Großbritannien: Gerüchte um geheime Evakuierungs-Pläne der Queen

Der „Mail on Sunday“ zufolge spielt der britische Katastrophenschutz Szenarien möglicher Unruhen in London im Fall eines Brexits ohne Abkommen durch. Auch die Evakuierung der Queen soll dabei im Gespräch sein. Der Abgeordnete Jacob Rees-Mogg verhöhnt entsprechende Medienberichte als „Bürokraten-Fantasien“.
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Königin Elisabeth II.: Kommt ein harter Brexit, könnte auf sie ein harter Abgang aus England zukommen. Die Behörden spielen entsprechende Szenarien durch.Foto: Getty Images
Von 4. Februar 2019

Eine der kuriosesten Spekulationen im Zusammenhang mit einem möglichen „harten Brexit“ hat es sogar in die „Bild“ geschafft. Wie die „Mail on Sunday“ berichtet, sei unter jenen Worst-Case-Szenarien, auf die sich die Sicherheitsplanungskräfte der Whitehall für den Fall von Unruhen infolge eines EU-Ausstiegs Großbritanniens ohne Vertrag vorbereiteten, auch das einer möglichen Evakuierung der Königlichen Familie.

Die Whitehall ist eine Straße, die sich über zwei Drittel der Strecke zwischen dem Trafalgar Square und dem Parliament Square in London erstreckt und entlang derer sich einige der wichtigsten Regierungseinrichtungen des Vereinigten Königreichs befinden.

Platz des Monarchen immer in der Hauptstadt

Bereits im Zweiten Weltkrieg und im Kalten Krieg hatte es Szenarien gegeben, die eine Evakuierung der Royals aus ihren Gemächern in diverse Landhäuser außerhalb der Hauptstadt für den Fall eines Angriffs feindlicher Kräfte durchspielten. Mit Blick auf denkbare Brexit-Unruhen in den Straßen Londons sollen diese nun reaktiviert und angepasst worden sein.

Das „Sekretariat für zivile Notfälle“ („Civil Contingencies Secretariat“), eine Regierungsbehörde, die für Katastrophenplanung zuständig ist, soll diese Option wieder auf den Tisch gebracht haben.

Der konservative Abgeordnete und explizite Befürworter eines „harten Brexit“, Jacob Rees-Mogg, höhnte über die Meldung. Diese sei eine „Fantasie aus Kriegszeiten“ von übereifrigen Bürokraten, die zu viele Filme über Hubschrauber-Evakuierungen im Vietnamkrieg gesehen hätten. Zudem gehe die Spekulation an der Realität vorbei:

„Die übereifrigen Beamten, die sich diesen Nonsens zusammengereimt haben, haben sich offenbar mehr mit ihrer Fantasie beschäftigt als mit der Geschichte. Der Platz des Monarchen ist immer in der Hauptstadt, wie auch die späte Königsmutter und Frau von George VI. während des Blitzes (Anm. d. Angriffe der deutschen Luftwaffe auf London zwischen September 1940 und Mai 1941) bewiesen hat.“

„Es ist die Aufgabe dieser Leute, so etwas durchzuspielen“

Eine Quelle aus dem Sekretariat ließ die „Mail on Sunday“ auch wissen, dass zu den extremsten angenommenen No-Deal-Szenarien Versorgungsengpässe in Londons Einkaufsläden gehörten. Dass Rees-Mogg Premierministerin Theresa May im letzten Monat explizit dazu aufgefordert hatte, die Queen zur Auflösung des Parlaments zu veranlassen, um Versuche von EU-Verbleibs-Anhängern zu vereiteln, den Brexit aufzuschieben, habe diese Szenarien auf der Prioritätenliste nach oben rücken lassen. Üblicherweise beschäftigt sich die Behörde eher mit der Sicherstellung der Versorgung mit Wasser und Medikamenten.

Aus der Downing Street und dem Buckingham-Palast kamen bis dato keine Stellungnahmen zu den Spekulationen. Eine Regierungsquelle erklärte gegenüber der „Mail on Sunday“ jedoch:

„Es ist kein Projekt zur Angsterzeugung. Es gibt Dutzende von Notfallplanern, deren Aufgabe es ist, jede nur erdenkliche Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Sie wären nachlässig, würden sie nicht auch die Royals in ihre Überlegungen miteinbeziehen, auch wenn das Szenario weit hergeholt sein mag.“

Im Kalten Krieg wurden im Zusammenhang mit der Kubakrise 1962 spezielle Schutzmaßnahmen für die Königliche Familie vorbereitet. Wäre es damals zu einem bewaffneten Konflikt mit den Sowjets gekommen, hätte man die Mitglieder der Königlichen Familie über diverse Landhäuser verteilt, die eine neu gebildete Einheit, die Royal Duties Force, beschützt hätte.

Wären die Kämpfe weiter eskaliert, hätte man mittels eines sogenannten „Phyton-Systems“ führende Royals auf den „schwimmenden Bunker“ der Königlichen Yacht Britannia gebracht. Alternativ dazu hätte die Queen auch in den zentralen Regierungsgebäuden für Kriegszeiten am Corsham Court in Wiltshire residieren können.


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