Munition im Wert von rund 1,3 Milliarden Euro – Rheinmetall und das Geschäft mit dem Krieg

Dass die Bundesregierung die Ukraine mit Waffen und Munition unterstützt, ist bekannt. Nun offenbaren vertrauliche Unterlagen, wie teuer die Artilleriegeschosse von Rheinmetall wirklich sind.
Rheinmetall
Eine Technikerin des deutschen Rüstungskonzerns Rheinmetall arbeitet an 155mm-Munition, die an die ukrainischen Streitkräfte für die Panzerhaubitze 2000 geliefert werden soll.Foto: AXEL HEIMKEN/AFP via Getty Images
Von 24. Oktober 2023

Mit Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 bescherte die deutsche Bundesregierung Rheinmetall mehrfach Aufträge für Waffensysteme, Kampffahrzeuge und Munition. Dabei profitierte der Rüstungskonzern nicht nur von der gestiegenen Anzahl an Aufträgen, sondern auch durch eine Preissteigerung bei Artilleriemunition.

So etwa bei dem besonders wichtigen Kaliber 155 Millimeter, das beispielsweise die Panzerhaubitze 2000 abfeuert, wie „Business Insider“ berichtet. Die Geschosse sind in der Lage, Ziele zu treffen, die Dutzende Kilometer entfernt sind.

Stückpreise sind gestiegen

Im Juli dieses Jahres bestellte die Bundesregierung bei Rheinmetall mehrere hunderttausend dieser Artilleriegeschosse. Der Wert der Munition belaufe sich auf rund 1,3 Milliarden Euro. Diese ist dann sowohl für den eigenen Bedarf – also die Bundeswehr – als auch für die Ukraine gedacht.

Rheinmetall teilte im Sommer dazu mit, dass die Munitionslager der Streitkräfte aufgrund des Verbrauchs im Ukraine-Krieg wieder aufgefüllt werden müssten. Die Bundeswehr hat seit Beginn dieses Kriegs zehntausende Artilleriegeschosse an die ukrainischen Streitkräfte abgegeben.

Jetzt zeigt ein vertrauliches Dokument aus dem Bundesfinanzministerium, was Rheinmetall im Rahmen dieses Auftrags liefern soll. Es handelt sich um 333.333 Schuss Artilleriemunition. Die Geschosse sollen durchschnittlich mindestens 3.600 Euro kosten. Vor Beginn des Ukraine-Kriegs lag der Stückpreis noch bei rund 2.000 Euro pro Geschoss. Das entspricht einer Preissteigerung von mindestens 80 Prozent.

Rheinmetall

Der Kurs der Rheinmetall-Aktie verzeichnete zu Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 einen sprunghaften Anstieg. Foto: Bildschirmfoto Googlesuche Rheinmetall Aktie

Es ist schwierig, die genaue Summe zu bestimmen, die Rheinmetall bisher am Ukraine-Krieg verdient hat. Die Aktie des in Düsseldorf ansässigen Konzerns ist mit über 200 Euro mehr als doppelt so viel wert wie in den Tagen vor dem Krieg. Nach vorläufigen Schätzungen ist der Unternehmensgewinn im Jahr 2022 im Rüstungssegment um 20 Prozent gestiegen. Das sei ein „Rekordwert“, teilte das Unternehmen im März mit.

Produktion im Ausland

Nach Angaben der internen Papiere will Rheinmetall die vom Verteidigungsministerium bestellten Geschosse teilweise auch bei Unterauftragnehmern fertigen lassen. Einer davon ist der Sub-Hersteller Expal, der sich in Spanien befindet.

Expal wurde laut der „Welt“ von Rheinmetall übernommen und besitzt deutlich größere Produktionskapazitäten für Artilleriemunition als die Mutterfirma selbst. Rheinmetall-Chef Armin Papperger erwähnte vor rund einem Jahr, dass Expal „überschüssige Kapazitäten“ von mehr als 250.000 Schuss besitzt. Bei Rheinmetall sind es lediglich 100.000 Schuss.

2023 und 2024 sollen bei Expal als Abruf aus der Rahmenvereinbarung vom Juli auch rund 150.000 Stück Artilleriemunition gefertigt werden. Diese bedienen dann eine Bestellung der Bundesregierung für die Ukraine. Wie Rheinmetall in einer Pressemitteilung schilderte, liegt hier der Auftragswert im mittleren dreistelligen Millionenbereich. Bei einer Summe von 500 Millionen Euro lägen die Kosten dann bei 3.333 Euro pro Einheit.

Mehrere zehntausend Schuss sollen noch 2023, die übrigen 2024 geliefert werden. Der Auftrag umfasst ebenso die Lieferung von zusätzlichen DM 121-Sprenggeschossen. Im Bereich der Artilleriemunition konnte Rheinmetall in den vergangenen Monaten mehrere Großaufträge verbuchen.

Rheinmetall geht davon aus, dass die spanische Tochter in diesem Jahr eine operative Gewinnspanne von um die 25 Prozent erzielt. Das gilt in der Branche als ein sehr guter Wert. Der Rüstungskonzern erwartet für die bisherige eigene Produktionssparte für Waffen und Munition für 2023 eine Ergebnisrendite von 20 bis 22 Prozent. Im Vorjahr lag diese bei 20,8 Prozent.

Das deutsche Rüstungsunternehmen ist mittlerweile ein begehrter Partner, wenn es um Verteidigung und Sicherheit geht. Auch wegen des wachsenden Munitionsgeschäfts will Rheinmetall zwischen 20 und 30 Prozent jährlich wachsen. Am 20. Oktober bestätigte die US-Bank JPMorgan die Einstufung für Rheinmetall mit „Overweight“ mit einem Kursziel von 320 Euro.

24 Milliarden Euro Unterstützung

Die Bundesregierung hat der Ukraine seit Kriegsbeginn bereits rund 24 Milliarden Euro aus Steuergeldern als humanitäre Unterstützung, direkte Zahlungen oder in Form von Waffen gespendet.

Deutschland unterstützt die Ukraine in großem Umfang. Im militärischen Bereich ist die Liste lang. Aus Beständen der Bundeswehr stammten etwa Ausrüstungs- und Waffenlieferungen. Eine weitere Quelle sind Lieferungen der Industrie, die aus Mitteln der Ertüchtigungshilfe der Bundesregierung finanziert werden. Hiervon umfasst sind im Groben unter anderem:

  • Flugabwehrsysteme wie Iris-T SLM, Patriot und Flakpanzer Gepard
  • Gefechtsfahrzeuge wie Schützenpanzer Marder und Kampfpanzer Leopard
  • Artilleriesysteme wie MARS II und Panzerhaubitze 2000
  • geschützte Transportfahrzeuge
  • Handwaffen und Munition
  • Sanitätsmaterial und Bekleidung

Hier die genaue Liste der Bundesregierung, Stand 20.10.2023.

Laut den Geschäftszahlen von Rheinmetall hat das Unternehmen im Jahr 2022 einen Gewinn von 535 Millionen Euro erzielt. Die Gewinnmarge lag bei mindestens 11,5 Prozent. Im Jahr 2022 legte der operative Gewinn um acht Prozent auf 206 Millionen Euro zu. Im Geschäftsjahr 2022 erzielte Rheinmetall einen Konzernumsatz von 6,4 Milliarden Euro.

(Mit Material der Agenturen)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion