Scholz-Rede zur Eröffnung der Leipziger Buchmesse gestört

Zur Eröffnung der Leipziger Buchmesse betonen die Veranstalter ihre gesellschaftliche Verantwortung. Am Abend spricht Bundeskanzler Olaf Scholz unter Applaus, aber auch Protest.
Bundeskanzler Olaf Scholz: «Seit ich denken kann begleiten mich Bücher durch mein Leben.»
Bundeskanzler Olaf Scholz: «Seit ich denken kann begleiten mich Bücher durch mein Leben.»Foto: Hendrik Schmidt/dpa
Epoch Times20. März 2024

Die Rede von Bundeskanzler Olaf Scholz zur Eröffnung der Leipziger Buchmesse ist am Mittwochabend mehrfach von Demonstranten unterbrochen worden. Während der Ansprache riefen mehrere im Gewandhaus verteilte Aktivisten laut, aber weitgehend unverständlich in die Rede des SPD-Politikers hinein.

Weite Teile des Protestes wurden von anhaltendem Beifall des Publikums übertönt. „Uns alle führt hier in Leipzig die Macht des Wortes zusammen – nicht des Geschreis“, sagte Scholz begleitet von Applaus.

Nach einigen Minuten konnte er seine Eröffnungsrede fortsetzen. Dabei outete sich Scholz als Leseratte. „Uns alle – und da schließe ich mich ein – verbindet die Liebe zum Lesen“, sagte er. „Ob als Kind abends vor dem Einschlafen, als junger Politiker im Zug zwischen Hamburg und Bonn, oder jetzt, wann immer es meine Zeit erlaubt – seit ich denken kann begleiten mich Bücher durch mein Leben.“

Er sei genauso wenig auf ein bestimmtes Genre festgelegt wie die Messe: Wissenschaft oder Gesellschaft, Abenteuer oder Krimi, Sachbuch oder Roman. „Wenn man es zulässt, dann wartet hinter dem Buchdeckel die Überraschung, die uns im Netz oft abhandenkommt, weil uns Algorithmen dort vor allem das zeigen, was wir sowieso gut finden, oder gut finden sollen.“ Wer es zulasse, finde überall etwas Interessantes, Spannendes oder Berührendes.

Wer lese, lasse andere Perspektiven als die eigene zu, nehme persönlich Anteil an Entwicklungen, so Scholz. Mit jedem Kapitel, mit jeder neuen Seite könnten Gegensätze überwunden werden, die im Alltag unüberbrückbar erschienen. „Lesen ist deswegen der tägliche Beweis, dass wir uns trotz unserer Unterschiede verstehen können, dass unsere Gesellschaften, in Deutschland, in Europa mitnichten dazu verdammt sind, auseinanderzudriften.“

Die Leipziger Buchmesse – nach Frankfurt die wichtigste deutsche Literaturschau – läuft von Donnerstag bis Sonntag. 2085 Aussteller aus 40 Ländern präsentieren ihre Bücher und Neuerscheinungen. Nach einem positiven Vorverkauf wird mit einem Plus bei den Besucherzahlen gerechnet, im vergangenen Jahr kamen 274 .000 Menschen.

Als Gastland präsentieren sich in diesem Jahr die Niederlande und Flandern als gemeinsamer Sprach- und Kulturraum unter dem Motto „Alles außer flach“. Geplant sind rund 100 Veranstaltungen mit 41 Autorinnen und Autoren.

In diesem Jahr lockt erneut das Lesefest „Leipzig liest“ mit 2800 Veranstaltungen an 300 Orten in der ganzen Stadt. Auf dem Messegelände sind die Manga-Comic-Con seit 10 Jahren und die Antiquariatsmesse seit 30 Jahren dabei.

Zur Eröffnung soll am Mittwochabend auch der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2024 an den deutsch-israelischen Philosophen Omri Boehm für sein Buch „Radikaler Universalismus“ verliehen werden.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich für Donnerstag zu einem Rundgang angesagt und diskutiert danach mit den Autoren Ingo Schulze und Anne Rabe über den Zustand der Demokratie. (dpa)



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