Russische S-400-Raketen sorgen für Streit zwischen der Türkei und der USA

Die Entscheidung der Türkei für den Kauf russischer S-400-Luftabwehrraketen sorgt für Streit zwischen Ankara und Washington.
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Lastwagen der russischen Streitkräfte mit dem Flugabwehrsystem S-400 fahren über den Roten Platz. Für den türkischen Präsidenten gibt es am umstrittenen Kauf des russischen Raketenabwehrsystems S-400 nichts mehr zu rütteln.Foto: Yuri Kochetkov/epa/dpa
Epoch Times18. Juli 2019

Die Entscheidung der Türkei für den Kauf russischer S-400-Luftabwehrraketen sorgt seit langem für Streit zwischen Ankara und Washington. Trotz drohender US-Sanktionen wurde am Freitag ein erster Teil der S-400 in die Türkei geliefert. Am Mittwoch teilte das Weiße Haus mit, dass die Türkei deshalb keine F-35-Kampfflugzeuge erhalten werde und vom Programm zur Herstellung des Jets ausgeschlossen werde.

WAS SIND DIE S-400?

Die S-400 sind der Nachfolger der sowjetischen Flugabwehrraketen S-200 und S-300. Die Systeme der staatlichen Rüstungsfirma Almas-Antei sind seit 2007 in Russland im Einsatz. Laut Hersteller haben sie eine Reichweite von 400 Kilometern und können jede Form von Bedrohung aus der Luft bekämpfen. Jede S-400-Batterie besteht aus einem mobilen Kommandozentrum, mehreren Radarstationen und bis zu zwölf Startern mit jeweils vier Raketen.

WER HAT BISHER S-400 GEKAUFT?

Als erstes Land erwarb China im Jahr 2014 vier bis sechs Batterien für einen geschätzten Preis von drei Milliarden Dollar (2,67 Milliarden Euro). Die ersten S-400 wurden im April 2018 geliefert, und die ersten Tests fanden Ende Juni statt.

Auch Indien hat fünf Batterien für einen Preis von 5,2 Milliarden Dollar gekauft. Geplante Lieferung ist dort Ende 2020. Ein Dutzend weiterer Länder haben Interesse bekundet, darunter der Irak, Katar und Saudi-Arabien.

WOZU BRAUCHT DIE TÜRKEI DIE S-400?

Die Türkei hat bisher kein eigenes Luftabwehrsystem. Auf Bitten der Regierung in Ankara haben die Nato-Partner seit 2013 zur Abwehr von Bedrohungen aus Syrien Luftabwehrraketen im Süden der Türkei stationiert. Die Türkei will aber seit langem ein eigenes System. Sie begründet die Entscheidung für die beiden S-400-Batterien damit, dass die USA ihr kein akzeptables Angebot für den Kauf des US-Luftabwehrsystems Patriot gemacht hätten.

WESHALB IST DER WESTEN BESORGT?

Die USA und andere Nato-Partner fürchten, dass Russland durch die Stationierung der S-400 in der Türkei wichtige Informationen über Nato-Flugzeuge sammeln kann. Insbesondere sieht Washington die Sicherheit des neuen F-35 Kampfjets bedroht. Da die S-400 nicht mit den Nato-Systemen kompatibel sind, sehen die Nato-Staaten ihre Luftverteidigung gefährdet. Insgesamt wird der Kauf der S-400 als Schritt zur Abwendung vom Westen gewertet.

WAS DROHT NUN DER TÜRKEI?

Das Weiße Haus schloss am Mittwoch die Türkei vom F-35-Programm aus und erklärte, ihr keine der Kampfflugzeuge zu liefern. Türkische Rüstungsfirmen sind an der Produktion des neuen Kampfjets beteiligt, und Ankara hat 116 Maschinen bestellt. Nach eigenen Angaben hat sie bereits 1,2 Milliarden Euro dafür gezahlt. Ihr drohen zudem Sanktionen unter dem Caatsa-Gesetz, das Geschäfte mit russischen Rüstungsfirmen unter Strafe stellt.

WO SOLLEN DIE S-400 STATIONIERT WERDEN?

Die Regierung in Ankara hat Berichte dementiert, wonach die S-400 nicht aktiviert werden sollen. Wo sie stationiert werden, ist aber weiter unklar. Berichten zufolge sollen sie zur Verteidigung von Istanbul und der Hauptstadt Ankara eingesetzt werden. Es halten sich seit langem Gerüchte, dass Präsident Recep Tayyip Erdogan die S-400 haben wolle, um im Fall eines erneuten Militärputsches feindliche Flugzeuge abschießen zu können. (afp)



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