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Kostenexplosion

Bremen plant Millionen-Euro-Toiletten: Streit um „Luxus-Klos“ eskaliert

In Bremen sorgt die Neuerrichtung mehrerer öffentlicher Toilettenanlagen für einen heftigen politischen Streit. Zwei Projekte – am Osterdeich und in der zentralen Obernstraße – sollen jeweils rund eine Million Euro kosten. Während der Senat auf bessere Hygiene und dauerhafte Nutzung verweist, spricht die Opposition von Verschwendung.

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Der Roland neben dem Rathaus der Hansestadt. In Bremen beginnen die Koalitionsverhandlungen von SPD, Grünen und Linkspartei.

Foto: Mohssen Assanimoghaddam/dpa

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Lesedauer: 5 Min.


In Kürze:

  • Bremen plant zwei neue öffentliche Toilettenanlagen – Kosten jeweils rund eine Million Euro
  • Opposition spricht von „Luxus-Klos“ und kritisiert Steuergeldverschwendung
  • Finanzierung soll teils über das Bundes-Sondervermögen Infrastruktur erfolgen
  • Bis 2027 droht Engpass, weil bisherige Container-Toiletten wegfallen

 
In Bremen ist die innenpolitische Debatte auf Landesebene zurzeit von einem Streit um die Neuerrichtung von mehreren Toilettenanlagen gekennzeichnet. Gleich zwei Projekte sind vor allem aufgrund der Kosten umstritten, die für ihre Errichtung veranschlagt sind. Am Osterdeich, einem beliebten öffentlichen Verweilplatz an der Weser, sollen drei feste Toilettenanlagen die derzeitigen mobilen Container ersetzen.
In der zentral gelegenen Obernstraße soll eine hochwertige Anlage neu entstehen, für die man auch Mittel aus dem Sondervermögen des Bundes für Infrastruktur verwenden will. Für beide Projekte wird mit Investitionskosten von jeweils einer Million Euro gerechnet.

Bremen rechnet mit 200.000 Euro Einnahmen

Bei der Obernstraße handelt es sich um eine beliebte Einkaufsstraße in der Innenstadt. Allein für die damit im Zusammenhang stehenden Planungsleistungen veranschlagt die zuständige Umweltbehörde laut „BILD“ 150.000 Euro. Umbau und Herstellung der Nutzbarkeit sollen 850.000 Euro in Anspruch nehmen.
Die Stadtreinigung wird die Anlage gemeinsam mit externen Dienstleistern betreiben; sie soll täglich von 9 bis 21 Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Bei geschätzten 200.000 Nutzungen pro Jahr werden Einnahmen von rund 200.000 Euro erwartet.
Die laufenden Kosten werden demgegenüber zu Beginn mit 300.000 Euro veranschlagt und jährlich um 2,5 Prozent anwachsen. Für den Betrieb will die Stadt ein derzeit leerstehendes Ladenlokal von dessen privatem Eigentümer anmieten. Zu den Miet- und Nebenkosten in bester Innenstadtlage kommen noch die Kosten für Personal und Dienstleistungen wie die Reinigung und Instandhaltung.

Pro-Kopf-Verschuldung in Bremen zuletzt bei 33.933 Euro

Derzeit stehen in der Innenstadt Container-Toiletten am Hanseatenhof und im früheren Galeria-Kaufhof-Gebäude zur Verfügung. Da diese ab Ende 2026 wegfallen, droht ab 2027 ein Engpass. Die neue Anlage soll diese Lücke schließen und umfasst neben einer Unisex-Toilette ein Angebot für FLINTA-Personen sowie einen Aufzug für Menschen mit schweren Behinderungen.
Die Investitionskosten will die Freie Hansestadt Bremen aus Mitteln aufbringen, die dem Land aus dem Sondervermögen Infrastruktur des Bundes zustehen. Insgesamt sind Bremen daraus 940 Millionen Euro zugedacht, die unter anderem für Verkehrs-Infrastruktur und Bereiche wie Energie, Bildung, Wissenschaft und Forschung vorgesehen sind.
Bremen hat die höchste Pro-Kopf-Verschuldung aller Bundesländer, 2024 liegt sie bei 33.933 Euro – nur knapp über 1.800 Euro weniger als Hamburg und Berlin zusammen. Vor diesem Hintergrund kritisiert die Opposition das Projekt scharf. FDP-Fraktionschef Thore Schäck bezeichnet die geplanten „Luxus-Klos“ in der Innenstadt als Symbol für „absurde Steuergeldverschwendung“.

Umweltsenatorin geht von deutlich höheren Nutzungszahlen aus

Bereits im September beschloss die städtische Deputation für Umwelt, Klima und Landwirtschaft den Bau der festen Toiletten am Osterdeich. Damit, so heißt es in einer Presseerklärung, soll das „bisher nur saisonal verfügbare und eingeschränkte Angebot“ ersetzt und aufgewertet werden.
Gegenüber den bestehenden mobilen Lösungen sollen die festen Anlagen Komfort, Hygiene und Sicherheit für die Benutzer verbessern. Die Bauweise trage dazu bei, dass „die Anlagen langlebig, pflegeleicht und unempfindlich gegenüber starker Beanspruchung sind“. Der Zugang soll barrierefrei sein, darüber hinaus sollen die Anlagen künftig ganzjährig rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Derzeit sind die Öffnungszeiten eingeschränkt.
Wie Umweltsenatorin Kathrin Moosdorf (Grüne) gegenüber „buten un binnen“ erklärte, rechnet man mit einer faktischen Verdreifachung der Nutzungszahlen. Die derzeit nur in der Freiluftsaison zugänglichen Containertoiletten würden im Schnitt 55.000-mal benutzt. Die besser ausgestattete Ganzjahrestoilette soll auf rund 168.000 Nutzungen kommen.

Betriebskosten ab 2029: 2,2 Millionen

Die Investitionskosten für die größere Anlage, die im September 2026 in Betrieb gehen soll, sind mit 500.000 Euro veranschlagt. In den Jahren 2027 und 2028 sollen weitere Anlagen folgen, deren Errichtung jeweils 260.000 Euro beanspruchen soll. Es wird mit Betriebskosten von mehr als 250.000 Euro gerechnet. Insgesamt werden diese ab 2029 für alle von der Freien Hansestadt betriebenen öffentlichen Toilettenanlagen voraussichtlich etwa 2,2 Millionen im Jahr ausmachen.
Dariush Hassanpour von der Linksfraktion in der Bürgerschaft hält den Aufwand für angemessen. Bei einem Besucheraufkommen am Osterdeich von mehr als einer Million im Jahr „kann Bremen auch eine Million in die Hand nehmen, um hier die Aufenthaltsqualität zu gewährleisten“. Hartmut Bodeit (CDU), Mitglied der Bremischen Bürgerschaft, hält die Errichtungs- und Unterhaltskosten hingegen für entschieden zu hoch. Er meint: „Da müssen wir nochmal genau nachschauen.“
Reinhard Werner schreibt für Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.

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