Das Buch – Von Stefan Reschke

Aus der Reihe Epoch Times Poesie - Gedichte und Poesie für Liebhaber
Titelbild
Ich seh mein Buch und ahne schon, schon bald da hält es auch mein Sohn in seiner Hand und liest in dessen Wunden ...Foto: iStock

Das Buch

Das Buch hier vor mir auf dem Tisch

ist längst vergilbt und altmodisch,

denn es hat schon sehr viele Eselsohren,

vom Buchrücken da rieselt der Sand,

die Seiten ziert ein Wasserrand,

das hat wohl jemand irgenwo verloren.

Die Ränder sind ganz fettverschmiert,

ein Kind hat darin rumgekliert.

Der Buchrücken, der hängt nur noch an Fäden.

Ich hab’s von einem Trödler her

und darum freu ich mich so sehr

an jedem Einzelnen der Schäden.

Denn die erzählen ungeniert

Geschichten, die dem Buch passiert

in seinen schon recht vielen Lebensjahren.

Was ich hier in den Händen halt,

ist fast zweihundert Jahre alt

und ihm ist schon manch Schicksal widerfahren.

Ich seh mein Buch und ahne schon,

schon bald da hält es auch mein Sohn

in seiner Hand und liest in dessen Wunden,

was an seinen Geschichten klebt

und wen das Buch so überlebt.

Dann aber bin ich sicher schon verschwunden.

Stefan Reschke (1982 – )  aus „abgedichtet“. Mit freundlicher Genehmigung vom verlag*wache wolfgang, www.verlag-wache.de



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