Selbst Fachkräfte in Kranken- und Altenpflege unterdurchschnittlich bezahlt

Auch Fachkräfte werden in der Pflege zu niedrig bezahlt: Brutto erhalten sie bis zu 2 Euro weniger als der Durchschnittslohn aller Beschäftigen in Deutschland beträgt. Dieser liegt bei 16,97 Euro.
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In der Pflege wird schlecht gezahlt - auch für Fachkräfte.Foto: iStock
Epoch Times4. Juni 2018

Die Bundesregierung will die Personalnot in der Pflege lindern und den Beruf attraktiver machen – doch selbst die Einkommen von Fachkräften liegen deutlich unter dem Mittelwert für alle Beschäftigte in Deutschland. Wie eine am Montag veröffentlichte Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung ergab, sind die Brutto-Stundenlöhne examinierter Altenpflege-Kräfte mit im Schnitt 14,24 Euro und in der Krankenpflege mit 16,23 Euro niedriger als der Mittelwert für alle Beschäftigten in Deutschland von 16,97 Euro.

Helferinnen und Helfer in der Kranken- und Altenpflege verdienen demnach mit 11,09 beziehungsweise 11,49 Euro brutto pro Stunde noch deutlich weniger. Das niedrige Einkommen ist der Studie zufolge ein zentraler Faktor, der eine Beschäftigung in sozialen Dienstleistungsberufen unattraktiv macht. Weitere Hürden seien körperliche und seelische Überlastung infolge zu schlechter Personalausstattung, ungünstige Arbeitszeiten mit häufigen Abend- und Wochenenddiensten sowie ein unübersichtliches Ausbildungssystem.

Die langjährige Unterfinanzierung habe dazu geführt, dass die Personaldecken strukturell zu dünn seien, schreiben die Böckler-Expertinnen Christina Schildmann und Dorothea Voss in ihrer Untersuchung. Schlechte Personalausstattung führe aber rasch in einen „Teufelskreis“, warnen die Wissenschaftlerinnen: „Überlastete Beschäftigte werden häufiger krank, sie steigen aus dem Beruf aus oder müssen gar vorzeitig unfreiwillig in den Ruhestand gehen.“

Dass es auch anders geht, zeige der Blick ins Ausland. Die Forscherinnen verweisen auf eine Studie, derzufolge in den USA in Krankenhäusern durchschnittlich 5,3 Patienten auf eine Pflegefachkraft kommen, in den Niederlanden sieben, in Schweden 7,7 und in der Schweiz 7,9. In Deutschland müssten sich Krankenschwestern dagegen im Schnitt um 13 Patienten kümmern.

Dringend notwendig seien verbindliche Mindest-Personalschlüssel, die es bereits in etlichen anderen Ländern gebe. Zwar gebe es Ansätze für Verbesserungen, flächendeckend seien diese aber noch nicht. Bei höheren Personalschlüsseln gebe es zugleich das Problem, dass die benötigten zusätzlichen Fachkräfte derzeit auf dem Arbeitsmarkt nicht verfügbar seien.

Der Pflegenotstand in Deutschland ist ein Schwerpunktthema der Bundesregierung. Nach kürzlich veröffentlichten Zahlen fehlen hierzulande mindestens 35.000 Pflegekräfte. In der Altenpflege sind rund 23.000 Stellen offen, in der Krankenpflege fehlen mehr als 12.000 Fachkräfte und Helfer. Experten gehen teilweise aber von einem weitaus höheren Bedarf aus.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte kürzlich die Eckpunkte seines Sofortprogramms für die Kranken- und Altenpflege vorgestellt, das im Kern 13.000 zusätzliche Stellen vorsieht. Zudem soll die Zahl der Ausbildungsplätze erhöht werden. (afp)



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