Impfungen in der Apotheke – Symposium wirft Fragen auf

Als ob es keine Nebenwirkungen, Todesfälle und Impfschäden gibt, hält das Gesundheitsministerium weiter am COVID-Impfnarrativ fest. Sogenannte niedrigschwellige Angebote soll es künftig auch weiterhin in Apotheken geben, vorerst nur gegen Grippe und COVID.
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Zuerst Impfzentren, jetzt Apotheken. Ärzte scheinen in der Impfdebatte immer weniger gefragt.Foto: iStock
Von 23. März 2023

Knapp zwei Stunden dauerte das Symposium der Bundesapothekerkammer (BAK) am 21. März 2023 in Berlin. Im Kernpunkt stand ein brisantes Thema: Impfen in der Apotheke. Aufgrund der Durchimpfungsraten bei Grippe und COVID, die für zu gering erachtet werden, sollen Apotheken flächendeckend niedrigschwellige Impfungen im Rahmen einer Regelversorgung bereitstellen.

Aktuell beschränkt sich dies auf COVID und Influenza, wobei die COVID-Impfung ab dem 12. Lebensjahr und die Grippeimpfung ausschließlich ab Volljährigkeit verabreicht werden. Nicht alle Ärzte sind davon begeistert.

„Ich denke, die Corona-Pandemie hat uns in den letzten drei Jahren vor Augen geführt, wie wichtig niedrigschwellige Impfangebote sind“, erklärte Sabine Dittmar (SPD), Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, zum Auftakt der Veranstaltung. Die COVID-Impfungen hätten schwere Krankheits- und Todesfälle vermieden. Da die Impfquote jedoch für zu gering erachtet wird, seien zusätzliche niedrigschwellige Impfangebote sowohl für Grippe als auch für COVID erforderlich.

Der Vorteil der Impfungen in Apotheken liegt laut Dittmar auf der Hand: Die Öffnungszeiten kommen Berufstätigen entgegen. Selbst „pumperlgsunde“ Menschen, die keinen Arzt aufsuchen wollen, könnten beim Schlendern in der Fußgängerzone mal eben in die Apotheke abbiegen und dort „völlig komplikationslos“ ihre Impfung abholen.

Das Apothekerpersonal – so es die Impfungen anbietet – sei geschult, auch in Bezug auf Anamnese und Aufklärung. Natürlich weiß man zudem, was bei möglichen „Impfzwischenfällen“ zu tun ist. Außerdem habe die Vergangenheit bereits gezeigt, dass in vielen Apotheken Impfzertifikate schneller als in Arztpraxen ausgestellt wurden, so die SPD-Politikerin.

Widerstand in der Ärzteschaft

Dass es nicht immer so einfach geht, zeigen Beispiele aus der Praxis, die während des Symposiums zur Sprache kamen. Denn nicht überall trifft der Vorstoß zur Impfung in der Apotheke auf Zuspruch der Ärzteschaft und auch nicht überall beteiligen sich die Apotheken an den Impfungen.

Eine Umfrage der Apothekerkammer mit 2.736 Teilnehmern, darunter 1.994 Führungskräften ergab, dass eine Impfbereitschaft der Apotheken nicht flächendeckend gegeben ist. Nur sieben Prozent bieten COVID-Impfungen an, bei Grippe sind es 17 Prozent.

64 Prozent planen keine COVID-Impfung und 58 Prozent wollen keine Grippe-Impfungen verabreichen. Gründe für eine Ablehnung sind laut Umfrage unter anderem der zusätzliche Personalaufwand und zusätzliche räumliche Anforderungen, die sich je nach Bundesland unterscheiden. 62 Prozent der befragten Apotheker befürchteten, dass das Verhältnis zu den Ärzten in der Umgebung leiden könnte. 28 Prozent sind der Auffassung, dass die Impfung in die Zuständigkeit der Ärzte fällt.

Die BAK-Vizepräsidentin Ursula Funke berichtete, dass es in Baden-Württemberg Widerstände seitens der Ärztekammer gegeben haben soll. Diese habe prophezeit, dass sich kein geeigneter Referent für die notwendige Impfschulung der Apotheker finden würde, was letztendlich jedoch nicht der Fall gewesen sei. Funke wünscht sich, dass Ärzte und Apotheker sich ergänzen, statt gegeneinander zu arbeiten. Der Patient brauche schließlich beide Seiten. „Wir werden alle weniger“, gab sie mit Blick auf bestehende Versorgungslücken und Fachkräftemangel zu verstehen.

Als Negativbeispiel verwies Funke auf eine Klage der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen, die gegen die Pharmazeutischen Dienstleistungen beim Sozialgericht Berlin-Brandenburg eingereicht wurde. Hier finde keine Kommunikation auf sachlicher Ebene mit den Apothekern mehr statt.

Dittmar kommentierte die Aussage mit: „Da, wo es knirscht, sind die verfassten Organisationen.“ Direkt an der Basis sehe sie keine Probleme bei der Zusammenarbeit von Ärzten und Apothekern.

Keine Wilderei, sondern Ergänzung

Der BAK-Präsident Thomas Benkert stellte klar: „Wir wollen in keiner Weise irgendwo wildern im Hoheitsgebiet der Ärzteschaft. Wir bieten eine niederschwellige Ergänzung.“ Schließlich sei „jeder Pieks“ wichtig. Mit den Ärzten erhofft er sich „emotionsfreie“ Gespräche. Es sei schließlich nicht so, dass Apotheker vorgeprescht seien, um unbedingt zu impfen. Dies sei viel mehr der Wunsch der Regierung gewesen, um die Impfquote zu erhöhen.

„Wenn die Politik sagt: ‚macht‘, dann sind wir losmarschiert und tun das“, so Benkert. Wenn die Politik dann mehr für erforderlich halte, sei man auch dazu bereit. „Es gibt viele Impfungen, die wir sicherlich genauso managen könnten.“ An Apotheken appellierte er, den Mut aufzubringen und sich der Impfungen anzunehmen. „Das ist kein Hexenwerk und wir brauchen es einfach zum Wohl der Bevölkerung.“

Bürokratie ist das „Ärgerlichste an der Impfung“

Apotheker Dr. Hannes Müller, Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands der Bundesapothekerkammer, führte den Teilnehmern in der Podiumsdiskussion den immensen bürokratischen Aufwand vor Augen. „Das ist das Ärgerlichste an der Impfung“, sagte er.

Während der eigentliche Impfakt nur wenig Zeit in Anspruch nehme, müsse man zuvor die Zettel ausdrucken, ausfüllen und unterschreiben lassen und natürlich die Beratung durchführen. Rein betriebswirtschaftlich betrachtet sei die Grippeimpfung mit ihren rund 10 Euro „kein Spaß“, damit könne man kein Geld verdienen. Er mache dies, weil er es als Auftrag für die Bevölkerung verstehe.

Für die COVID-Impfung hingegen erwartet Müller deutlich höhere Beträge, schon allein aufgrund der „deutlich höheren Beratungsleistungen“. Die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) seien unglaublich kompliziert und würden sich „gefühlt wöchentlich“ ändern. Hinzu käme, dass er drei Viertel der Impfwilligen „abwimmeln“ müsse, weil sie eine Infektion durchgemacht haben und daher nicht mehr zu dem empfohlenen Impfkreis gehören.

Adrenalin-Pen für Notfälle

Laut der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände besteht die notwendige Schulung der Apotheker aus sechs Teilen: einem Selbststudium, drei Theorieteilen, einer umfangreichen Praxisschulung sowie einem Teil, der sich ausschließlich den Maßnahmen der Ersten Hilfe bei etwaigen Impfreaktionen widmet. Das Curriculum hat einen zeitlichen Gesamtumfang von insgesamt 14 Fortbildungsstunden à 45 Minuten.

Müller selbst sieht sich und sein Team gut für COVID-Impfungen gewappnet – auch im Fall für auftretende Notfälle, die bislang jedoch noch nicht vorgekommen seien. Die Ärztin, die die Schulung durchgeführt habe, zeigte sich nach seinen Angaben jedenfalls ganz angetan von dem Umstand, dass in Apotheken geimpft wird.

Während Apotheker nur den sogenannten Adrenalin-Pen zur Stabilisierung des Kreislaufs im Notfall einsetzen, würden Ärzte teilweise „herumdoktorn“. „Und dann kommt der Rettungswagen und weiß gar nicht, was der Patient schon reingekriegt hat“, zitiert Müller die Aussage der Schulungsärztin. Dann sei es Aufgabe des Notarztes, den Patienten zu stabilisieren.

Versorgungslücken im ländlichen Bereich

Apotheker Christian Richter verwies in der Debatte rund ums Impfen auf ein ganz anderes Problem, mit dem sein Berufsstand zu kämpfen hat. Da zwei Apotheken im Umfeld geschlossen hätten, sei er im ländlichen Bereich im Umkreis von 20 Kilometern die einzige Apotheke, welche die Grundversorgung abdecken muss. So habe er es mit Schnittverletzungen zu tun, wenn Patienten keinen Arzt finden oder das Krankenhaus zu weit weg ist.

Im Notdienst musste er als Apotheker beispielsweise der Mutter eines fiebernden Kindes aus 30 Kilometer Entfernung am Telefon erklären, wie man Wadenwickel oder ein Zwiebelsäckchen für das Ohr bereiten kann, weil sie einfach nicht die Möglichkeit hat, vorbeizukommen. „Das sind alles Dinge, die wir unentgeltlich leisten“, so Richter. „Aber die Luft ist knapp“. Hier wünscht er sich deutlich mehr Unterstützung, um die Apotheken zu stärken.

Erweiterung auf andere Impfungen nicht ausgeschlossen

Ein „Blick in die Glaskugel“ zeigte, dass es aktuell keine politische Debatte über weitere Impfungen gibt, eine Erweiterung auf andere Impfungen aber nicht ausgeschlossen ist. Müller konnte aus der Praxis berichten, dass die Anfragen auch nach weiteren Impfungen seitens der Kunden kommen: Wenn man sich schon einmal gegen Grippe impfen lasse, dann könnte man doch auch …? Nach seiner Schilderung sorgt die derzeitige Beschränkung auf COVID- und Grippe-Impfung für Verwirrung bei Impfwilligen.

So wurde in seiner Apotheke eine 12-Jährige kurz nach ihrem Geburtstag gegen COVID geimpft. Hingegen war eine Impfung gegen Grippe bei dem Mädchen nicht möglich gewesen, da diese in Apotheken erst ab 18 Jahren infrage kommt. Hier wünscht er sich Nachbesserungsbedarf.

„COVID-Impfabo“ unter Apothekerbeteiligung seit Dezember 2020 bekannt

Was bei der ganzen Diskussion jedoch nicht zur Sprache kam, ist der Umstand, dass die Wirkung der COVID-Impfung nicht dazu geeignet ist, vor Infektionen und Übertragung zu schützen. Auch die Tatsache, dass sich längst internationaler Widerstand von Wissenschaftlern und Ärzten regt, die einen Impfstopp fordern, wurde unter den Tisch gekehrt – ganz so, als gäbe es keine Todesfälle und schwerste Nebenwirkungen, über die jetzt immer öfter berichtet wird. Auch das angeborene Immunsystem spielt in der Gesundheitspolitik schon längst keine Rolle mehr.

Vielmehr wird hier fortgeführt, was sich bereits am 4. Dezember 2020 bei einer Gesprächsrunde zwischen der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) und dem damaligen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angedeutet hat. „Ich glaube nicht, dass wir bei COVID-19 ins Spiel kommen müssen, weil die Quote hoffentlich hoch genug sein wird“, erklärte der damalige ABDA-Präsident Friedemann Schmidt. Später könne das dann anders aussehen, „in ein paar Jahren wenn wir COVID-19-Regelimpfungen haben werden“.

Bei dieser Aussage ging damals Spahn sofort dazwischen und unterbrach Schmidt. Diese Information war wohl (noch) nicht für die Allgemeinheit gedacht. Der CDU-Politiker warf ein: „Jetzt machen Sie nicht schon gleich alle nervös.“ Spahn dementiert nicht und erklärt nichts. Stattdessen wechselt er das Thema.

Im Jahr 2020 starteten in verschiedenen Bundesländern erste Modellvorhaben zur Grippeschutzimpfung. Ab Anfang 2022 waren dann auch COVID-Impfungen bundesweit in vielen Apotheken möglich. Seit Herbst 2022 gehören Grippeschutzimpfungen in Apotheken zur Regelversorgung.

In Deutschland sind laut Bundesapothekerkammer 76,4 Prozent grundimmunisiert, was COVID betrifft. 62,6 Prozent haben eine oder mehrere Auffrischungsimpfungen erhalten. Die Quote bei Grippe liegt niedriger. Hier sind 47 Prozent in der Altersgruppe ab 60 Jahren geimpft. Laut EU sei jedoch zur Erreichung des Herdenschutzes 75 Prozent notwendig.

 



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