«Lichtgestalt» Beckenbauer wird 70 Jahre alt

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Franz Beckenbauer wird 70 Jahre alt.Foto: Frank Mächler/dpa
Epoch Times11. September 2015
Eine große Feier wünschte sich Franz Beckenbauer für diesen Geburtstag verständlicherweise nicht. Nach dem Tod von Sohn Stephan vor gut einem Monat gibt es keine ausgedehnte Ehren-Veranstaltung, wenn der „Kaiser“ 70 Jahre alt wird.

Mit Ehefrau und Kindern wollte Beckenbauer vereisen, den Tag abseits der Heimat in Ruhe verbringen. Gewürdigt wird eine der größten Karrieren im Weltsport aber auch ohne öffentliche Feier.

„Du bist der erste und beste Vertreter des FC Bayern. Wo Du warst, was Du auch machtest: Du hattest den ganz großen Erfolg“, betonte Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und gratulierte „der wichtigsten Persönlichkeit des FC Bayern München“. Ligapräsident Reinhard Rauball bezeichnete den Jubilar als „Geschenk für den Fußball“. „Franz Beckenbauer ist auf der ganzen Welt ein perfekter Botschafter“, erklärte Rauball. Beckenbauer sei „einer der größten Sportler, die Deutschland jemals hervorgebracht hat. Schon jetzt ist er eine Legende“, sagte auch DFL-Geschäftsführer Christian Seifert über den „Weltstar ohne den Ansatz von Allüren“.

Sieben Jahrzehnte des zur Lichtgestalt im deutschen Fußball erkorenen Beckenbauer bieten unzähligen Stoff. Ob TV-Dokumentation, Hörfunk-Feature, oder Sonderheft – auf allen Kanälen wird das facettenreiche Leben beleuchtet. „Alle Sonntage der Welt sind in mir vereint. Wenn man so ein Leben hat in diesen 70 Jahren, angefangen aus dem Nichts kommend und dann durch den Fußball die Kurve nach oben zu kriegen…“, sinnierte Beckenbauer in der ARD. „Und der Fußball ist dabei auch noch gesellschaftsfähig geworden und hat heute einen Stellenwert, dass sich die höchsten Politiker damit beschäftigen. Und da war ich dabei.“

Nicht nur dabei, sondern mittendrin, immer in einer Hauptrolle: Fußball-, Werbe- und Medien-„Kaiser“, Weltmeister-Teamchef, WM-Macher – praktisch alles, was der am 11. September 1945 in München-Giesing geborene Sohn eines Postbeamten anfasste, wurde zu Gold. Dank Souveränität und Leichtigkeit wirkt Beckenbauer, als stünde er über den Dingen. Schlagfertigkeit und Redegewandtheit ziehen Zuhörer in den Bann, auch wenn Beckenbauer selbst behauptet, noch nie eine „große Rede“ gehalten zu haben: „Ich habe immer nur gesagt, was mir gerade eingefallen ist.“ Immerzu erlebt man den Tausendsassa umgänglich und freundlich.

Selbst wenn eine Aussage einmal nicht passt, nimmt das einem Beckenbauer keiner spürbar krumm. Auch eine FIFA-Sperre samt Untersuchung ändert nichts an seinem öffentlichen Standing. „Ich habe erst einmal auf das Datum geschaut. Ich habe gedacht, das ist ein Aprilscherz. Vielleicht hat sich da jemand einen Spaß erlaubt“, sagte Beckenbauer, als der Weltverband ihn während der WM 2014 wegen eines vermeintlichen Verstoßes gegen den Ethik-Code für 90 Tage aus dem Verkehr zog. Zwei Wochen später wurde die Sperre in der geliebten Fußball-Familie aufgehoben.

„Franz Beckenbauer ist das größte Glück des deutschen Fußballs. Es gab keinen besseren vor ihm und es wird auch kein besserer nachkommen“, würdigte WM-Gefährte Günter Netzer wiederholt die Verdienste des charismatischen Alleskönners. „Beckenbauer ist der Einzige, der der PDS in Bayern ein Direktmandat verschaffen kann“, witzelte der Kabarettist Ottfried Fischer einmal.

Den Erfolgen vor allem als FC-Bayern-Legende – Weltmeister, Europameister, Europapokalsieger und, und, und – folgten nahtlos Siege in der Karriere nach der Karriere. Neben dem Brasilianer Mario Zagallo ist er der einzige, der dem WM-Titel als Kicker durch den Triumph 1990 den als Trainer hinzufügte. Einen vielleicht noch größeren Coup landete er als Sportfunktionär: Beckenbauer holte die Fußball-WM nach Deutschland – und setzte sich damit sein eigenes Denkmal. „Das ist wie ein Siebener oder Achter im Lotto, das kriegst du nur einmal im Leben“, befand der Ehrenpräsident des FC Bayern.

Zwar wird Beckenbauer gerne mit dem auch schon gesagten Satz „Geht`s raus und spielt’s Fußball“ zitiert. Wie hart und detailversessen der gelernte Versicherungskaufmann aber arbeitete, wird oft vergessen. „Das Glück kommt nicht zum Fenster hereingeflogen. Du brauchst Fleiß und Durchhaltewillen. Das Glück muss man sich erarbeiten“, sagt Beckenbauer selbst gerne.

Die vorerst letzten Interviews gab Beckenbauer vor dem Tod von Stephan, der im Alter von 46 Jahren nach langer, schwerer Krankheit vor einem Monat starb. Der Sohn aus erster Ehe hinterließ seine Frau und drei Kinder. Stephan Beckenbauer war eines von insgesamt fünf Kindern des 69-Jährigen, der dreimal heiratete. Sicher habe er auch die Familie zeitweise vernachlässigt, räumte der „Kaiser“ schon ein. Bereits vor seinem 65. Geburtstag ließ der Bayern-Ehrenpräsident von seinen Ämtern los, um mehr Zeit für seine kleinsten Kinder zu haben.

Aber selbst ohne Posten ist der auch dank täglicher Wassergymnastik noch schlanke Beckenbauer („Ein Riesenbauch wird mir nicht passieren“) noch ständig unterwegs. „Da hat er selber ein gutes Gespür für, wie viel er sich zumuten kann“, sagte Ehefrau Heidi in der Sendung radioThema auf Bayern 2. „Aber ich weiß auch nicht, ob das gut wäre, wenn er den ganzen Tag zu Hause wäre.“

(dpa)


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