Elektroautos haben ein Problem: Sie sind „null reparabel“

Erneut kommt die dürftige Reparaturfreundlichkeit von Elektroautos ins Gespräch. Der US-Autoingenieur Sandy Munro kritisiert das Batteriepaket des aktuellen Tesla Models Y. Können neue Pläne der Autokonzerne das Problem beseitigen?
Elektroautos haben ein Problem: Sie sind „null reparabel“
Ein Elektroauto in einer Werkstatt. Wie gut sind die Fahrzeuge mit dem elektrischen Antrieb zu reparieren?Foto: iStock
Von 2. Mai 2023

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Der US-Autoingenieur Sandy Munro ist bekannt für seine Internet-Videos. Meist befasst er sich mit den neuesten Elektroautos, die er teils zerlegt und analysiert. Dabei spricht er oftmals lobende Worte für den Elektro-Pionier Tesla aus.

Doch bei seiner Analyse des neuen Batteriepakets des aktuellen Tesla Model Y wählte Munro kritischere Worte. Dieses hält er für „null reparabel“.

Daraus ergibt sich ein gewichtiges Problem: Nach einem Unfall komme der Stromspeicher des Autos „direkt in die Mühle“. So zitiert ihn die Nachrichtenagentur „Reuters“, wie die „Welt“ berichtet.

Aufgrund der Bauweise kann es erforderlich sein, selbst bei kleineren Unfällen den gesamten Akku austauschen zu müssen. Da das Batteriepaket das mit Abstand teuerste Bauteil eines Elektroautos ist, kann ein Tesla selbst mit wenig Laufleistung in einem Auktionshaus für Altfahrzeuge landen. Mitunter hat dies auch Auswirkung auf die Versicherungsprämien – Epoch Times berichtete.

Neben Tesla kennen auch andere Automobilhersteller das Problem. Beim BMW-Konzern weist man beispielsweise darauf hin, dass die Batterie das am besten geschützte Bauteil des Fahrzeugs sei. „Wir legen sehr hohe Anforderungen an, wenn es um die Unversehrtheit der Hochvoltspeicher im Crash-Fall geht“, erklärte ein Sprecher. Das mag korrekt sein – über die Handhabung im Schadensfall sagt es jedoch nichts aus.

Elektroautos

Technische Durchsicht eines Elektroautos. Die Batterie (hier in Grau) befindet sich generell in Bodennähe. Foto: iStock

Batterie bald direkt im Unterboden?

Sowohl Tesla als auch BMW planen, ihre Batterie-Zellen künftig direkt in den Unterboden ihrer Stromer zu integrieren. Dabei würden sie auf einzelne Batteriemodule verzichten, wie sie die Fahrzeuge bisher haben.

Wie sich das auf die Reparaturfähigkeit auswirkt, wird sich wohl erst nach 2025 zeigen. Dann sollen die Modelle mit der neuen Architektur auf die Straße kommen. BMW verspricht jedenfalls, dass die neuen Stromspeicher noch robuster konstruiert werden als bisher.

Unterboden ist die Achillesferse

Allerdings gab es in jüngerer Vergangenheit ausgerechnet mit dem Unterboden bei Elektroautos Probleme. Michael Pfäffli, Leiter der Unfallforschung AXA Schweiz, erkannte diesen nach einigen Crashtests als Schwachstelle. „Der Unterboden scheint die Achillesferse von Elektroautos zu sein, weil die Batterie dort nicht zusätzlich geschützt ist.“ Autofahrer sollten sich dessen bewusst sein, schrieb AMZ im August 2022.

Somit stellt sich umso mehr die Frage, ob sich der Schutz wirklich verbessert, wenn die Batterie direkt im Unterboden des Fahrzeugs integriert ist.

Kosmetische Risse?

Doch auch ohne Crashtest kam es schon vor, dass ein Tesla Model 3 Risse und Dellen in der Bodenkonstruktion an den Aufnahmepunkten für den Wagenheber hatte. Der Fahrer hatte den Wagen im Februar 2021 gekauft und den Schaden im Frühjahr 2022 entdeckt, wie „Auto Motor Sport“ berichtete. Die Bodenkonstruktion ist hier auch Teil des Akkugehäuses.

Als der Fahrer Tesla mit dem aus seiner Sicht produktionsbedingten Schaden konfrontierte und eine Nachbesserung forderte, wurde er vom deutschen Servicecenter in Berlin abgespeist. Es handle sich aus der Sicht von Tesla nur um ein kosmetisches Problem, das man mit etwas Lack nachbessern könne.

Der Fall landete schließlich vor Gericht. Nach aufwendigem Hin und Her stand der Fahrer vor einem ernüchternden Ergebnis. Er musste selbst für den Schaden aufkommen, welchen ein Gutachter auf 15.000 Euro schätzte.

Doch damit nicht genug, verkündete dieser die nächste Hiobsbotschaft: „Aufgrund der festgestellten Beschädigungen am Hebeprofil des Akkugehäuses kann im Rahmen der Hauptuntersuchung nach §29 StVZO eine Prüfplakette an dem hier vorgestellten Fahrzeug nicht zugeteilt werden.“ Heißt: Ohne teure Reparatur kein neuer TÜV, der in diesem Fall 2024 ansteht.

Gute Statistik in Deutschland

Im Gegensatz zu den USA scheinen E-Autos in Deutschland noch eine gute Unfallstatistik zu haben. Im Vergleich zu Verbrennern verursachten die Stromer laut Gesamtverband der Versicherer im Schnitt rund 10 bis 15 Prozent weniger Schäden in der Haftpflichtversicherung.

Bei der Vollkasko waren die Schäden ähnlich hoch wie bei Verbrennern, meldete der Verband im November. Dementsprechend sind in Deutschland die Tarife für Elektroautos – einschließlich aller Tesla-Modelle – im normalen Bereich. Ähnliche Aussagen veröffentlichte die Autoversicherung HUK-Coburg im Februar.

Mit hohen Rabatten Verkauf angekurbelt

Tesla lieferte im ersten Quartal 422.875 E-Autos aus. Damit stellte das Unternehmen seinen bisherigen Rekord ein, blieb aber unter den Erwartungen. Firmengründer Elon Musk kurbelte die Verkäufe mit hohen Rabatten an, in diesem Jahr gab es bereits mehrere Preissenkungen. Darunter leidet die Profitabilität – die operative Gewinnmarge von Tesla sank gegenüber dem Vorquartal von 16,0 auf 11,4 Prozent. Vor einem Jahr hatte sie noch bei 19,2 Prozent gelegen. Tesla bleibt damit in der Branche aber nach wie vor weit vorn. Zum Vergleich: Die Margen von Ford und General Motors lagen zuletzt bei fünf und sieben Prozent.

Musk begründet die niedrigeren Preise damit, Elektroautos für die breite Masse erschwinglich machen zu wollen. Tesla stellte im vergangenen Quartal allerdings rund 18.000 Fahrzeuge mehr her, als das Unternehmen auslieferte. Ein mögliches Indiz, dass die Beliebtheit der mobilen Stromer schwindet? „Tesla macht eine schwierige Phase durch. Die Lagerbestände steigen“, kommentierte Autoexperte Gene Munster von der Investmentfirma Deepwater Asset Management. Analysten sehen Musks aggressive Preispolitik durchaus als Reaktion auf die schärfer werdende Konkurrenz im Geschäft mit Elektroautos, die sich von der Nische zum Massenmarkt entwickeln.

Inzwischen sind – nicht zuletzt aufgrund regulatorischen Drucks – so gut wie alle etablierten Autobauer mit hohen Investitionen in den Wettbewerb eingestiegen. Um auf Wachstumskurs zu bleiben und seine Marktführerschaft zu verteidigen, blieb Tesla kaum etwas anderes übrig, als mit Kaufanreizen nachzuhelfen. Das Unternehmen geht nach eigenen Angaben davon aus, trotz der Preissenkungen auch künftig eine der höchsten Profitmargen in der Automobilindustrie zu behalten. Tesla hält zudem am ambitionierten Ziel fest, die Produktion mit jährlichen Wachstumsraten von 50 Prozent auszubauen und sieht sich weiter auf Kurs, dieses Jahr rund 1,8 Millionen Autos auszuliefern.

(Mit Material der Agenturen)



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