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Zum Tag der Deutschen Einheit

Merz‘ Grundsatzrede: „Wagen wir einen neuen Aufbruch“

Der Bundeskanzler nutzt den Festakt zum Tag der Deutschen Einheit für eine Grundsatzrede und beschwört Zuversicht und Tatkraft. Denn das Land stehe an einem historisch entscheidenden Punkt.

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Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (links) begrüßt Bundeskanzler Friedrich Merz bei seiner Ankunft vor der saarländischen Staatskanzlei während der zentralen Feierlichkeiten zum 3. Oktober 2025, dem Tag der Deutschen Einheit, in Saarbrücken.

Foto: Jean-Christophe Verhaegen/POOL/AFP via Getty Images

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Lesedauer: 4 Min.

In einer Grundsatzrede zum Tag der Deutschen Einheit hat Bundeskanzler Friedrich Merz das Land auf einen Neustart eingeschworen. „Nach 35 Jahren deutscher Einheit und in einer schwierigen Zeit für unser Land sollten wir uns neu sammeln und mit Zuversicht und Tatkraft nach vorn blicken“, sagte der CDU-Chef bei einem Festakt in Saarbrücken. „Lassen Sie uns eine gemeinsame Kraftanstrengung unternehmen für eine neue Einheit in unserem Land.“
Die Menschen sollten sich Veränderungen zutrauen und sich nicht von Ängsten lähmen lassen. „Wagen wir einen neuen Aufbruch“, forderte Merz. „Erinnern wir uns an die Zuversicht, mit der unsere ostdeutschen Landsleute vor 35 Jahren ihren Aufbruch wagten.“ Positiver Geist könne Kraft freisetzen, „Pessimismus und Larmoyanz“ vergeude Energie. „Es ist unser Land.“

„Ein entscheidender Moment“

Merz blickte in seiner Rede nur kurz zurück auf den Mut der Menschen in der DDR während der friedlichen Revolution 1989 und die Deutsche Einheit vom 3. Oktober 1990. Den Jahrestag nannte er einen „Festtag“. Er erinnerte aber auch an die wechselseitigen Missverständnisse und die Erfahrung individueller Zurücksetzung von Menschen in Ostdeutschland.
Den größten Teil seiner Rede widmete der Kanzler Grundsatzfragen. „Wir erleben den Herbst des Jahres 2025 als entscheidenden Moment für unser Land“, sagte er. „Unsere Nation steht mitten in einer wichtigen, vielleicht entscheidenden Phase ihrer neueren Geschichte.“ Merz erinnerte an neue Allianzen von Autokratien, die digitale Revolution, die neue Weltwirtschaft mit Zollschranken und Egoismen.

„Vieles muss sich ändern“

Der Kanzler erneuerte die Forderung nach Reformen: „Vieles muss sich ändern, wenn Vieles so gut bleiben oder gar besser werden soll, wie es in unserem Land bisher ist.“ Die Dimension müsse von allen verstanden werden. „Wir, das sind alle Deutschen“, sagte Merz. Deutschland wolle ein demokratisches, rechtsstaatliches, wirtschaftlich starkes und soziales und auch ein europäisches Land bleiben.
Als Aufgabe formulierte er den Ausbau der Verteidigung und verband dies mit dem Appell, Verantwortung zu übernehmen und freiwillig Wehrdienst zu leisten. Zudem bekräftigte Merz die Ziele, mit modernster Technologie wieder wirtschaftlich stark zu werden, staatliche „Gängelung“ abzubauen und den Sozialstaat zu reformieren, damit wirklich Bedürftigen geholfen werde. Konkreter wurde er nicht.
Merz äußerte sich beim zentralen Festakt zum Tag der Deutschen Einheit in Saarbrücken, den die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) als Bundesratspräsidentin ausrichtete.

Macron warnt vor „Verfall“ der Demokratien

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat in seiner Rede zum 35. Jahrestag der Wiedervereinigung vor einem „Verfall“ der Demokratie gewarnt. „Es geschieht etwas in unseren Ländern, ein Verfall unserer Demokratien.“
Macron bekräftigte seine Kritik an den Onlinenetzwerken, die von „Propaganda-Beauftragten autoritärer Regime“ ausgenutzt würden. „Wir waren unendlich naiv, unseren demokratischen Raum sozialen Netzwerken anzuvertrauen, die in der Hand US-amerikanischer oder oder chinesischer Unternehmen sind“, sagte er weiter.
Mit Blick auf den Ukraine-Krieg rief Frankreichs Präsident erneut zum Ausbau der europäischen Verteidigung auf: Der Moment der Wiederaufrüstung sei gekommen.
„Ziel sei „ein Europa, dass sich entscheidet, nicht mehr abhängig zu sein, das nicht nur gemeinsam anschaffen, sondern auch produzieren wird, gemeinsame Programme entwickelt und zu Ende führt“.
Damit spielte er auf das Vorhaben des deutsch-französischen Kampfjets FCAS an, das derzeit durch Machtkämpfe der beteiligten Unternehmen bedroht ist.
Europa müsse entscheiden, weiter „in glücklicher oder unglücklicher Vasallenschaft“ zu bleiben oder „endlich eine Militärmacht zu werden“, betonte Macron mit Blick auf das transatlantische Verhältnis. Dies bedeute nicht, aufzurüsten, um Krieg zu führen, sondern um andere von Angriffen abzuhalten.
Macron war als Ehrengast zu der Gedenkfeier in Saarbrücken eingeladen, wo er zudem die Ehrendoktorwürde der dortigen Universität erhielt. (dpa/afp/red)

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