Harvard-Epidemiologin Schernhammer: Corona bis Ende des Jahres beherrschbar

Die österreichische Epidemiologin und Regierungsberaterin Eva Schernhammer rechnet nicht mehr mit einem Lockdown im Herbst. Bis Ende des Jahres könne Corona von einer Pandemie zu einer Endemie herabgestuft worden sein – ähnlich der Grippe. Voraussetzung sei jedoch die Impfung.
Von 18. August 2021

In einem Gespräch mit der Tageszeitung „Die Presse“ hat sich die Epidemiologin Eva Schernhammer von der MedUni Wien und der Harvard Medical School, die auch zu den COVID-Beratern der österreichischen Bundesregierung gehört, vorsichtig optimistisch über ein absehbares Ende der Corona-Pandemie geäußert.

Mit Blick auf die Aussichten für die kommenden Monate erklärte Schernhammer: „Ich glaube, dass wir schon mit Ende dieses Jahres die Herdenimmunität erreichen werden und die Pandemie zur Endemie mit bewältigbaren Infektionswellen wird – wie bei der Grippe.“

Die Gefahr eines erneuten Lockdowns sei aus Sicht der Wissenschaftlerin „gleich null“, weil nicht davon auszugehen sei, dass es zu einer Überlastung der Intensivkapazitäten kommen könnte.

Europaweite Niedriginzidenzstrategie bleibt eine Notwendigkeit

Dennoch plädiert Schernhammer gemeinsam mit mehreren Fachkollegen im Fachmagazin „The Lancet“ für eine europaweit abgestimmte Niedriginzidenzstrategie, in der Öffnungsschritte an den Fortschritt bei der Corona-Schutzimpfung gekoppelt werden.

Zudem müsse durch Tests und ein effektives System der Kontaktnachverfolgung die Situation unter Kontrolle gehalten werden. Auch in Österreich sei das Potenzial bezüglich der Beteiligung an der Impfkampagne noch nicht erreicht.

Weiterhin das Ziel einer niedrigen Inzidenz zu verfolgen, habe mehrere handfeste Vorteile, heißt es in der Fachanalyse. Neben der niedrigeren Sterberate, weniger Quarantänefällen, weniger Einschränkungen für Betriebe, Schulen und Kindergärten in der kalten Jahreszeiten und einem geringeren Risiko der Ausbreitung weiterer Varianten sei vor allem der Kampf gegen „Long Covid“ ein überzeugendes Argument dafür.

Long Covid nach stationärer Behandlung deutlich häufiger

Die Langzeitfolgen von Corona treten in überdurchschnittlichem Maße bei Patienten auf, die wegen der Infektion stationär behandelt wurden. Einer Überblicksauswertung des Austrian Institute for Health Technology Assessment (AIHTA) zufolge treten Long-Covid-Symptome bei zwischen 39 und 72 Prozent aller stationär aufgenommen Covid-19-Patienten ein bis drei Monate nach der Infektion auf.

Demgegenüber seien bei weniger schweren Verläufen und ambulant Behandelten nur in zwischen fünf und 36 Prozent der Fälle Long-Covid-Symptome wie Müdigkeit, Erschöpfung, kognitive Beeinträchtigungen oder Atemwegsprobleme auch noch lange nach der Erkrankung aufgetreten.

Impfung derzeit einfachste Gegenstrategie

Das Expertenteam um Schernhammer unterstreicht, dass die Impfung bis dato die einfachste und wirksamste Form darstelle, um möglichen schweren Verläufen einer Corona-Infektion entgegenzuwirken. Die diesbezügliche relative Risikoreduktion bezüglich schwerer Symptome und Krankenhausaufenthalte liege den Experten zufolge zwischen 70 und 95 Prozent.

Zudem reduzieren die Impfstoffe ihrer Ansicht nach „wahrscheinlich auch dann die Übertragbarkeit, wenn sich Menschen trotz voriger Impfung anstecken“. Diese Ansicht ist allerdings umstritten. Jüngste Fälle in Israel und Island zeigen vermehrt Infektionsdurchbrüche und sogar Todesfälle trotz Impfung.



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