Zehntausende demonstrieren in Thailand: „Dieses Land dem Volk und nicht dem König“

In Thailand haben am Wochenende zehntausende Menschen an der größten Protestaktion seit Jahren gegen die Regierung und das thailändische Königshaus teilgenommen. Ende Juli begannen Studenten und Demonstranten die Auflösung der vom Militär unterstützten Regierung, eine Regierungsreform und die Absetzung von Premierminister Prayut Chan-o-cha zu fordern. 
Titelbild
Pro-demokratische Demonstranten am 20. September 2020 bei einer Kundgebung auf dem Sanam-Luang-Feld in Bangkok, Thailand. Tausende von regierungskritischen Demonstranten und Studenten versammelten sich in der Nähe von Thailands Großem Königspalast und jubelten, als die Aktivisten eine neue Gedenktafel mit der Erklärung anlegten, dass Thailand "dem Volk gehört".Foto: Allison Joyce/Getty Images
Epoch Times20. September 2020

In Bangkok nahmen am Wochenende zehntausende Menschen an der größten Protestaktion seit Jahren gegen die Regierung und das thailändische Königshaus teil. „Nieder mit dem Feudalismus, lang lebe das Volk“, rief am Sonntag der Organisator der Proteste, Parit Chiwarak.

Aus Protest gegen die Rolle des Königshauses brachten Demonstranten eine Volks-Gedenktafel in der Nähe des Königspalastes an: „Das Volk hat die Absicht zum Ausdruck gebracht, dass dieses Land dem Volk und nicht dem König gehört“, war darauf zu lesen.

Öffentliche Debatte gefordert

Es war die größte Versammlung von Demonstranten seit dem Staatsstreich im Jahr 2014, der Regierungschef Prayut Chan-O-Cha an die Macht brachte. „Die Menschen sind aufgewacht“, sagte der Student Napassorn Saengduean am Ende der Kundgebung in der Hauptstadt. Der 20-Jährige fügte hinzu: „Ich werde immer wieder kommen, bis ich sterbe.“

Die Gedenktafel wurde unter großem Jubel der Demonstranten auf das historische Sanam-Luang-Gelände gebracht. Neben der Protestaktion auf dem Gelände suchten die Demonstranten auch das Büro des Staatsrates auf. Sie reichten dort eine Liste mit Forderungen an den König Maha Vajiralongkorn ein, der vor drei Jahren nach dem Tod seines Vaters in Thailand den Thron bestieg. Dutzende Beamte standen derweil flankiert von Wasserwerfern Wache.

Die auch von der Hongkonger Protestbewegung inspirierten Demonstranten verlangen neben dem Rücktritt der Regierung unter Ex-Armeechef Prayut auch die Abschaffung eines umstrittenen Gesetzes zum Schutz der Monarchie in Thailand. Dieses sieht drakonische Strafen für Kritik am Königshaus vor und wird nach Ansicht von Kritikern von den Behörden oft genutzt, um Regierungsgegner mundtot zu machen.

Viele Demonstranten fordern zudem eine öffentliche Debatte über die Rolle der von der Armee unterstützten Monarchie, eine Neufassung der 2017 vom Militär geschriebenen Verfassung sowie mehr Transparenz hinsichtlich der Finanzen des Königshauses.

AFP-Reporter schätzten Demo auf 30.000 Teilnehmer

Bereits am Samstag hatten sich tausende Demonstranten, unter ihnen viele Studenten, auf dem Sanam-Luang-Gelände in Bangkok versammelt, um gegen das Königshaus und die Regierung zu protestieren. Nach Angaben der Behörden kamen 18.000 Menschen zusammen – nach Schätzungen von AFP-Reportern waren es bis zu 30.000 Demonstranten.

Demonstranten stürmten auch das Gelände der Thammasat-Universität. „Nieder mit der Diktatur. Es lebe die Demokratie“, riefen die Studenten, bevor sie die Tore aufbrachen und auf das Gelände strömten. Insgesamt verliefen die Demonstrationen gegen die Regierung friedlich. Die Behörden meldeten mehr als zwei Dutzend Festnahmen, die Aktivisten kamen gegen eine Kaution frei.

Die Proteste in Thailand dauern seit zwei Monaten an. Für Donnerstag riefen die Organisatoren zu einer weiteren Kundgebung vor dem Parlament in Bangkok auf. Einen Generalstreik soll es am 14. Oktober geben.

Thailand blickt auf eine konfliktreiche jüngere Geschichte zurück: In den vergangenen zwölf Jahren gab es mehrere Militärputsche. Der letzte Putsch erfolgte 2014, danach herrschten jahrelang die Militärs. Aus einer von Betrugsvorwürfen überschatteten Parlamentswahl ging dann im vergangenen Jahr Prayut als Sieger hervor. (afp)



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