„Die Situation ist absurd“: Doppelte Baukrise – Jobs in Gefahr

Die deutsche Bauindustrie stellt sich auf Kurzarbeit ein.
Titelbild
Symbolbild.Foto: Istockphoto/todamo
Von 24. April 2022


Fachkräftemangel und volle Auftragsbücher im Baugewerbe kombinieren sich mit enorm gestiegenen Energie- und Logistikpreisen. Hinzu kommen explodierende Rohstoff- und Baustoffpreise. Nun beginnt zudem die Nachfrage einzubrechen. Im Baugewerbe wurde bisher oft mit Festpreisen gearbeitet, was vielen Baufirmen inzwischen bei laufenden Projekten zum Verhängnis wird.

Kalkulationsprobleme

Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie berichtete kürzlich in einer Pressemitteilung von Umfragen unter den Mitgliedsunternehmen zu den Folgen des Ukraine-Krieges für das Baugewerbe. Verbandsgeschäftsführer Tim-Oliver Müller verwies dabei auf die Hauptprobleme wie Preissteigerungen (90 Prozent) und Materiallieferengpässe (80 Prozent). Das Material könne – so vorhanden – derzeit meist nur noch zu tagesaktuellen Preisen eingekauft werden. „Dies führt am Ende zu einem enormen wirtschaftlichen Risiko und Schwierigkeiten bei der Kalkulation neuer Angebote“, so Müller.

Aufgrund dieser Entwicklung zögern inzwischen auch die Auftraggeber von Bauprojekten. Der Bauverband spricht von 30 Prozent Stornierungen. 40 Prozent der Auftraggeber würden zudem geplante Projekte zurückstellen. Weil die Aufträge zu wackeln beginnen, zieht das die Jobs im Baugewerbe in Mitleidenschaft.

Jobs in Gefahr

„Die Situation ist absurd“, sagt Verbandsgeschäftsführer Müller. Vor Wochen noch, habe die Branche händeringend um Arbeitskräfte geworben. Heute müsse man sich jedoch „Gedanken machen, wie wir die halten, die wir haben“.

Auch der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) teilt diese Sorgen in einem Statement: „Die Lage der Branche ist paradox: Vor Kurzem hatten die Unternehmen noch volle Auftragsbücher, denn Bauaufgaben gäbe es genügend, nun müssen sie Teile ihrer Belegschaften in Kurzarbeit schicken“, so Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa.

Abhängigkeiten abbauen

Gegenüber der DPA hatte Pakleppa laut der „Schwäbischen Zeitung“ geschildert, dass man sich ja über die Abhängigkeit von den fossilen Rohstoffen wie Kohle und Öl ungefähr im Klaren gewesen sei. Jetzt wurde auch festgestellt, „dass wir in der Bauwirtschaft erheblich abhängig sind von Materiallieferungen aus Russland, der Ukraine und Belarus“.

Laut Pakleppa komme fast 40 Prozent des Stahls auf den Baustellen aus diesen drei Ländern. Der Stahlpreis sei deutlich gestiegen, ebenso die Preise für Holz und für das Bitumen im Straßenbau. Man stelle daher fest, „ähnlich wie bei der Energieversorgung: Wir müssen unabhängiger werden von den Produkten aus Russland“, so Pakleppa.

Pakleppa schlägt daher die verstärkte Nutzung heimischer Rohstoffe und die Wiederverwendung von Baumaterialien vor. Ein weiterer wichtiger Aspekt laut dem Verbandschef sind Freihandelszonen der demokratischen Länder, „damit wir bei Konflikten mit Russland – und China – in Zukunft weniger verletzlich und anfällig sind“ (sm)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion