Luftfahrtbehörden wegen Mobilfunkstandard 5G alarmiert

In den USA wurde die Aufschaltung der C-Bandbreite des 5G-Funknetzes um einen Monat verschoben. Befürchtet werden Interferenzen zwischen den Frequenzen der Höhenmesser der Flugzeuge und der Funkwellen der Mobilnetzbetreiber.
Titelbild
Piloten im Cockpit eines Airbus A330.Foto: iStock
Von 28. Dezember 2021
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Amerikanische Fluglinien und Mobilfunkanbieter streiten sich um 5G-Funkfrequenzen im Bereich zwischen 3,7 und 3,98 Gigahertz. Das sogenannte C-Band kam früher beim Satellitenfernsehen zum Einsatz, Anfang Dezember sollte es für den 5G-Mobilfunk freigeschaltet werden.

Mit Blick auf die Freischaltung äußerte die Federal Aviation Administration (FAA) Bedenken, dass diese die sensiblen Messinstrumente der Flugzeuge stören könnte, die auf einer Frequenz von 4,2 bis 4,4 Gigahertz operieren. Fluglinienbetreiber rechneten daraufhin mit Verspätungen im Reiseverkehr, die Kosten in Milliardenhöhe verursachen würden. Die Mobilfunkbetreiber erklärten sich aufgrund der Einwände der FAA bereit, die Freischaltung um einen Monat zu verschieben. Diese ist nun für Anfang Januar 2022 geplant.

5G an Bord?

Bereits im Februar 2020 warnte die französische Zivilluftfahrtbehörde (DGAC) davor, dass auch 5G kompatible Geräte wie Smartphones und Tablets der neuesten Generation Höheninstrumente von Flugzeugen stören könnten. Sie empfahl, diese während des Fluges abzuschalten. „Die Verwendung von 5G-Geräten an Bord von Flugzeugen könnte zu Interferenzen führen, die möglicherweise zu Fehlern bei den Höhenmessungen führen könnten“, sagte ein Sprecher der französischen Luftfahrtbehörde (DGAC).

Die Störung entsteht, wenn sich die Frequenzen verschiedener Geräte zu nahe kommen und einander ähnlich oder sogar überlegen seien, sagte ein Sprecher der DGAC und erklärte: „Diese Interferenz kann zu Fehlern bei Instrumenten führen, die während der Landung äußerst kritisch sind.“

Die französische Luftfahrtbehörde hatte, als der 5G-Dienst vom Telekommunikationsbetreiber eingeführt wurde, die Positionierung von 5G-Basisstationen auf den Flughäfen ausgetestet, damit das Risiko von Störungen bei der Landung minimiert werden konnte. Wo nötig, wurde die Leistung mehrerer Antennen in Flughafennähe gedrosselt.

Höhenmesser und der Umgang mit 5G in Deutschland

Auch in Deutschland wird das Problem untersucht. Die Bundesnetzagentur bestätigte, dass sie Studien zur Beeinflussung von Funkhöhenmessern und 5G begleite.

„Nach unseren Erfahrungen ist es in Deutschland bisher nicht zu Störungen der Bordelektronik von Flugzeugen durch 5G-Mobilfunk gekommen“, sagte Kristina Kelek von der Deutschen Flugsicherung. „In den USA ist geplant, den benachbarten Frequenzbereich von 3,7 bis 3,98 GHz für 5G-Mobilfunk zu nutzen. US-amerikanische Untersuchungen haben gezeigt, dass unerwünschte Aussendungen von 5G-Basisstationen Störungen der Radiohöhenmesser verursachen könnten.“

Hierzulande nutzen die Netzbetreiber für 5G die Funkfrequenzen bei 3,6 GHz. Kelek: „Deutschland hat den 5G-Mobilfunk auf den Frequenzbereich von 3,4 bis 3,7 GHz begrenzt, damit sich der Schutzabstand noch einmal vergrößert. Eine Ausnahme bildeten Firmennetze, die auf wesentlich schwächeren 5G-Signalen beruhen.“

Die europäische und US-amerikanische Standardisierungsorganisationen EUROCAE und RTCA würden daran arbeiten, die Leistung der Höhenmesser so zu verschärfen, dass störende Frequenzen von 5G-Mobilfunk durch Filter besser unterdrückt werden können. Im Weiteren wurden Flugzeughersteller und Produzenten von Höhenmessgeräten befragt, welche Geräte verwendet und wie diese auf Störungen durch 5G reagierten. Bisher seien dazu noch keine Informationen veröffentlicht worden, laut Kelek. „Sie könnten verschärfte Auflagen für die 5G-Nutzung an Flughäfen wie Begrenzung der Strahlungsleistung, Vorgaben bezüglich der Antennenausrichtung und anderes festlegen“, sagte Kelek.

USA: Airlines haben Angst vor Verspätungen und hohen Kosten

In den USA sollen nun im Januar die 5G-Frequenzen der C-Bandbreite für den Mobilfunk freigegeben werden. AT&T und Verizon haben für die Nutzung der Frequenzen 80 Milliarden Dollar bezahlt. 

Luftfahrtgesellschaften wie die United Airlines fordern, die Nutzung dieser Frequenzen zu überdenken. Sie den Mobilfunkanbietern zu überlassen, könnte „ein katastrophaler Fehler“ sein, warnte United-Airlines-Chef Scott Kirby bei einer Anhörung vor dem US-Senat.

Die Branche fürchtet, die Störung der Messinstrumente könnten zu Verspätungen führen, die Hunderttausende Passagiere betreffen würden und schätzungsweise einen Schaden von jährlich 1,6 Milliarden US-Dollar verursachen könnte.

Kirby gibt zu bedenken: „Wenn das tatsächlich am 5. Januar kommt und sich nichts ändert, werden wir an mehr als 40 der größten Flughäfen des Landes keine Radarhöhenmesser mehr nutzen können.“ Das zwinge Piloten, bei Schlechtwetter auf Sicht zu landen, so der United-Airlines Chef.

Die Frequenzen seien in 40 Ländern in Benutzung, ohne zu Beeinträchtigungen in der Luftfahrt zu führen, heißt es in einer Stellungnahme des US-Mobilfunkverbandes CTIA. Der Verband unterstellt der Luftfahrtindustrie „Verzerrung der Tatsachen“ und „Angstmacherei“.

Lösungen in Sicht?

Die Regierung unter Präsident Joe Biden hat Vertreter der Kommunikationsbehörde und des Verkehrsministeriums zu Gesprächen eingeladen. Die Federal Aviation Administration (FAA) publizierte auf ihrer Website am 7. Dezember eine Erklärung zum Verlauf der Gespräche. Darin gab sich die Behörde zuversichtlich, dass der Ausbau von 5G und die Luftfahrt miteinander koexistieren werden. Es habe Fortschritte bei der sicheren Umsetzung der 5G-Erweiterungen gegeben.

Die FAA hat eine Anweisung zur Änderung des Flughandbuches herausgegeben. Neu gilt für alle Helikopter, Transport- und Passagierflugzeuge, die mit einem Funkhöhenmesser (Radarhöhenmesser) ausgestattet sind, dass gewisse Manöver (Operationen) verboten sind, wenn der dafür zwingend benötigte Funkhöhenmesser wegen 5G-C-Band gestört und unzuverlässig wird.



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