Im Katastrophengebiet: Private Helfer als Retter und weggespültes Vertrauen in den Staat

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Berge von Bauschutt warten in der Region Ahrtal darauf, weggeräumt zu werden.Foto: Thomas Lohnes/Getty Images
Von 11. August 2021

Es begann Mitte Juli mit sintflutartigem Starkregen. Der Himmel öffnete seine Schleusen in manchen Gebieten für bis zu 150 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden. Im Vorfeld und während der Flut kam es zu zahlreichen Versäumnissen der verantwortlichen Stellen. Die Tage zuvor bereits eingegangenen Katastrophenwarnungen wurden offenbar nicht ernst genug genommen, die Warnungen an die Bevölkerung nicht rechtzeitig weitergegeben.

Private Helfer als Retter in der Not

Wo der Staat und seine Bürokratie behäbig in Gang kamen, waren längst private Helfer vor Ort, um ihren Mitmenschen in größter Not zur Seite zu stehen. Was sie sahen und erfuhren, dokumentierten sie – und wurden somit zu Zeitzeugen der behördlichen Schieflage.

Die „Welt“ berichtet von dem freiwilligen Helfer Markus Wipperfürth, der seit über drei Wochen die Schäden des Hochwassers im Ahrtal auf seiner Facebook-Seite mit Videos hautnah und regelmäßig dokumentiert. Der 48-jährige Landwirt aus Pulheim bei Köln müsste eigentlich beim Ernteeinsatz sein, bleibt aber noch als freiwilliger Helfer im Katastrophengebiet. Er gehört zu den vielen Helfern aus dem ganzen Bundesgebiet, die hier teils auch mit eigenen Baumaschinen anpacken und den Schutt wegräumen.

Das, was die Helfer sehen, steht offenbar oft im Widerspruch zu den offiziellen Meldungen des Krisenstabes in Rheinland-Pfalz. Während es von offizieller Seite heißt, dass man alles im Griff habe, zeigte der Landwirt, dass immer noch vieles fehle – und das nach fast einem Monat immer noch. „Hier lief alles schief“, erklärte Wipperfürth dann auch bei einer Pressekonferenz am 6. August. In den ersten Tagen nach der Katastrophe habe er mit Traktor und Erdkarre Schuttberge weggeräumt, weil niemand vor Ort war, der die Arbeiten koordinieren und die Helfer einteilen sollte. Er habe noch gedacht, dass da bald jemand komme, der mal ein Dixiklo oder Wasser zum Händewaschen bringe. Die Helfer hatten sich bundesweit per WhatsApp-Gruppen und über die sozialen Medien zusammengefunden.

Das weggespülte Vertrauen in den Staat

Er wartete weiter. Drei Tage lang sei der Zustand so gewesen. Alleingelassen waren sie. Selbst die Dixiklos mussten sie selbst organisieren, so Witterfürth. „Wenn wir das nicht gemacht hätten, dann hätten wir nach einer Woche oder noch länger keine Toiletten und keine Duschen hier gehabt. Das ist alles aus Privatinitiative hierhin gekommen.“

Eine Infrastruktur wurde privat geschaffen, Helfer mit Shuttle-Service transportiert. Organisationsleitung, Einsatzpläne und die digitalisierte Dokumentation, was wird wo repariert und was wird dazu benötigt: Alles organisierten die privaten Helfer vor Ort selbst.

Möglicherweise hatte der offizielle Krisenstab von Malu Dreyers Landesregierung, immerhin 200 Personen, die freiwilligen Helfer gar nicht mit in die Planung einbezogen – trotz ihres wesentlichen Anteils an der Schadensbeseitigung, berichtet die „Welt“ weiter. Aus den Statements der freiwilligen Helfer lasse sich jedenfalls mehr oder weniger herauslesen, dass bei vielen das Vertrauen in den Staat durch die Flut weggespült worden sei.



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