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Migrationspolitik

Studie: Willkommensklassen verzögern Spracherwerb junger Flüchtlinge

Junge Migranten lernen am besten Deutsch, wenn sie möglichst schnell in die Schule und in eine reguläre Schulklasse kommen. Das besagt eine Untersuchung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

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Flüchtlinge und Migranten in der Schule.

Foto: DANIEL ROLAND/AFP/Symbolbild/Getty Images

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Lesedauer: 2 Min.

Junge Migranten lernen einer Studie zufolge am besten Deutsch, wenn sie möglichst schnell in eine Regelklasse kommen und nicht zunächst eine sogenannte Willkommensklasse besuchen.
Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Untersuchung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hervor, für die Daten von mehr als 1000 Jugendlichen ausgewertet wurden.
Damit Schüler aus eingewanderten Familien dem Unterricht folgen und gute Leistungen bringen können, müssen sie die Sprache des Aufnahmelandes beherrschen.

Im Leseverständnis zwei Schuljahre zurück

„Über den Stand der Deutschkenntnisse existieren auch zehn Jahre nach der großen Fluchtmigrationsbewegung nach Deutschland wenig Zahlen“, so Oliver Winkler vom Institut für Soziologie der Universität.
Untersuchungen zeigten jedoch, dass geflüchtete Grundschulkinder beim Leseverständnis durchschnittlich zwei Schuljahre im Vergleich zu ihren nicht eingewanderten Mitschülern zurücklägen.
„Wir haben festgestellt, dass ehemalige Schülerinnen und Schüler von Willkommensklassen auch Jahre später noch geringere Sprachkenntnisse als jene Flüchtlinge haben, die von Anfang an Regelklassen besuchten“, erklärte Winkler. In den Vorbereitungsklassen gelänge es offenbar nicht ausreichend, Anfangsunterschiede beim Sprachniveau auszugleichen.
„In vielen Bundesländern beginnt die Einschulung erst dann, wenn die Zuweisung der Flüchtlingsfamilie zu einer Kommune erfolgt ist“, erklärte Oliver Winkler vom Institut für Soziologie der Universität. Als Folge warteten schulpflichtige Flüchtlingskinder oft deutlich länger als ein halbes Jahr auf ihre Einschulung und hätten in dieser Zeit keinen Kontakt zu deutschsprachigen Schülern.

Es fehlen die Kontakte zu deutschsprachigen Gleichaltrigen

Dieser mangelnde Kontakt zu deutschsprachigen Gleichaltrigen ist aus Sicht der Forscher offenbar auch ein Grund dafür, dass die in vielen Bundesländern eingerichteten Willkommensklassen kaum einen positiven Effekt haben.
Wie die Studie weiter zeigt, hängen Sprachkenntnisse offenbar auch vom Asylstatus ab. Migranten, die mit dem latenten Risiko lebten, abgeschoben zu werden, haben schlechtere Deutschkenntnisse, Wer nicht wisse, ob er bleiben dürfe, investiere womöglich weniger in seine Deutschkompetenzen, erklärten die Forscher.
Der Politik empfehlen die Studienautoren daher, für eine möglichst schnelle Einschulung und eine rasche Integration in den Fachunterricht zu sorgen. Insbesondere in den Grundschulen sollte auf eigenständige Vorbereitungsklassen verzichtet werden. (afp/dts/red)

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