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plus-iconEin Jahr nach Magdeburg

Massenhafte Absage von Weihnachtsmärkten sind Fake News

In sozialen Medien kursieren Meldungen, dass viele Weihnachtsmärkte in diesem Jahr aus Sicherheitsgründen abgesagt sind. Epoch Times klärt auf: Das Gegenteil ist der Fall.

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Der Weihnachtsmarkt in Frankfurt am Main gehört zu den stimmungsvollsten in Deutschland.

Foto: Boris Roessler/dpa

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Lesedauer: 7 Min.


In Kürze

  • Keine Anhaltspunkte für massenhafte Absage von Weihnachtsmärkten
  • Weihnachtsmärkte und Volksfeste so beliebt wie nie zuvor
  • Verwaltungen und Polizei überarbeiten Sicherheitskonzepte.

Alle Jahre wieder tummeln sich Millionen Menschen auf Deutschlands Weihnachtsmärkten. Budenzauber in den vier bis sechs Wochen vor Heiligabend allerorten: Laut einer Erhebung des Deutschen Schaustellerbundes gibt es bundesweit etwa 3.250 Weihnachtsmärkte. Sie locken etwa 170 Millionen Menschen an.

Fake News über Christkindlesmärkte machen die Runde

Nun tauchen Nachrichten in sozialen Medien auf, in denen es heißt, dass die beliebten Märkte, die je nach Region unter anderem auch die Bezeichnung Christkindlesmarkt oder Adventsmarkt tragen, in großer Zahl entfallen.

Traktorlichterfahrt in Magdeburg zum Gedenken an die Opfer des Anschlags vom 20. Dezember 2024.

Foto: Peter Gercke/dpa-Zentralbild/dpa

Auf X kursiert das Posting eines offenbar britischen Nutzers, der in englischer Sprache die Streichung von „Hunderten Weihnachtsmärkten“ in Deutschland vermeldet. Der Beitrag wurde (Stand 29. Oktober) mehr als 464.000-mal aufgerufen. Ein Posting auf Instagram geht sogar noch weiter. Dort heißt es, dass Deutschland Weihnachten absage. Der Grund dafür seien die zu hohen Kosten für Sicherheitsvorkehrungen.
Der Verfasser auf X bezieht sich auf einen Artikel von „J&M Duna Press“. Die dubiose Onlinepublikation hat laut eigenen Angaben ihren Sitz im norwegischen Holmestad. Sie bezeichnet sich als Teil einer unabhängigen Kommunikations- und Bildungsgruppe. Die Texte, die hauptsächlich mit KI-Grafiken bebildert sind, erscheinen in deutscher, ungarischer und – wie der Artikel zu den Weihnachtsmärkten – in englischer Sprache. Für die Behauptungen in dem Artikel gibt es jedoch keine Belege.

Wie sieht es wirklich aus?

Ist es tatsächlich so, dass die Terroranschläge von Berlin (2016) mit 13 Toten, Ludwigshafen (2016) und Magdeburg (2024) mit sechs Todesopfern zu einem spürbaren Einbruch bei den Angeboten geführt haben?
Absagen finden sich bislang nur vereinzelt. Die größten Weihnachtsmärkte Deutschlands, die in Stuttgart, Frankfurt, Nürnberg, München oder Köln jeweils 2,5 bis 4 Millionen Menschen anlocken, finden (Stand 29. Oktober) statt.
Abgesagt ist hingegen der Budenzauber vor historischer Kulisse in Dortmund. Weil die Renovierungsarbeiten am Schloss Bodelschwingh andauern, fällt der Markt wie im Vorjahr aus. Allerdings ist für Ersatz gesorgt, wie „Der Westen“ schreibt. So feiert die „Landweihnacht“ im nur wenige Kilometer entfernten Castrop-Rauxel Premiere (27. bis 30. November).

Neuer Hamburger Markt wenig lukrativ für Schausteller

Aus finanziellen und organisatorischen Gründen gibt es auch in diesem Jahr keinen historischen Weihnachtsmarkt im Rostocker Iga-Park. Der sollte 2024 erstmals stattfinden, doch scheiterte das Vorhaben. Der klassische 3 Kilometer lange Rostocker Weihnachtsmarkt in der Innenstadt (Neuer Markt, Kröpeliner Tor) findet hingegen wie geplant vom 24. November bis zum 22. Dezember 2025 statt.
Kurzlebig war der Weihnachtsmarkt „Winterterrassen“ in Hamburg-Rahlstedt. Erst 2023 ins Leben gerufen kam nun das endgültige Aus. Laut „Focus Online“ fehlte es am Interesse der Schausteller. Auch waren die Umsätze im bevölkerungsreichsten Teil der Hansestadt zu gering. So meldeten die Aussteller den Veranstaltern, dass sie auf anderen Märkten bis zu 4.000 Euro mehr verdienen könnten.
Seit dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt 2016 und der Amokfahrt in Magdeburg im vergangenen Jahr wurden die Sicherheitsvorkehrungen auf Weihnachtsmärkten deutlich verschärft. Viele Märkte setzen auf massive Betonbarrieren oder versenkbare Poller. Sie sollen Attacken mit Fahrzeugen verhindern. Außerdem sind Videoüberwachungssysteme installiert, die eine Echtzeitbeobachtung ermöglichen.
Der Zugang zu größeren Märkten erfolgt oft über kontrollierte Eingänge mit Taschenkontrollen und teilweise Metalldetektoren. Die Polizei ist personell verstärkt präsent, ergänzt durch private Sicherheitsdienste.
Nach dem Anschlag in Magdeburg im vergangenen Jahr haben mehrere Städte in Sachsen-Anhalt ihre Sicherheitskonzepte für Weihnachtsmärkte überarbeitet. Wie der „Mitteldeutsche Rundfunk“ mitteilt, setzt Halle erstmals ein neu angeschafftes Zufahrtsschutzsystem ein. Dieses berücksichtigt auch den Straßenbahnverkehr. In Stendal sind zusätzliche Zufahrtssperren und mehr Sicherheitspersonal eingeplant.

Nach Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt: Hunderte Kerzen, Blumen und Plüschtiere finden sich vor der Johanniskirche für die Opfer des Anschlags.

Foto: Peter Gercke/dpa-Zentralbild/dpa

Naumburg hat sein bestehendes Konzept angepasst, basierend auf eigenen Erfahrungen. Konkreter möchte sich die Verwaltung aus Sicherheitsgründen nicht äußern. Auch Halberstadt, Salzwedel und Schönbeck haben ihre Maßnahmen überprüft und aktualisiert. Behörden und Polizei haben bei der Erstellung der Konzepte zusammengearbeitet, um den Schutz der Besucher zu erhöhen.

Kommune investiert, um Veranstalter nicht abzuschrecken

Wie der „Westdeutsche Rundfunk“ mitteilt, haben auch Städte in Nordrhein-Westfalen ihre Sicherheitskonzepte für Weihnachtsmärkte in diesem Jahr deutlich erweitert. Viele Kommunen setzen auf zusätzliche Betonbarrieren, versenkbare Poller und mobile Sperren, um Fahrzeugangriffe zu verhindern. Die Kosten für diese Maßnahmen sind erheblich gestiegen und belasten die Haushalte der Städte.
Als Beispiel sei Hattingen genannt. Um den stimmungsvollen Weihnachtsmarkt in der Altstadt, den auch viele Touristen besuchen, besser zu schützen, hat die Stadt mobile Sicherheitssperren im Wert von 200.000 Euro gekauft. Die Kommune ist selbst aktiv geworden, weil sie Veranstalter mit teuren Sicherheitsmaßnahmen nicht abschrecken wollte.  Neben baulichen Schutzmaßnahmen kommen verstärkte Polizeipräsenz, Videoüberwachung und private Sicherheitsdienste zum Einsatz.

Wichtiger Wirtschaftsfaktor

Der Deutsche Schaustellerbund hebt die Bedeutung von Weihnachtsmärkten und Volksfesten hervor. So schaffen es die Schausteller, Menschen in die Innenstädte zu locken und zum Verweilen zu bewegen. Auf der Internetseite des Vereins heißt es:
„Die Zahl der Weihnachtsmärkte in Deutschland wächst weiter. Rund 170 Millionen Besucherinnen und Besucher sorgten im Jahr 2024 für ein neues Allzeithoch.“
Volksfeste und Weihnachtsmärkte hätten im vergangenen Jahr rund 370 Millionen Menschen besucht. Daher seien die Veranstaltungen auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die Bruttoumsätze hätten insgesamt etwa 10,5 Milliarden Euro betragen. Gut 4 Milliarden Euro seien auf die Weihnachtsmärkte entfallen.
Es gibt verschiedene Internetseiten, die eine Übersicht über Deutschlands Weihnachtsmärkte bieten. Einen Anspruch auf Vollständigkeit erheben sie aber nicht. Eine Auswahl an Märkten mit besonderem Flair ist auf der Seite „martinkaessler.de“ aufgelistet. Dort sind auch die Besonderheiten an den jeweiligen Veranstaltungsorten in kurzen Beschreibungen zusammengefasst.
Weitere Übersichten finden sich auf den Internetseiten „weihnachtsmarkt-deutschland.de“, „deutsche-weihnachtsmaerkte.de“ oder „weihnachtsmarkt.fans“. Auch die jeweiligen Kommunen informieren auf ihren Internetseiten in aller Regel über Termine und Öffnungszeiten.
Nach einem zweijährigen Volontariat arbeitet Oliver Signus seit mehr als 30 Jahren als Redakteur. Seit 2022 schreibt er für Epoch Times. Dabei ist die vielschichtige, abwechslungsreiche Arbeit das tägliche Salz in der Suppe. Als Schwerpunkte haben sich die brisanten Themen unserer Zeit wie das World Economic Forum (WEF) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) herauskristallisiert.

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