Bielefeld-Hainan: Hochschulgründung in China in der Kritik

Die Hochschule Bielefeld gründet einen Ableger in China - der Lehrbetrieb auf der Insel Hainan läuft bald mit zunächst kleiner Studierendenzahl an. Die Wissenschaftsministerin sieht das Projekt kritisch.
Blick auf den Eingang zur Hochschule Bielefeld (HSBI).
Blick auf den Eingang zur Hochschule Bielefeld (HSBI).Foto: Friso Gentsch/dpa
Epoch Times6. August 2023

Von der Hochschule Bielefeld als Premiere und „Paukenschlag“ angekündigt – und nun in die Kritik geraten: Als erste ausländische Institution überhaupt werde man eine eigenständige Hochschule in der Volksrepublik China gründen, teilte die Einrichtung in Ostwestfalen-Lippe vor wenigen Wochen mit.

Die neue Hochschule namens Hainan Bielefeld University of Applied Sciences (BiUH) stößt allerdings im Bundesforschungsministerium auf Skepsis.

Zunächst 140 Studierende aus zwölf Provinzen

Laut Bielefelder Hochschule – die frühere Fachhochschule hatte sich im April 2023 umbenannt in „Hochschule Bielefeld – University of Applied Sciences and Arts (HSBI)“ – sollen auf der Insel Hainan langfristig bis zu 12.000 Studierende ihre Bachelor- und Masterstudien absolvieren.

Der Lehrbetrieb beginne in diesem Wintersemester mit zunächst 140 Studierenden aus zwölf chinesischen Provinzen auf einem Übergangscampus – in den Studiengängen Computer Science und Digital Technologies. Elektrotechnik, Maschinenbau, Mechatronik oder Wirtschaftsingenieurwesen würden folgen. 2025 sollen erste Studierende von Hainan nach Deutschland kommen und umgekehrt.

Laut HSBI gilt im Norden der Insel mit vielen internationalen Investoren ein besonderer rechtlicher Status: Hochschulen aus dem Ausland könnten dort unabhängige Bildungseinrichtungen für Ingenieurwissenschaften, Landwirtschaft und Medizin errichten. Im Gegensatz dazu seien in allen anderen chinesischen Provinzen ausländische Hochschulprogramme nur „in Kooperation und unter Federführung chinesischer Hochschulen“ möglich.

Verweis auf China-Strategie

Das Bundesforschungsministerium (BMBF) zeigte sich skeptisch. „China wird gerade in Wissenschaft und Forschung immer mehr zum Wettbewerber und systemischen Rivalen“, sagte eine Ministeriumssprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Die Rahmenbedingungen für Wissenschaftskooperationen würden dadurch schwieriger, wie das BMBF gerade erst im Juni bei deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen in Berlin thematisiert habe.

Zentral seien Wissenschaftsfreiheit, friedliche Nutzung gemeinsam erzielter Forschungsergebnisse und Rechtssicherheit bei Wissenschaftskooperationen. Das spiegele sich auch in der China-Strategie der Bundesregierung wider. „Vor diesem Hintergrund sieht das BMBF das Projekt der Hochschule Bielefeld kritisch.“

Das Ministerium betonte, es liege in der Verantwortung der Hochschule Bielefeld, dass die Wissenschaftsfreiheit geachtet und Missbrauch-Risiken minimiert würden. In der vom Bundeskabinett jüngst beschlossenen China-Strategie gilt der Grundsatz, dass die Volksrepublik zwar Partner, aber auch Wettbewerber und systemischer Rivale ist. Die Bundesregierung wirft Peking vor, Menschenrechte in schwerwiegender Weise zu verletzen und mit ihrer Machtpolitik im Indopazifik das Völkerrecht auszuhebeln. (dpa)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion