensischen Sanitätern und Zivilschutzmitarbeitern im Gazastreifen räumt Israels Militär Fehler seiner daran beteiligten Soldaten ein. Der Zwischenfall am 23. März, bei dem israelische Uniformierte auf Ambulanz- und Feuerwehrfahrzeuge der palästinensischen Rettungsdienste geschossen hatten, sei durch ein „operatives Missverständnis“ hervorgerufen worden, heißt es in der Zusammenfassung einer Untersuchung, die das Militär am Sonntag veröffentlichte.
Es habe an dem Tag in Rafah im südlichen Gazastreifen in rascher Abfolge drei bewaffnete Zwischenfälle gegeben, bei dem mit den Rettungsmannschaften habe es sich um den zweiten gehandelt, heißt es darin weiter. „Die Untersuchung stellte fest, dass der Schusswaffengebrauch in den beiden ersten Zwischenfällen aus einem operativen Missverständnis seitens der (israelischen) Truppe resultierte“, steht in der Zusammenfassung. Die Soldaten hätten geglaubt, dass sie einer realen Bedrohung durch feindliche Kräfte ausgesetzt waren.
Das Militär empfiehlt Disziplinarmaßnahmen gegen die befehlshabenden Offiziere des in den Zwischenfall verwickelten Aufklärungsbataillons. Der Vize-Kommandeur des Bataillons, der die Aktion unmittelbar vor Ort befehligt hatte, werde seines Postens enthoben. Er habe anschließend einen „unvollständigen und unzutreffenden“ Bericht vorgelegt. Der ihm vorgesetzte Brigadekommandeur erhalte eine Verwarnung.
Später hieß es, die israelische Armee habe den stellvertretenden Kommandeur der Aufklärungseinheit der Golani-Brigade entlassen. Das teilte das Militär am Sonntag mit.
Demnach wurde der Offizier auch wegen seines „teilweisen und ungenauen“ Berichts über den Vorfall während einer ersten Untersuchung aus seiner Funktion entfernt. Zusätzlich wurde der Kommandeur der 14. Reserve-Panzerbrigade, die die Operation in Rafah leitete, offiziell gerügt. Ihm wurde die „gesamtverantwortliche Leitung des Vorfalls“ einschließlich der anschließenden Szenenbewältigung vorgeworfen.
Laut der offiziellen Untersuchung soll es „keine Verstöße gegen den Ethikkodex“ der IDF gegeben haben, jedoch mehrere „professionelle Fehler“ und Verstöße gegen das militärische Protokoll, sowie ein Versäumnis, den Vorfall vollständig zu melden.
Rettungsfahrzeuge fuhren mit Blaulicht
Die Tötung der 15 Rettungskräfte hatte weltweit große Empörung ausgelöst. Israel hatte den Zwischenfall ursprünglich so dargestellt, dass die Rettungsfahrzeuge nicht markiert gewesen und ohne Blaulicht gefahren seien. Zwei Wochen später vermochte der Palästinensische Rote Halbmond (PRCS) die Handy-Kamera von einem der getöteten Sanitäter sicherzustellen.
Auf den Aufnahmen ist zu sehen, dass die Wagen als Rettungsfahrzeuge markiert waren und mit Blaulicht fuhren. Israel kündigte daraufhin eine Untersuchung des Vorfalls an.
In der Zusammenfassung des Berichts bringen die israelischen Streitkräfte ihr Bedauern über den Schaden zum Ausdruck, der unbeteiligten Zivilisten zugefügt wurde. Zugleich hält der Bericht fest, dass unter den 15 Getöteten 6 Hamas-Mitglieder gewesen seien.
Die deutsche Bundesregierung hatte die Forderungen nach einer Untersuchung unterstützt. „Auch wir finden, dass eine umfassende Untersuchung der Vorfälle notwendig ist“, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes. Sie bezeichnete die Bilder aus Rafah als „bestürzend“ und betonte, medizinisches Personal und humanitäre Helfer dürften niemals Ziel von Angriffen werden. (dpa/red)
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