Karikatur über den Handelskrieg enthüllt Chinas wirkliches Problem

Chinas Wirtschaft gerät im Handelskrieg mit den USA ins Straucheln. Mitch Fraser-Jones bringt das wirkliche Problem auf den Punkt.
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Foto: Nuthawut Somsuk/iStock
Von 18. Juli 2018

Eine Karikatur über US-China-Handelskriegs, der von dem amerikanischen Investment-Research-Unternehmen Hedgeye veröffentlicht wurde, verbreitet sich rasant im Internet.

Auf dem Frachter, der die chinesische Wirtschaft symbolisiert, zeigt der Kapitän schockiert zum Hai im Meer (Symbol für US-Zölle), während er nicht bemerkt, wie die Riesenkrake den Frachter umschlingt (Symbol für Chinas verlangsamte Wirtschaft).

Alle Welt schaut im Handelskrieg, welche Auswirkungen die US-Zölle auf China haben werden. Doch die eigentliche Gefahr für die chinesische Wirtschaft ist das sich immer stärker verlangsamende Wirtschaftswachstum des Landes.

Um das Wirtschaftswachstum aufrecht zu erhalten, haben die Behörden ihre Strategie aufgegeben, die Schulden von Unternehmen und Kommunen abzubauen. Das kann zu einer neuen Welle von Kreditvergaben führen und die Wirtschaft sogar zusammenbrechen lassen.

Mitch Fraser-Jones, Leiter der Investmentkommunikation bei Woodford, einer britischen Venture-Capital-Firma, sagte, dass die Karikatur das Unbehagen des Kapitalmarktes über die Handelskriege zeigt. Die Karikatur zeigt auch ein größeres Risiko unter der Oberfläche der chinesischen Wirtschaft.

Die meisten fänden, dass die US-Zölle zu den jüngsten Marktturbulenzen führten, meint John Authers, Kommentator der Financial Times. Tatsächlich jedoch sollte die chinesische Binnenwirtschaft ernster genommen werden.

Chinas Wirtschaftswachstum verlangsamt sich

Chinas Wirtschaftswachstum hat sich im zweiten Quartal weiter verlangsamt. Das Wachstum der Fabrikproduktion beträgt im Juni 6,0%. Das sind 0,5% weniger als prognostiziert. Das ist der tiefste Stand der letzten zwei Jahre. Zusätzlich wurden die inländischen Investitionen und Exporte durch den Handelskrieg beeinflusst.

„Wir erwarten, dass das Wachstum im zweiten Halbjahr durch ein langsames Kreditwachstum und eine schwache Immobilienkonjunktur herausgefordert wird. Darüber hinaus wird sich der zunehmende Handelskonflikt mit den USA auch auf das Wirtschaftswachstum auswirken“, schrieb Louis Kuijs, Direktor für asiatische Wirtschaft am Oxford Economic Research Institute in Hongkong, in einem Bericht.

Kuijs meinte: „Die Unsicherheit über die Auswirkungen der US-Zölle auf Chinas Exportgröße und -struktur hat das Vertrauen der Unternehmen geschwächt, sowie die Investitionen, insbesondere grenzüberschreitende Investitionen, verzögert.”

Chinas Anlageinvestitionen fielen in der ersten Jahreshälfte auf ein Rekordtief. Sie umfassen Investitionen in Sachanlagen, Neubau, Fabriken, Straßen und Häfen. Der Immobilienmarkt ist der Haupttreiber der chinesischen Wirtschaft. Die Neuinvestitionen in den Immobilienmarkt im Juni waren die niedrigsten im ersten Halbjahr, während sich die Immobilienverkäufe ebenfalls abkühlen.

Aus Sicht der Nettoexporte war der Grund für das starke Exportwachstum Chinas im Juni, dass die Waren noch vor inkrafttreten der US-Zölle verschifft wurden.

Aber die Importdaten scheinen pessimistischer zu sein. Julian Evans-Pritchard, Ökonom beim Wirtschaftsforschungsinstitut Capital Economics, sagte, dass Chinas Importe nach saisonalen Anpassungen im Juni um 4,2% zurückgingen, was darauf hindeutet, dass die Binnennachfrage tendenziell schwach ist.

Die chinesischen Behörden haben immer gehofft, den Binnenkonsum ankurbeln zu können, um Wirtschaftswachstum zu fördern. Der Konsum in der ersten Jahreshälfte erreichte jedoch nicht das erwartete Wachstum.

In der ersten Jahreshälfte machte der Anteil des Endverbrauchs (einschließlich des privaten Sektors und des Staatssektors) 78,5 % des gesamten Wachstums aus, im Vorjahreszeitraum betrugt es 63,4 %. Das Wachstum der Einzelhandelsumsätze begann im Mai zu steigen, doch die Wachstumsrate lag in diesem Jahr bisher nur bei 9,4 %. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres betrug sie 10,4 %.

Die meisten Ökonomen gehen davon aus, dass Chinas wirtschaftliche Probleme in den kommenden Monaten ausbrechen werden.

Der Export in der zweiten Jahreshälfte, die geopolitische Lage und der Handelskrieg, könnten Chinas Bruttoinlandsprodukt (BIP) negativ beeinflussen, was zu einer Reduktion um 0,2% bis 0,5% führen würde.

Handelskrieg bringt verborgenes Problem der chinesischen Wirtschaft an die Oberfläche

Doch die Risiken liegen nicht nur außerhalb der chinesischen Wirtschaft. Unkontrollierte Schulden könnten jederzeit zum Zusammenbruch der chinesischen Wirtschaft führen.

Die Behörden haben ihre Anweisung widerrufen, Schulden von Unternehmen und Kommunen abzubauen, um die Verlangsamung der Binnennachfrage auszugleichen. Das kann zu einer schwerwiegenden Wirtschaftskrise führen.

Im Laufe der Jahre haben sich in der chinesischen Wirtschaft viele risikoreiche Kredite angesammelt. Die Verschuldung von Unternehmen und Kommunen ist zum „Grauen Nashorn“ der chinesischen Wirtschaft geworden – eine offensichtliche Gefahr, die ignoriert wird.

Der Schuldenabbau selbst wird zu einer Verlangsamung des Wachstums der Fabrikinvestitionen, zu einem schwachen Wachstum der Haushaltsausgaben und zu einem Anstieg der Unternehmensausfälle führen.

Bevor die USA am 6. Juli mit der Umsetzung der ersten Runde von Zollmaßnahmen begannen, nahm die Zahl der Zahlungsausfälle auf dem chinesischen Markt für Unternehmensanleihen zu. In der ersten Jahreshälfte erreichte der Gesamtbetrag der Ausfälle von Unternehmensanleihen in China 19 Milliarden RMB (ca.2,9 Milliarden US$). Im gleichen Zeitraum des Vorjahres beträgt es 14 Milliarden RMB.

Analysten sagten, wenn die Behörden für Kontrolle und Verwaltung die chinesischen Geschäftsbanken weiter unter Druck setzen, ihre notleidenden Kredite zu bereinigen, dann wird die Forderungsausfallrate der Banken viel höher sein als jetzt.

Die von der KPCh angekündigte offizielle Forderungsausfallrate der Geschäftsbanken liegt unter 2%. Das Wall Street Journal zitierte jedoch kürzlich ein Beispiel einer ländlichen Bank in der Provinz Guizhou, in dem es heißt, dass nach der Aufsichtsbehörde das seit 90 Tagen überfällige Darlehen als notleidender Kredit eingestuft wurde. Nach diesem Standrad würde sich die Quote der notleidenden Kredite der ländlichen Bank auf das Dreifache, also auf 20% erhöhen.

Shengyong Mao, Sprecher des Statistischen Amtes sagte den Medien am Montag, dass er erwartet, nach Abschluss der Überprüfung kommunaler Schulden mehr Infrastrukturprojekte in Peking zu starten.

Die Investitionen in Sachanlagen der Infrastruktur stiegen im ersten Halbjahr um 7,3% und im ersten Halbjahr 2017 um 21,1%.

Chaoping Zhu, Experte für Marktstrategie bei JP Morgan Asset Management, sagte, wenn China seine Geldpolitik noch einmal vollständig lockere, könnte die staatliche Kreditaufnahme noch aktiver werden; hierin läge das Risiko.

In den letzten Jahren hat die internationale Gemeinschaft wiederholt vor den Schuldenproblemen Chinas gewarnt. Nach Angaben der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich lag die Verschuldung Chinas am Ende 2016 bei 257% des BIP. Das ist weit über dem durchschnittsniveau der Schwellenländern von 184%.

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich wies darauf hin, dass der Gesamtbetrag der relativen Schulden riesig ist. Noch beunruhigender ist, dass Chinas Schuldenwachstum zu schnell ist.

In einem Bericht vom letzten Jahr warnte Capital Economics, dass Chinas Schulden „fast schneller gestiegen sind als in jeder anderen großen Volkswirtschaft“. Eine weitere Anhäufung der Schulden wäre „das größte Risiko in den asiatischen Schwellenländern“.

Im Jahr 2016 interviewte VOA den Nobelökonom von 2008, Paul Krugman. Krugman wurde gefragt, ob der Rest des Weltmarktes „geretten“ würde, wenn die chinesische Wirtschaft zusammenbrechen werde. Krugman schüttelte den Kopf und antwortete: „Nein.“ Er glaubt, dass die chinesische Wirtschaft zu groß sein wird, sodass nur sehr schwer etwas gerettet werden kann.

Das Original erschien in der chinesischen Epoch Times (deutsche Bearbeitung von yz/tp).

Originalartikel: 一幅贸易战漫画 透露中国经济一个大问题



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