Studie: Steuerparadiese ermöglichen Reichen nicht nur Milliardengeschäfte – sie erleichtern auch die Ausbeutung der Natur

Die Panama Papers und Paradise Papers haben Schlupflöcher und brisante Geschäfte in Steuerparadiesen aufgedeckt. Doch die Oasen bergen nach einer neuen Studie noch andere Gefahren als nur wirtschaftliche.
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Blick auf die Skyline von Panama City.Foto: Alejandro Bolivar/dpa
Epoch Times14. August 2018
Steuerparadiese im Ausland ermöglichen Reichen nicht nur Milliardengeschäfte – sie erleichtern einer neuen Studie zufolge auch die Ausbeutung der Natur.

Demnach fahren 70 Prozent aller bekannten Schiffe, die in illegale und unregulierte Fischerei verstrickt sind, unter der Flagge einer Steueroase. Auch die Abholzung des brasilianischen Regenwalds werde allem Anschein nach durch Geld aus Steuerparadiesen begünstigt, schreiben schwedische Forscher im Magazin „Nature Ecology and Evolution“.

Ein direkter Nachweis der Kausalität von Steueroasen sei wegen des Finanzgeheimnisses nicht möglich, räumt das Team ein. Es könne nicht sicher gezeigt werden, wie die Finanzströme die wirtschaftlichen Aktivitäten vor Ort – und damit die Umwelt – beeinflussten.

Dennoch zweifeln die Forscher nicht an ihren Resultaten: „Unsere Analyse zeigt, dass die Nutzung von Steueroasen nicht nur ein gesellschaftspolitisches und wirtschaftliches, sondern auch ein umweltpolitisches Problem ist“, erläutert Erstautor Victor Galaz von der Universität Stockholm in einer Mitteilung seiner Hochschule. Die Existenz von Steueroasen beeinträchtige eine nachhaltige Bewirtschaftung der Ozeane und des Amazonas-Regenwaldes.

Die sogenannten Steuerparadiese sind Staaten oder Gebiete, die keine oder besonders niedrige Steuern auf Einkommen und Vermögen erheben und dabei hohe Diskretion versprechen. Das macht sie nicht nur als Unternehmenssitze attraktiv, sondern auch für Geldwäsche und Steuervermeidung interessant.

Nach Ansicht der Wissenschaftler werden Steuerparadiese wie Belize und Panama unter anderem genutzt, um illegale oder unregulierte Fischerei zu verschleiern. In vielen Ländern würden Schiffe nicht gemeldet, die internationale Gesetze brächen. So könnten sie unter doppelter Identität fahren: Mit einer werde legal gefischt, mit der anderen illegal. Während 70 Prozent der in illegale und unregulierte Fischerei verstrickten Schiffe unter der Flagge von Steueroasen fahren, sind es der Studie zufolge nur 4 Prozent aller registrierten Fischereischiffe.

In einer weiteren Untersuchung deckten die Wissenschaftler auf, dass die neun größten Unternehmen in der brasilianischen Soja- und Fleischindustrie zwischen den Jahren 2000 und 2011 im Schnitt mehr als zwei Drittel ihrer ausländischen Direktinvestitionen über Steueroasen bekamen. Unter anderem mit Daten der brasilianischen Zentralbank verfolgten sie, dass von dort 18,4 Milliarden US-Dollar an die Firmen flossen, zu großen Teilen über die Kaimaninseln und die Bahamas. Die Empfängerunternehmen seien maßgeblich verantwortlich für die Abholzung des Regenwalds, der das Klimasystem der Erde stabilisiere.

Die Unternehmen gingen dabei unterschiedlich vor: Sie schichteten Gewinne über Tochtergesellschaften in Ländern mit geringem Steuersatz um oder finanzierten Tätigkeiten in Ländern mit hohen Steuern durch Kredite der Tochtergesellschaft im Steuerparadies.

Nach den Enthüllungen der sogenannten Panama Papers über umstrittene Geschäfte mit Briefkastenfirmen haben die führenden Wirtschaftsnationen (G20) ihre Bemühungen verstärkt, Steueroasen weltweit trockenzulegen und Steuertricksereien internationaler Konzerne einzudämmen.

(dpa)

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