Corona-„Fakten-Booster“: Mit 5,4 Millionen Euro gegen die „Sommerwelle“

Knapp 5,4 Millionen Euro ließ sich die Bundesregierung im Juli eine Corona-Informationskampagne in Regional- und Anzeigenblättern kosten. Der sogenannte Fakten-Booster, der bereits bekannte Einschätzungen von Minister Lauterbach wiedergab, soll noch ausgebaut werden.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach warnte vor einer Corona-Sommerwelle.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach.Foto: Sean Gallup/Getty Images
Von 2. September 2022

Um der Corona-„Sommerwelle“ mit der Omikron-Variante gegenzusteuern, hat die Bundesregierung für eine einmalige Werbeschaltung in regionalen Tageszeitungen am 23. Juli 2,34 Millionen Euro ausgegeben. Weitere 2,75 Millionen Euro flossen für Anzeigenblätter. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der AfD-Fraktion hervor.

Die ganzseitige Anzeige war bundesweit unter dem Titel „Die Sommerwelle ist da“ in Zeitungen und Anzeigenblättern parallel geschaltet worden und sollte den Beginn einer größeren Kampagne unter der Überschrift „Fakten-Booster“ markieren. In sozialen Medien sei die Schaltung für 297.500 Euro „verlängert und vertieft“ worden. Künftig soll die Kampagne auch auf Werbespots im Hörfunk und in Webradios ausgeweitet werden.

„Fakten-Booster“ soll in Serie gehen

Das Inserat, das als Ausgabe #01 des „Fakten-Boosters“ firmiert und den Stand vom 7. Juli wiedergab, ist Teil der Kampagne „Zusammen gegen Corona“ und auf deren Webseite dokumentiert. Um die Bürger optimal „zu Hause und auf der Reise“ zu schützen, gibt die Einschaltung im Wesentlichen Positionen wieder, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und weitere Mitglieder der Bundesregierung bereits mehrfach auch in Nachrichtensendungen oder Talksendungen dargestellt hatten.

So wird noch einmal darauf hingewiesen, dass „Omikron […] schon immer ansteckender als frühere Virusvarianten“ gewesen sei. Dessen Sublinie BA.5 (inklusive BE.1) mache „einen großen Teil der Sommerwelle aus“. Die Verbreitung der Variante werde erleichtert und beschleunigt, weil Menschen weniger persönliche Schutzmaßnahmen träfen und vor allem die Bereitschaft, Schutzmasken zu tragen, deutlich abgenommen habe. Wie Epoch Times berichtete, ist Omikron im Vergleich zu früheren Varianten zwar ansteckender, aber nochmals weniger gefährlich.

Lauterbach legt freiwilliges Tragen von Masken in Innenräumen an

Das Tragen einer FFP2-Maske könne, so heißt es in dem Anzeigetext weiter, das Infektionsrisiko „auf bis zu ein Prozent“ senken. Zudem wird angeraten, den Impfschutz zu checken und mit dem Hausarzt über das weitere Vorgehen bezüglich einer Erstimmunisierung oder Auffrischung zu sprechen.

Es sei ausreichend Impfstoff vorhanden, um die Bevölkerung in den kommenden Monaten „bestmöglich vor einem schweren Verlauf“ zu schützen – wofür die vollständige Impfung oder eine Genesung im Zusammenspiel mit mindestens einer Impfung die besten Voraussetzungen böten.

Im sogenannten Advertorial kommt Minister Lauterbach dann auch noch selbst zu Wort. „Wir müssen wegen der Sommerwelle nicht in Panik geraten, aber wachsam sein“, erklärt er. „Das Virus bleibt, auch im Sommer“, und er ergänzt seine Ausführungen mit dem Rat an alle: „Im Zweifel auch in Innenräumen freiwillig Maske tragen.“

Unter der angegebenen Kontakttelefonnummer konnten Interessierte auch Informationen in englischer, arabischer, türkischer und russischer Sprache einholen.

Corona-Entwicklung im Sommer deutlich schwächer

Am 7. Juli, der dem Informationsblatt zugrunde gelegt wurde, wurden in Deutschland 117.732 Neuinfektionen mit dem Coronavirus dokumentiert, am Tag vor der Einschaltung in den regionalen Medien waren es nur noch 92.009. Am ersten Tag nach dem Wochenende, dem 25. Juli, stieg die Zahl der diagnostizierten Neuinfektionen kurzfristig noch einmal auf 145.474 an, ehe die Inzidenzen deutlich zu bröckeln begannen.

Auf dem Höhepunkt der sogenannten Sommerwelle lag die Zahl der Neuinfektionen bei 160.691 (18. Juli) – einem Wert, der zuvor Anfang Mai zu verzeichnen war, am Ende der Anstiegsbewegung im Frühling. Der höchste Tageswert in Deutschland seit dem Auftreten von COVID-19 überhaupt wurde am 24. März mit 395.592 verzeichnet.

Die Zahl der Todesfälle pro Tag, die auf eine Corona-Infektion zurückgeführt werden, hat im Jahr 2022 bislang lediglich am 8. März die 500er-Marke überschritten – wobei zu berücksichtigen ist, dass Todesfälle häufig erst verspätet in die Statistik einfließen. Andererseits kam eine Studie der Uniklinik Hamburg Eppendorf zuletzt zu dem Ergebnis, dass über 50 Prozent der Corona-Toten überhaupt nicht an Corona gestorben sind.

Tatsächlicher Werbeeffekt fraglich

Am 12. August räumte Minister Lauterbach selbst ein, dass der Höhepunkt der sogenannten Sommerwelle überschritten sei. Wie groß der konkrete Nutzen der zwei, knapp drei Wochen zuvor gefahrenen Kampagnen für mehr als fünf Millionen Euro war, lässt sich kaum beziffern.

Dem Statistischen Bundesamt zufolge blättern knapp 13,7 Millionen Deutsche mehrmals wöchentlich in Anzeigenblättern. Drei Jahre zuvor seien es noch mehr als 16 Millionen gewesen. Die wöchentliche Auflage von Anzeigenblättern lag im Januar 2022 bei 58,9 Millionen Exemplaren und ist ebenfalls rückläufig.

In vielen Fällen werden von Empfängern der Blätter auch lediglich bestimmte Prospektbeilagen und nicht der redaktionelle Innenteil beachtet. Auch Regionalzeitung im Printformat befinden sich weiter auf dem Rückzug.

Regionalteile etablierter Medien haben zunehmend mit der Konkurrenz durch Lokalblogs im Internet zu kämpfen und verlagern ihre Schwerpunkte ebenfalls in den Onlineauftritt.

Im Mai dieses Jahres sah sich das Bundesgesundheitsministerium gezwungen, einen bereits konzipierten und gedrehten Werbefilm für die Corona-Schutzimpfung zu stoppen. Im Februar wurden, wie Medien berichteten, in Berlin Szenen für den Film gedreht, in denen bekleidete und unbekleidete Menschen im Freien bei unwirtlichem Wetter auftraten. Die Nackten sollten offenbar die Gruppe der Ungeimpften repräsentieren.

Der Film, der im Juni und Juli 2022 im Fernsehen ausgestrahlt werden sollte, wurde am Ende zurückgezogen. Angeblich befürchtete man, „die aus dem Krieg in der Ukraine Geflüchteten könnten sich von den Filmsequenzen getriggert fühlen“.

(Mit Material von dts)



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