Medienbericht
Dreierbündnis um Merz will CDU vor Röttgen retten
Das Votum der Kreisverbände für eine Mitsprache der Mitglieder bei der neuen Parteispitze der CDU hat den Druck auf die Vorstandsgremien verstärkt. Unterdessen scheint Finanzexperte Friedrich Merz an einem Bündnis gegen den Außenpolitiker Norbert Röttgen zu arbeiten.

Norbert Röttgen (r) und Friedrich Merz (l).
Foto: Christian Marquardt - Pool/Getty Images
Am Dienstag, 2. November, werden Präsidium und Bundesvorstand der CDU wieder zusammentreten. Eines der zentralen Themen wird dabei das Ergebnis des Treffens von mehr als 300 Kreisvorsitzenden vom vergangenen Samstag sein. Diese hatten eine Mitsprache der Mitglieder bei der Entscheidung über die Laschet-Nachfolge gefordert.
Unterdessen zeichnet sich ab, dass Finanzexperte Friedrich Merz offenbar versucht, ein Bündnis gegen den Außenpolitiker Norbert Röttgen zu schmieden, der sich nach Einschätzung von Parteikreisen erneut um den Parteivorsitz bewerben wolle.
Merz will Spahn-Komplex von 2018 überwinden
Wie unter anderem ntv berichtet, will Merz in diesem Kontext vor allem auf Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und den stellvertretenden Fraktionschef Carsten Linnemann zugehen.
Spahn hatte 2018 für den Parteivorsitz kandidiert. Auf dem Delegiertenparteitag schied er zwar im ersten Wahlgang mit 15,7 Prozent der abgegebenen Stimmen aus, in der Stichwahl gaben jedoch Stimmen aus seinem Lager den Ausschlag zu Ungunsten von Merz.
Linnemann wiederum werden zwar keine Ambitionen auf eine eigene Kandidatur für den Bundesvorsitz nachgesagt, er gilt jedoch als einflussreicher Koordinator, auf dessen Einschätzungen in der Funktionärsriege der Union ebenso wie an der Basis Wert gelegt wird.
Neuausrichtung der CDU gefordert
Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Norbert Röttgen, war 2021 beim digitalen Parteitag ebenfalls im ersten Wahlgang ausgeschieden. Er hatte sich allerdings seit der verlorenen Bundestagswahl mehrfach mit umfassender Manöverkritik zu Wort gemeldet und eine Neuausrichtung angemahnt, ohne die der CDU der Verlust des Status als Volkspartei drohe.
Für eine Neuausrichtung steht auch Merz – und Umfragen zufolge dürfte das Rennen um den Parteivorsitz zwischen diesen beiden ausgemacht werden. Dies entspräche auch der Stimmungslage in der Bevölkerung insgesamt.
In einer Civey-Umfrage erklärten jüngst 22 Prozent der befragten Bundesbürger, Merz am ehesten zuzutrauen, das Amt des CDU-Bundesvorsitzenden erfolgreich ausüben zu können; Röttgen bevorzugten 19 Prozent. Alle anderen namentlich genannten möglichen Kandidaten landeten im einstelligen Bereich.
Röttgen bleibt Lieblingskandidat der Linksparteien
Insgesamt befinden sich Merz und Röttgen demnach in einem knappen Rennen um die Publikumsgunst. Einen deutlichen Unterschied dahingehend, woher diese Beliebtheitswerte stammen, macht jedoch die Detailaufschlüsselung des Ergebnisses deutlich.
Unter den Unionsanhängern liegt Merz mit 35 zu 26 Prozent deutlich vorne, auch unter den Anhängern von FDP, AfD und sonstigen Parteien gibt es eine klare Präferenz für Merz. Die Union hatte seit der Bundestagswahl 2013 an diese Parteien mehrere Millionen Wähler verloren.
Eine klare Präferenz für Röttgen gegenüber Merz zeigt sich hingegen unter Anhängern der Grünen (34 Prozent), der SPD (23) und der Linkspartei (19). Der bloße Umstand, dass ein Politiker beim politischen Gegner beliebt ist, sagt für sich genommen jedoch noch wenig über die Bereitschaft aus, diesen auch zu wählen.
Demgegenüber ist damit zu rechnen, dass ein Bundesvorsitzender Friedrich Merz zumindest in Teilen der Union eine Aufbruchsstimmung hervorrufen und die Basis mobilisieren könnte.
Für Röttgens Ambitionen dürfte nach wie vor seine klare Wahlniederlage als Spitzenkandidat zu den Landtagswahlen im Jahr 2012 in NRW eine Belastung darstellen. Zudem ist sein forsches Auftreten in der Außenpolitik nicht in allen Teilen der Partei beliebt. Insbesondere was die Beziehungen zu Russland, Polen oder Ungarn anbelangt, würde Röttgen für einen aggressiven Kontrapunkt zum scheidenden Vorsitzenden Armin Laschet darstellen.
Reinhard Werner schreibt für die Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.
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