Warum manche Menschen nicht an COVID-19 erkranken

Je stärker das Immunsystem, desto unwahrscheinlicher ist eine Infektion. Dabei beeinflusst unsere Persönlichkeit unsere Immunität entscheidend.
Laut Forschungsergebnissen haben Menschen, die einen Sinn im Leben besitzen, eine stärkere Immunität.
Laut Forschungsergebnissen haben Menschen, die einen Sinn im Leben besitzen, eine stärkere Immunität.Foto: iStock
Von 1. März 2023

COVID-19 geht erneut um in China. Die Infektionszahlen im Reich der Mitte steigen. Viele sind besorgt, dass die neue Epidemiewelle auf den Rest der Welt überschwappen könnte.

Ein Blick auf die junge und alte Geschichte zeigt indes, dass einige Menschen im Verlauf von tödlichen Pandemien nie krank wurden. Das war auch der Fall, als der Schwarze Tod im Mittelalter über Europa hinwegfegte und ein Drittel der Bevölkerung auslöschte. Einige Menschen blieben gesund, selbst wenn sie sich anstecken wollten.

Auch als im 19. Jahrhundert die Cholera Europa heimsuchte, blieben einige Menschen unversehrt, obwohl sie die gleichen verunreinigten Lebensmittel aßen und das gleiche verunreinigte Wasser tranken. Das Gleiche gilt bei Lepra. Einige Ärzte und Krankenschwestern widmeten ihr Leben der Pflege von Leprakranken, steckten sich dennoch nie an.

Während der Spanischen Grippe im Jahr 1918 führten zwei unabhängige Ärztegruppen in Boston und San Francisco zwei Studien mit 62 beziehungsweise 50 gesunden Freiwilligen durch [1]. Dabei versuchten die Ärzte recht aggressiv, die Menschen zu infizieren. Sie tropften sogar Schleim oder Körperflüssigkeiten von Grippekranken in die Augen, Nasen oder Rachen der gesunden Freiwilligen – doch keiner der Teilnehmer infizierte sich. Das wirft die dringende Frage auf, warum bleiben manche Menschen von diesen Krankheiten verschont?

Studien: Teilnehmer infizierten sich nicht mit SARS-CoV-2

Eine ähnliche Studie wurde auch während der COVID-19-Pandemie durchgeführt und 2022 in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht [2]. Dabei verabreichten Ärzte 36 gesunden, jungen Freiwilligen das Virus SARS-CoV-2 in die Nase. Zwei Teilnehmer standen für die Auswertung nicht zur Verfügung, sodass den Ärzten die Daten von 34 Probanden blieben:

15 steckten sich nicht an. Das bedeutet, es traten keine Symptome auf. Weder konnte man das Virus in Rachen oder Nase nachweisen, noch gab es Antikörper im Blut. Die ausgezeichnete natürliche Immunität dieser Menschen gewann den Kampf gegen das Virus.

Drei Patienten hatten eine asymptomatische Immunreaktion. Das heißt, es gab keine Symptome, es konnte auch kein Virus im Rachen nachgewiesen werden. Allerdings gab es Antikörper im Blut.

16 Personen entwickelten leichte Symptome. So konnten sowohl Virus nachgewiesen als auch Antikörper in ihrem Blutkreislauf gefunden werden. Zudem war der Gehalt an Entzündungsproteinen in ihrem Blut erhöht. Ihre Körper konnten die Infektion schließlich erfolgreich eindämmen – das ging jedoch auf Kosten unzähliger Immunzellen wie beispielsweise Makrophagen. Da die natürliche Immunität dieser Probanden im Vergleich zu den beiden anderen Gruppen eher schwach war, musste ihre adaptive Immunität eingreifen, wodurch Antikörper auftraten.

Natürliche Immunität als Sicherheitsdienst des Körpers

Auch wenn sich Menschen äußerlich ähnlich sehen, so unterscheiden sie sich in der mikroskopischen Welt der Viren ganz klar voneinander. 

Unsere Immunsysteme sind ebenfalls unterschiedlich. Sie sind sehr ausgefeilt: Sie verfügen über mehrere Abwehrschichten und agieren wie ein Sicherheitsdienst, der uns rund um die Uhr vor verschiedenen Viren und Bakterien schützt. Dabei erfüllt jede Abteilung ihre eigenen Aufgaben und arbeitet für den Schutz zusammen.

Das Immunsystem ist unterteilt in das angeborene und das erworbene Immunsystem. Das angeborene Immunsystem kann schnell reagieren und uns vor allem schützen, was den Körper angreift.

Viren brauchen geeignete Zellen, an die sie sich heften können, um sich zu vermehren. Wenn sich die Zellen eines Menschen in einem guten antiviralen Zustand befinden, hat das Virus keinen Nährboden, um sich auszubreiten. Die Folge: Der Mensch infiziert sich nicht.

Angeborene (links) und erworbene Immunität (rechts) des menschlichen Körpers verfügen über verschiedene „Spezialeinheiten“.

Angeborene (links) und erworbene Immunität (rechts) des menschlichen Körpers verfügen über verschiedene „Spezialeinheiten“. Foto: The Epoch Times

Beispielsweise können sogenannte Epithelzellen in unserer Nasenschleimhaut automatisch einen Stoff absondern, der diese Zellen in einen antiviralen Zustand versetzt.

Diese Substanz heißt Interferon und spielt eine sehr wichtige Rolle [3]. Es ist wie ein Marker, der den menschlichen Körper in einen Zustand versetzt, in dem sich Viren kaum noch vermehren können. Es baut das Protein, die Enzyme und die RNA des Virus ab, sodass das Virus in diesen Zellen nicht überleben kann.

Viren „sehen“ Menschen mit geschwächter Immunität

Laut Forschungsergebnissen, die in der Fachzeitschrift „Scientific Reports of Nature“ erschienen, spielt dies auch bei Corona eine Rolle. Im Frühstadium einer COVID-19-Erkrankung sei die Wahrscheinlichkeit, schwere Symptome zu entwickeln, umso geringer, je mehr Interferon vorhanden ist [4].

So gibt es eine Vielzahl von Immunzellen wie natürliche Killerzellen, Makrophagen und Lymphozyten. Jede Zelle ist wie eine Spezialeinheit, die besondere Fähigkeiten zur Bekämpfung von Viren besitzt. Arbeiten diese Spezialeinheiten Hand in Hand, infiziert man sich seltener oder entwickelt – sollte es doch einmal so weit kommen – nur leichte Symptome und/oder erholt sich schneller.

Das menschliche Immunsystem ist mehrschichtig aufgebaut.

Das menschliche Immunsystem ist mehrschichtig aufgebaut. Foto: The Epoch Times

Wenn eine Person jedoch eine schwache antivirale Immunität besitzt, ist es wahrscheinlicher, dass das Virus Zellen infiziert, sich vermehrt und den Körper der Person schädigt.

Insbesondere im Rahmen der Corona-Krise wurde der erworbenen Immunität aus Impfstoffen, monoklonalen Antikörpern und dergleichen mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Wichtige Bestandteile des natürlichen Immunsystems des Körpers werden oft übersehen oder ignoriert. Allerdings ist dieser Teil unseres natürlichen Immunsystems nach wie vor unentbehrlich.

Zwei Zustände der Immunität

Im Allgemeinen gibt es zwei verschiedene Zustände der Immunreaktion: einen gesunden und wirksamen und einen ungesunden und unwirksamen.

Der erste ist durch eine starke antivirale Immunität von Immunzellen gekennzeichnet, die Interferone zur Ausrottung von Viren absondern können. Der zweite ist der Zustand der systemischen chronischen Entzündung. Dieser Zustand macht die Menschen anfällig für Virusinfektionen.

Eine in „Nature Medicine“ veröffentlichte Studie fasst die Ursachen für chronische Entzündungen und ihre Folgen zusammen [5]. Zu den häufigsten Ursachen gehören Bewegungsmangel, Übergewicht, schlechte Ernährung, soziale Isolation, psychischer Stress und Schlafmangel. Zu den Folgen gehören demnach Herz-, Autoimmun- und neurodegenerative Krankheiten ebenso wie Diabetes oder Krebs. Außerdem könne es zu altersbedingter Immunschwäche, Depression und geringer Knochendichte führen.

Aus diesem Grund kommt vielen Menschen eine bessere Ernährung oder die Entwicklung von Antikörpern in den Sinn, wenn von der Stärkung der Immunität die Rede ist. Diese Faktoren sind zwar wichtig – eine bessere Ernährung und mehr Bewegung sind sicherlich hilfreich. Es gibt jedoch auch andere Möglichkeiten, die Fähigkeit, Viren zu bekämpfen, zu verbessern.

Ehrliche Personen sind weniger anfällig für Infektionen

Jeder Mensch hat Gefühle, Gedanken, Eigenheiten und unterschiedliche mentale Zustände. Diese mögen zwar nicht greifbar sein, allerdings haben sie tatsächlich materielle Auswirkungen und können sogar den Zustand unserer Immunzellen beeinflussen. Die Wissenschaft hat dies bereits bewiesen. Zudem gibt es ein traditionelles chinesisches Sprichwort: „Krankheiten liegen zu 70 Prozent an der Psyche und zu 30 Prozent an der Krankheit selbst.“ 

So haben Depressionen, Angst, Stress, Wut und Furcht umfangreiche und gut dokumentierte physiologische Auswirkungen. Sie können wesentliche Aspekte unserer Biochemie beeinflussen, von der Hormonproduktion bis hin zu unserem Schmerzempfinden. Aber auch positive Emotionen haben eine Wirkung – die allerdings unterschiedlich ausfallen kann.

Laut einer Studie der Harvard University und der University of California-Berkeley, die 2015 in der Zeitschrift „Current Opinion in Psychology“ veröffentlicht wurde, sind auch Menschen mit einem ehrlichen Herzen weniger anfällig für Virusinfektionen [6]. Das liegt daran, dass die Cortisolreaktion von Lügnern deutlich höher ist als die von ehrlichen Personen. Je höher die Cortisolreaktion ist, desto leichter steigt der Stresshormonspiegel im Körper an.

Wie es in einem Artikel in der Fachzeitschrift „Nature Reviews Immunology“ aus dem Jahr 2005 heißt, haben Corticosteroide und Cortisol eine hemmende Wirkung auf Immunzellen [7]. Sie unterdrücken die Fähigkeit des Körpers, Viren zu bekämpfen. Folglich senkt unehrliches Verhalten die antiviralen Fähigkeiten.

Der Sinn des Lebens verlängert das Leben

In diesem Zusammenhang sollten auch die zwei weit gefassten Konzepte von Wohlbefinden erwähnt werden, die in der Psychologie gelten: das hedonische und das eudaimonische Wohlbefinden. Hedonisches Wohlbefinden bezieht sich auf das Wohlbefinden, das durch eine angenehme Erfahrung wie zum Beispiel ein leckeres Essen entsteht. Eudaimonisches Wohlbefinden ist das Wohlbefinden, das sich ergibt, wenn man ein Ziel erreicht oder einen Sinn findet, wie beispielsweise ein Kind zu erziehen. 

Hedonisches Wohlbefinden ist oft flüchtig und kann dazu führen, dass wir mehr von dem Reiz suchen, der es ausgelöst hat, zum Beispiel leckere Speisen oder Genussmittel wie Filme ansehen oder Alkohol trinken. Eudaimonisches Wohlbefinden ist oft langfristiger, weil es sich aus substanzielleren Erfahrungen oder Aspekten unseres eigenen Wesens ergibt.

Einer Studie zufolge, die 2013 in der renommierten Fachzeitschrift PNAS erschien, verfügen Menschen, die Gerechtigkeit und edle Ziele verfolgen (eudaimonisch), über eine höhere Genexpression von Interferon und damit eine höhere Fähigkeit zur Produktion von Antikörpern sowie eine deutlich geringere Expression von chronischen Entzündungsgenen [8].

Darüber hinaus haben Menschen, die einen Sinn im Leben suchen, eine stärkere natürliche Killerzellenfunktion und Immunität [9]. Das ist das Ergebnis einer Studie, die 2003 in der Fachzeitschrift „Annals of Behavioral Medicine“ erschien.

Auch das Alzheimer-Zentrum am Uniklinikum in Chicago forscht in diese Richtung [10]. Laut den Forschern senkt ein ausgeprägtes Empfinden für den Sinn des Lebens wirksam das Sterberisiko, und zwar um bis 43 Prozent. Wenn Menschen also ihren „Sinn im Leben“ gefunden haben oder festlegen und ihm folgen, kann das die Gesundheit schützen und möglicherweise Leben retten.

Positives Denken fördert die antivirale Immunität

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass unsere Gedanken, unsere Einstellung und unsere Moralvorstellungen die Gene und die Funktionen der Immunzellen beeinflussen. Sie wirken sich zudem auf den Hormonspiegel aus. Insgesamt beeinflussen unsere Gedanken, ob wir uns bei einer Epidemie infiziert beziehungsweise, ob wir nach einer Infektion ernsthaft krank werden.

Traditionellen Kulturen zufolge sind Menschen, die freundlich, altruistisch, ehrlich und bescheiden sind und ein ruhiges Herz besitzen, normalerweise gesünder. Heute wissen wir, dass dies darauf zurückzuführen ist, dass sie einen hohen Interferonspiegel, eine starke Funktion der natürlichen Killerzellen und eine starke antivirale Immunität aufweisen. Solche Menschen sind weniger anfällig für virale Infektionen.

Menschen mit diesen Eigenschaften haben in der Regel einen stabilen Geist und eine bessere geistige Gesundheit. Sie werden nicht so leicht ängstlich, depressiv oder haben negative und intensive Gefühle.

So gibt es Menschen, die gläubig und freundlich sind oder oft freiwillig anderen helfen. Viele von ihnen waren während der Corona-Pandemie aktiv und halfen, wo sie konnten. Aber auch wenn sie täglich mit erkrankten Menschen umgeben waren, infizierten sie sich nicht mit COVID-19.

China: Korruption und Vetternwirtschaft verschlimmern die Situation

Während der jüngsten Corona-Welle in China sind ungewöhnlich viele Funktionäre der Kommunistischen Partei Chinas mutmaßlichen an COVID-19 gestorben. Als hochrangige Beamte genießen sie eine hochmoderne medizinische Versorgung und erhalten erstklassige Lebensmittel, Nährstoffe und Nahrungsergänzungsmittel. Warum also starben sie während dieser Welle?

Ein möglicher Grund ist ihr Verhalten, das Verbreiten von Falschmeldungen und Propaganda, einschließlich der Vertuschung und Verheimlichung der COVID-19-Zahlen, der Unterdrückung von Whistleblowern und von Menschen, die es wagen, die Wahrheit zu sagen.

Die hochrangigen Beamten in China – nicht alle, aber viele von ihnen – waren demzufolge nicht ehrlich. Sie führten entweder die Vertuschung durch oder halfen bei der Vertuschung mit. Aus biologischer Sicht ist der Stresshormonspiegel in ihren Körpern möglicherweise viel höher als bei Menschen, die sich nicht an diesen Lügen beteiligen. Wenn sie ständig in diesem Zustand leben, so haben die chronisch erhöhten Stresshormone ihrer Immunität wahrscheinlich stark geschadet.

Diese Funktionäre stellen Profit oder Macht über das Wohlergehen des chinesischen Volkes. Daher ist zu erwarten, dass die Interferon-Genexpression in ihren Immunzellen niedriger ist als bei Menschen, die sich um andere kümmern.

Um das Immunsystem zu unterstützen, ist nicht nur ein guter körperlicher Zustand wichtig, sondern auch eine freundliche und tugendhafte Einstellung. Hätten diese Beamten tugendhafte Gedanken und ein gütiges Herz, wären sie vielleicht weniger anfällig für Virusinfektionen oder das Risiko einer schweren Erkrankung.

Über die Autorin

Dr. Yuhong Dong ist Ärztin mit einem Doktortitel in Infektionskrankheiten. Sie ist wissenschaftliche Leiterin und Mitbegründerin eines Schweizer Biotech-Unternehmens und ehemalige leitende medizinisch-wissenschaftliche Sachverständige für die Entwicklung antiviraler Arzneimittel bei Novartis Pharma in der Schweiz.

Quellen und Literatur

[1] M. J. Rosenau (1921); hdl.handle.net/2027/spo.3750flu.0016.573

[2] Killingley et al. (2022); doi.org/10.1038/s41591-022-01780-9

[3] Uematsu, Akira (2007); doi.org/10.1074/jbc.R700009200

[4] Rouchka et al. (2021); doi.org/10.1038/s41598-021-95197-y

[5] Furman et al. (2019); doi.org/10.1038/s41591-019-0675-0

[6] Brinke et al. (2015); doi.org/10.1016/j.copsyc.2015.08.004

[7] Glaser, Glaser (2005); doi.org/10.1038/nri1571

[8] Fredrickson et al. (2013); doi.org/10.1073/pnas.1305419110

[9] Bower et al. (2003); doi.org/10.1207/S15324796ABM2502_11

[10] Boyle et al. (2009); doi.org/10.1097/PSY.0b013e3181a5a7c0

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com in zwei Artikeln unter dem Titel Why Some People Never Become Infected With COVID-19 und Why Some People Won’t Get Infected, Even After COVID Exposure (redaktionelle Bearbeitung as, ger)



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