Wiener Kardinal Schönborn kritisiert Asylpolitik in Österreich - Gruppe von Menschen unter "Generalverdacht"
Wiens Erzbischof und Kardinal Christoph Schönborn sprach im ORF-Interview eine Schelte in Richtung Regierung aus. Er stellt klar, dass hier Menschen "offensichtlich systematisch in ein schiefes Licht gerückt" werden.

Christoph Schönborn (r.) mit Bosniens Kardinal Vinko Puljic.
Foto: ELVIS BARUKCIC/AFP/Getty Images
Der Erzbischof von Wien und Kardinal der katholischen Kirche, Christoph Schönborn, übte in der ORF-Sendung „Pressestunde“ Kritik an der Asylpolitik der österreichischen Regierung. Er kritisiert dabei vor allem, dass eine Gruppe von Menschen unter „Generalverdacht“ gestellt wird: „Eine kleine Gruppe von Menschen wird offensichtlich systematisch in ein schiefes Licht gerückt.“
Generell will er die Regierung nicht schlecht reden, jedoch sind ihm in der Asylpolitik einige „unnotwendige Signale“ ein Dorn im Auge. Er sieht die Menschenrechte der betroffenen Personen nicht gewahrt. Vor allem die Anbringung eines Schildes mit der Tor-Aufschrift „Ausreisezentrum“ in der Erstaufnahmestelle Traiskirchen sei für ihn „unmenschlich“.
Die „Krone“ schreibt dazu, dass der Kardinal nicht bestreitet, „dass es unter den Flüchtlingen auch welche gebe, die man möglichst schnell wieder nach Hause schicken solle, aber die meisten von ihnen seien vor Krieg und Tod geflüchtet und traumatisiert.“ Die populistischen Tendenzen in Europa sieht er als besorgniserregend an.
Kirche bei Missbrauch im Kulturwandel
Mit Blick auf die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche spricht Kardinal Christoph Schönborn von einem Kulturwandel. Er sieht hier Handlungsbedarf und macht öffentlich, dass sich Autoritäten durchaus geändert haben. Diese seien nicht mehr so starr wie einst. Die „Krone“ berichtet, dass dies „ein Hauptgrund für die Häufung der Übergriffe in den 1950er- und 1970er-Jahren“ wäre. Christoph Schönborn weiter:
„Es wird leider immer Missbrauch geben, weil Gewalt, Macht und Sexualität sehr schwer zu beherrschende Kräfte sind.“
Er versichert, dass es kirchenintern Konsequenzen gebe, diese seien laut seinen Aussagen strenger als die weltlichen. Weltweit seien diesbezüglich 300 Priester ihres Amtes enthoben worden. (cs)
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