Kapitallebensversicherungen: Einige Anbieter erhöhen 2023 Überschussbeteiligungen

Besitzer von Kapitallebensversicherungen können für 2023 bei einigen Anbietern auf höhere Überschussbeteiligungen hoffen. Einer davon ist die Allianz.
Allianz FD Dessau Versicherungen Geldanlage
Foto: Textbüro Freital
Von 7. Januar 2023

Nach Jahren der Durststrecke können Besitzer von Kapitallebensversicherungen zumindest bei manchen Anbietern auf steigende Erträge hoffen. Dies erwartet die Finanzaufsicht Bafin. Erste Versicherer, darunter der Branchenprimus Allianz Leben, haben die Überschussbeteiligung für 2023 bereits angehoben.

Viele Unternehmen lassen sie noch unverändert. Allerdings hält es Deutschlands oberster Versicherungsaufseher Frank Grund für möglich, dass sich dies in den kommenden Jahren noch ändert. Gegenüber den Nachrichtenagenturen dpa und „dpa-AFX“ äußert er:

Ich rechne schon damit, dass die Überschussbeteiligung in der Breite steigen wird, natürlich abhängig von der Situation am Kapitalmarkt insgesamt einschließlich der Aktien- und Immobilienmärkte.“

Kapitallebensversicherungen: Trotz erheblicher Ertragseinbußen anhaltend beliebt

Die Lebensversicherung gehört trotz durchwachsener Erträge und zunehmender Skepsis nach wie vor zu den beliebtesten Sparformen in Deutschland. Dies korrespondiert mit einer gleichzeitig nach wie vor nur schwach ausgeprägten Aktienkultur.

Dem Statistischen Bundesamt zufolge lag der gesamte Vertragsbestand in der Lebensversicherung im Jahr 2021 in Deutschland bei 82,7 Millionen. Inkludiert sind dabei Kapitallebensversicherungen und reine Risikolebensversicherungen ohne Sparanteil. Letztgenannte machen allerdings erfahrungsgemäß nur etwa ein Zehntel davon aus. Unterm Strich kommt im Schnitt damit auf fast jeden Einwohner der Bundesrepublik eine Lebensversicherung.

Zwar ist das Ansehen dieser Anlageklasse damit seit Beginn der 2000er-Jahre deutlich gesunken. Die höchste Zahl an Lebensversicherungen gab es in Deutschland im Jahr 2004 mit 94,9 Millionen. Demgegenüber haben – trotz der Niedrigzinspolitik der Notenbanken und langfristig höherer Renditen – auch 2021 nur knapp 12,1 Millionen Menschen in Aktien, Aktienfonds oder aktienbasierte ETFs investiert.

Sicherheit geht auf Kosten der Ertragschancen

Es ist nicht nur die Neigung vieler Deutscher, das langfristige Risiko bei der Geldanlage in Aktien oder Fonds zu überschätzen, die dazu beiträgt, Chancen zum Vermögensaufbau liegenzulassen. Auch die Konzeption der Kapitallebensversicherung selbst ist für Anleger nicht optimal.

Von 100 Euro Prämie beträgt der Verwaltungskostenanteil etwas über zwei Prozent, der Rest teilt sich je nach Konstrukt in Absicherungsanteil und Sparanteil auf. Der zur Absicherung bestimmte Anteil geht in risikoarme, aber auch wenig renditeträchtige Anlagen. In ertragreiche Klassen wird lediglich der Sparanteil investiert. Ist mit dem Vertrag eine Garantie verbunden, wächst der Absicherungsanteil und es sinkt die Rendite.

Um Kosten zu sparen und Erträge zu maximieren, raten Experten deshalb regelmäßig, Risikoabsicherung und Sparen strikt zu trennen. Kapitallebensversicherungen gelten wegen der Vermengung beider Elemente hingegen als Kostenfallen – zumal die Abschlussprovisionen für die Vermittler deutlich höher sind als bei reinen Sparplänen oder Risikoversicherungen.

Ein Versicherungsmantel für einen Fondssparplan kann allenfalls unter steuerlichen Aspekten in bestimmten Konstellationen einen Sinn ergeben. Im Regelfall sind Kapitallebensversicherungen für Kunden jedoch ein Verlustgeschäft, da in den ersten Jahren der Laufzeit unter anderem die Abschlusskosten abgedeckt werden. Zu diesen zählen etwa die Vermittlerprovisionen. Erst nach mehreren Jahren kommen die Verträge in die Gewinnzone. Bis dahin sind jedoch schon viele vorzeitig gekündigt oder beitragsfrei gestellt worden.

Garantiezinsen bei Kapitallebensversicherungen werden nicht mehr steigen

Bei Kapitallebensversicherungen setzen die Versicherer ihre Überschussbeteiligung je nach Wirtschaftslage und Erfolg ihrer Anlagestrategie jedes Jahr neu fest. Hinzu kommt der Höchstrechnungszins, auch Garantiezins genannt. Dieser liegt nach einer Entscheidung des Bundesfinanzministeriums seit Anfang 2022 für Neuverträge bei 0,25 Prozent.

Altverträge werfen deutlich mehr ab. Beides bildet die laufende Verzinsung, die sich nur auf den Sparanteil nach Abzug von unter anderem Abschluss- und Vertriebskosten bezieht. Bei Verträgen aus den 1990er-Jahren beträgt die Garantieverzinsung noch bis zu vier Prozent. Allerdings mussten die Anbieter auch in der Lage sein, diese zu erwirtschaften. Der Garantiezins sinkt seit 25 Jahren kontinuierlich.

Da zur Sicherung des Garantiezinses Mittel in konservative Anlageformen wie Staatsanleihen investiert werden mussten, waren die hohen Garantieversprechen vonseiten der Versicherer kaum noch zu erfüllen. Deshalb rechnet Frank Grund auch nicht mehr damit, dass die Anbieter zu diesen zurückkehren werden:

Die Risiken hoher Garantien haben wir gesehen. Ich denke, das dürfte keiner mehr machen. […] Der Markt hat mühevoll gelernt, wie teuer Garantien sind. Ich glaube nicht, dass einer den Weg freiwillig zurückgeht. Es gibt viele interessante Alternativen mit Chancen für den Kunden.“

Geld steckt in niedrig verzinsten Staatsanleihen

Ein Großteil des Geldes der Versicherer steckt in vergleichsweise niedrig verzinsten Staatsanleihen aus den vergangenen Jahren. Deren Wert ist wegen des jüngsten Zinsanstiegs gesunken. In der Bilanz entstehen stille Lasten. Sind Versicherer gezwungen, diese Papiere vor dem Ende der Laufzeit zu verkaufen, müssten sie den Wert entsprechend abschreiben. Das würde die Bilanz belasten.

Hinzu kommt die Inflation, die nach Einschätzung des Versicherungsaufsehers Folgen für das laufende Geschäft haben könnte. „Die Unternehmen sollten sich darauf einstellen, dass das Neukundengeschäft nicht so läuft wie geplant.“ Auch Kündigungen bestehender Verträge oder Beitragsfreistellungen durch die Kunden seien nicht auszuschließen, weil Verbraucher Geld für andere Dinge brauchten.

Die ganz große Kündigungswelle sehen wir bislang aber noch nicht. Gleichwohl sollten die Unternehmen für ein ausreichendes Liquiditätsmanagement sorgen.“

15 Lebensversicherer unter intensiver Aufsicht

Im Moment stehen Grund zufolge 15 der insgesamt etwa 80 Lebensversicherer unter intensivierter Aufsicht. „Ich gehe davon aus, dass die Zahl in absehbarer Zeit deutlich sinken wird“, sagte der Bafin-Exekutivdirektor. Derzeit müsse kein Lebensversicherer mehr die Übergangsmaßnahmen des europäischen Aufsichtsregelwerks Solvency II in Anspruch nehmen. Vielmehr erfüllten die Unternehmen schon jetzt die Vorgaben, die ab 2032 verpflichtend greifen.

Schwieriger ist Grund zufolge weiter die Lage von Pensionskassen. „Bei gut 30 der mehr als 130 Kassen machen wir uns etwas intensivere Sorgen.“ Nach Einschätzung des Versicherungsaufsehers könnten Pensionskassen eher mittelfristig von steigenden Zinsen profitieren, wenn frei werdende Mittel zu höheren Zinsen wieder angelegt werden.



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