Messerangriff in Hamburg: 18 Verletzte – Tatverdächtige kommt in Psychiatrie
Bei einem Messerangriff im Hamburger Hauptbahnhof wurden am Freitagabend mehrere Menschen verletzt. Die Tatverdächtige stach offenbar wahllos um sich, sie ließ sich widerstandslos festnehmen. Es wurde ihre Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik angeordnet.
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Kriminalbeamte ermitteln auf dem Bahnsteig des Hamburger Hauptbahnhofs, wo am 23. Mai 2025 von einer Frau 18 Menschen bei einem Messerangriff verletzt wurden.
Nach dem Messerangriff am Hamburger Hauptbahnhof mit 18 Verletzten hat ein Haftrichter die Unterbringung der Verdächtigen in einer Klinik angeordnet. Das teilte die Polizei mit.
Die 39-Jährige war am Freitagabend festgenommen worden, nachdem sie am Bahnsteig wahllos um sich gestochen haben soll. Der Unterbringungsbefehl laute auf versuchten Totschlag in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung in 15 Fällen.
„Der Unterbringungsbefehl bezieht sich auf die Personen, die unmittelbar mit dem Messer verletzt wurden und dadurch Schnitt- oder Stichverletzungen unterschiedlicher Schwere erlitten haben“, erklärte die Polizei in ihrer Mitteilung. Insgesamt seien 18 Menschen in Krankenhäuser gebracht worden – die übrigen erlitten demnach aber andere Verletzungen, „beispielsweise durch einen Sturz oder Schock“.
Frau hat wohl keinen festen Wohnsitz
Die Frau soll früheren Angaben der Polizei zufolge nicht politisch motiviert gewesen sein. „Vielmehr bestehen inzwischen sehr konkrete Hinweise auf eine psychische Erkrankung der Tatverdächtigen“, hatte die Polizei mitgeteilt.
Die Verdächtige hat laut Polizei „nach den bisherigen Erkenntnissen“ keinen festen Wohnsitz. Wie ein Sprecher des niedersächsischen Innenministeriums auf Anfrage mitteilte, soll die Frau offenbar gebürtig aus Niedersachsen kommen.
Eine Person habe „mehrere Menschen mit einem Messer am Hauptbahnhof verletzt“, teilte die Hamburger Polizei anfangs auf X mit.
Foto: René Schröder/NEWS5/AFP via Getty Images)
„Durch das sehr schnelle Eingreifen zweier Passanten, die sich auf dem Bahnsteig befanden, (…) konnte der Angriff unterbrochen werden“, teilte die Polizei am Mittag mit.
Bei der Tat wurden insgesamt 18 Menschen im Alter zwischen 19 und 85 Jahren verletzt. Dem letzten Ermittlungsstand zufolge erlitten vier lebensgefährliche, sieben schwere und sieben leichte Verletzungen.
Die vier lebensgefährlich Verletzten – eine 24-Jährige, ein 24-Jähriger, eine 52 Jahre alte Frau und ein 85-Jähriger – befinden sich laut Polizei inzwischen alle „in einem stabilisierten Zustand“.
Der Vorfall löste einen Großeinsatz von Rettungskräften, Feuerwehr und Polizei aus. Die Feuerwehr war mit rund 60 Rettungs- und Einsatzkräfte vor Ort. Die Polizei Hamburg war mit rund 350 Beamten im Einsatz, die Bundespolizei mit etwa 60.
Die Ermittlungen zum Motiv laufen weiter auf Hochtouren. Man habe bislang keine Hinweise auf eine politische Motivation, sagte ein Polizeisprecher am Freitagabend. Es gebe aber erste Erkenntnisse, anhand derer man insbesondere prüfe, ob sich die mutmaßliche Täterin in einem „psychischen Ausnahmezustand“ befunden haben könnte.
Die Frau ist nach „Bild“-Informationen als psychisch krank bekannt. Sie habe bereits Aufenthalte in der Psychiatrie gehabt, schrieb „Bild“ weiter. Darüber hinaus sei sie polizeibekannt. Ein Polizeisprecher wollte sich am frühen Morgen dazu nicht äußern.
Das Tatmesser sei sichergestellt worden. Es gebe viele Augenzeugen, die zu betreuen seien. Der Polizei lag auch am späten Abend keine valide Zahl der Verletzten vor.
Spurensicherung abgeschlossen
Nach der Messerattacke wurden in der Nacht alle Gleise für den Zugverkehr wieder freigegeben. Die Spurensicherung sei abgeschlossen, teilte die Deutsche Bahn (DB) mit. Empfohlen werde aber, alle Bahnverbindungen online zu überprüfen.
Nach Angaben einer Bahnsprecherin könne nach derzeitigem Stand am Morgen „wieder alles pünktlich starten“. Die vier Gleise 11 bis 14 waren nach der Messerattacke gesperrt gewesen. Es kam zu entsprechenden Verspätungen und Umleitungen im Fernverkehr.
Tat auf vollem Bahnsteig
Auf dem Bahnsteig zwischen den Gleisen 13 und 14 hatte um etwa 18 Uhr eine Person wahllos um sich gestochen. Der Bahnsteig für Fernzüge war zum Tatzeitpunkt voller Menschen.
Zum Ablauf der Tat sagte Abbenseth, es seien mehrere Notrufe eingegangen. Die sogenannte Quattrostreife – das sind je ein Beamter von Bundes- und Landespolizei sowie Mitarbeiter von DB-Sicherheit und Hochbahnwache – sei schnell vor Ort gewesen und habe die Frau festgenommen. Zur Frage der psychischen Betreuung der Frau sagte Abbenseth am Abend, sie befinde sich aktuell in Polizeigewahrsam.
Wenige Stunden nach dem Messerangriff mit 18 Verletzten läuft im Hamburger Hauptbahnhof wieder der Verkehr.
Foto: Georg Wendt/dpa
Polizei und Rettungskräfte waren am Abend mit einem Großaufgebot im Einsatz. An Gleis 14 stand ein ICE. Der Polizeisprecher sagte jedoch: „Die Tat hat sich, nach dem, was wir wissen, nicht in diesem Zug abgespielt.“ Im Bahnhof selbst lief der Reisebetrieb weiter. Allerdings liefen auffällig viele Polizisten auf und ab.
Stark besuchter Verkehrsknotenpunkt
Der Hamburger Hauptbahnhof gehört mit mehr als 500.000 Reisende pro Tag zu den am stärksten frequentierten Verkehrsknotenpunkten in Deutschland. Im freitäglichen Feierabendverkehr herrscht dort regelmäßig dichtes Gedränge. Am Freitag begannen in Hamburg einwöchige Schulferien.
Seit dem 1. Oktober 2023 sind Messer im Bereich des Hauptbahnhofs verboten. Laut Bundespolizei zählte der Verkehrsknotenpunkt im Jahr 2022 zu den gefährlichsten Bahnhöfen in Deutschland. Inzwischen hat sich die Lage nach offiziellen Angaben verbessert.
Die Zahl der Gewalttaten sank im vergangenen Jahr um knapp ein Viertel (24,2 Prozent) auf 546, wie die Bundesregierung im Februar auf eine Anfrage der AfD-Bundestagsfraktion mitteilte. Allerdings verdoppelte sich beinahe die Zahl der Gewalttaten, bei denen ein Messer eingesetzt wurde, von 12 auf 23 Fälle.
Merz telefoniert mit Bürgermeister Tschentscher
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) tauschte sich mit Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) über den Messerangriff aus. Tschentscher habe Merz in dem Telefonat über die Versorgung der Verletzten und die Situation vor Ort informiert, teilte Regierungssprecher Stefan Kornelius mit. Merz habe die Unterstützung der Bundesregierung angeboten.
Auf der Plattform X schrieb Merz: „Die Nachrichten aus Hamburg sind bestürzend. Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Mein Dank geht an alle Einsatzkräfte vor Ort für ihre schnelle Hilfe.“
Tschentscher schrieb auf X, die Tat sei erschütternd. Er dankte Polizei und Rettungskräften für ihr schnelles Eingreifen und fügte an: „Die Täterin ist in Gewahrsam. Ich wünsche den Opfern der Tat viel Kraft und hoffe, dass auch die Schwerverletzten gerettet werden.“
Die Deutsche Bahn äußerte ihre „tiefe Bestürzung“ über den Messerangriff. „Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei den Verletzten“, heißt es in einer Mitteilung. (dts/afp/dpa/red)
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