Schweine, Rinder, Geflügel: Fleischproduktion ist gesunken

Die Fleischproduktion in hiesigen Schlachthöfen ist rückläufig, vor allem bei Schweinen. Die Menge importierter Schweine steigt, was von Rindern und Geflügel nicht gesagt werden kann. Wie sind die Zahlen?
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Vielen eine Lieblingsbeschäftigung im Sommer: Grillen.Foto: iStock
Von 11. August 2023

In deutschen Schlachthöfen hat die Fleischproduktion im ersten Halbjahr um 5,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum abgenommen. Während bei Rind und Geflügel die Mengen nur minimal sanken, ging die Schweinefleischproduktion stärker zurück, meldet das Statistische Bundesamt.

Insgesamt wurden 23,6 Millionen Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde sowie 343,9 Millionen Hühner, Puten und Enten geschlachtet. Verarbeitet wurden 3,3 Millionen Tonnen Fleisch.

Etwa zwei Drittel des gegessenen Fleisches stammt vom Schwein (62 Prozent), gefolgt von Geflügel (23,2 Prozent) und Rind (14,5 Prozent). Das Fleisch von Schafen, Ziegen und Pferden ist weniger beliebt und machte rund 0,4 Prozent der Gesamtproduktion aus.

Pro-Kopf-Verbrauch an Fleisch: rund 75 Kilogramm

Durchschnittlich wurden im Jahr 2022 in Deutschland pro Kopf 40,2 Kilogramm Schweinefleisch, 21,4 Kilogramm Geflügelfleisch und 12,7 Kilogramm Rindfleisch gegessen, bilanzierte das Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung in seinem Bericht zur Markt- und Versorgungslage mit Fleisch 2023.

Damit liegt Deutschland über dem durchschnittlichen weltweiten Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch, dieser liegt bei 43 Kilogramm. An der Spitze liegen Länder wie die USA, Australien und Argentinien mit über 110 Kilogramm/Kopf. Indien liegt bei rund 5 Kilogramm Fleisch pro Person.

Bei Fleisch ist Deutschland zum größten Teil Selbstversorger. Nach vorläufigen Zahlen lag der Selbstversorgungsgrad für das Jahr 2022 bei Schweinefleisch bei 125 Prozent, bei Rindfleisch bei 95 Prozent und bei Geflügel bei 97 Prozent.

Schweinebestände „im freien Fall“

Laut den aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes wurden im ersten Halbjahr 2023 rund 2,1 Millionen Tonnen weniger Schweinefleisch erzeugt. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum sank die Menge um 9,4 Prozent. Schweinefleisch ist ein wichtiges Exportgut.

Ein Grund für die sinkende Menge sind die ebenfalls rückläufigen Schweinebestände in Deutschland. Mit 20,9 Millionen Schweinen ging die Zahl der geschlachteten Tiere inländischer Herkunft um 10,0 Prozent zurück (Vorjahr: 23,2 Millionen).

Gleichzeitig stieg in den deutschen Schlachthöfen die Zahl von importierten Schweinen um fast 20 Prozent (19,6). Importiert wurden 741.300 Tiere, das entspricht 3,4 Prozent der insgesamt geschlachteten Schweine. 

Veränderungen in der gewerblichen Fleischproduktion in Deutschland. Quelle: Statistisches Bundesamt

Ein Teil des Rückgangs ist mit dem Auftreten der Afrikanischen Schweinepest ab Juli 2022 erklärbar. Aus diesem Grund verlor Deutschland global gesehen seinen Status als „seuchenfrei“, andere Staaten verhängten Importverbote für deutsches Schweinefleisch. Dadurch fiel der Schweinepreis und die Haltung wurde für viele Landwirte unrentabel. Länder wie Thailand, Vietnam, Singapur, Brasilien, Argentinien, Südafrika und Südkorea stimmten schließlich einem sogenannten Regionalisierungskonzept zu, was den Export weiterhin möglich macht.

„Verfehlte Politik“

Allerdings sinken die hiesigen Schweinebestände bereits seit 2017. „Die Bestandszahlen befinden sich weiter im freien Fall“, schreibt das Fachportal „Agrarheute“. Die Anzahl der schweinehaltenden Betriebe ging um fast 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück, es gibt noch 15.900 Betriebe. Noch nie seit der deutschen Vereinigung im Jahr 1990 wurden in Deutschland weniger Schweine gehalten (1990: 30,8 Millionen Tiere).

„Das ist schlichtweg der (hohe) Preis, den die deutsche Schweinehaltung für eine verfehlte Politik in den letzten Jahren gezahlt hat und wohl auch künftig zahlen wird. Von einer Planungssicherheit und damit Perspektive für die Schweinehalter sind wir weiterhin meilenweit entfernt“, bilanziert „Agrarheute“.

Schuld sei weder der Markt noch die Energiekrise oder der „Veggi-Boom“, sondern die Politik, wie Dr. Olaf Zinke bei dem Fachportal erläutert. In der Schweinemast müssen die Ställe warm sein, die Kosten für Energie, Dünger und Futter seien „explodiert“. Zudem würden die Veterinärauflagen immer höher. Tierwohl-Auflagen sind kostspielig, was im Supermarkt kaum gewürdigt werde. 

Vor allem fehle den Bauern Planungssicherheit durch die Politik. „In immer kürzeren Abständen ändern sich die staatlichen Auflagen, wodurch häufig schon angeschobene Investitionen wieder hinfällig werden.“

Rindfleisch: Etwas weniger als 2022

Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 2023 rund 1,4 Millionen Rinder – 1.300 weniger als im 1. Halbjahr 2022 – in gewerblichen Schlachthöfen geschlachtet. Die dabei erzeugte Rindfleischmenge stieg verglichen mit dem 1. Halbjahr 2022 um 0,9 Prozent auf 481.500 Tonnen (+4.500 Tonnen).

Im Gegensatz zum Schweinebestand bleibt die Zahl der in Deutschland gehaltenen Rinder nahezu konstant. Zum Stichtag 3. Mai wurden hierzulande 10,9 Millionen Rinder gehalten, darunter 3,8 Millionen Milchkühe. Das waren 60.200 Rinder und 34.500 Milchkühe weniger als im November 2022.

Seit 2013 sank die Zahl der Milchkuh-Haltungen um mehr als ein Drittel. Im Jahr 2022 wurden bundesweit etwa 11 Millionen Rinder gehalten, darunter ein Drittel Milchkühe.

Geflügel auch etwas weniger als 2022

Bei Geflügel haben sich die Zahlen ähnlich entwickelt, sie gingen leicht zurück. Die Anzahl der hühnerhaltenden Betriebe nahm leicht zu.

Im 1. Halbjahr 2023 schlachteten die Betriebe in Deutschland insgesamt 343,9 Millionen Tiere verschiedener Geflügelarten und damit 2,7 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Mit rund 770.900 Tonnen wurde im 1. Halbjahr 2023 etwa 0,1 Prozent weniger Geflügelfleisch als im Vorjahreszeitraum produziert (-760 Tonnen).

Die Geflügelhaltung verzeichnete im Jahr 2020 geringe Zuwächse, seither geht die Anzahl der Tiere zurück. Auch hier spielen hohen Energiekosten eine zunehmende Rolle in der Aufzucht. Zum Geflügel zählen Hühner (Junghennen, Legehennen sowie Masthühner), Hänse, Enten und Truthühner.

Tönnies, Vion Food, PHW-Gruppe und Heidemark

Innerhalb Deutschlands prägen einige wenige große Betriebe die Schlachtbranche. 

Bei Schweinen haben die drei größten Unternehmen (Tönnies 15,99 Millionen Schlachtungen, Westfleisch 7,26 Millionen und Vion 7,00 Millionen) gemeinsam einen Marktanteil von 58,3 Prozent.

Bei Rindern dominiert das Unternehmen Vion Food Germany, das 2021 rund 670.000 Rinder schlachtete. Die Menge lag deutlich über denen der Mitbewerber (Westfleisch 392.000 und Tönnies 390.000). 

Im Geflügelbereich führte 2021 die PHW-Gruppe (Lohmann & Co. AG) mit 2,8 Milliarden Euro Umsatz. Mit großem Abstand folgen die Firma Rothkötter mit 1,6 Milliarden Euro und die Sprehe-Gruppe mit 720 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2021 (Statista, 2023).

Den Putenmarkt führt das Unternehmen Heidemark an, die die Hälfte der Puten übernimmt. Die Jahreskapazität lag bei 200 Millionen Kilogramm Putenfleisch und einem Umsatz von 576 Millionen Euro.

Kleine Vermarkter

Direktvermarkter setzen teilweise auch auf den Weg mobiler oder teilmobiler Schlachtungen. Das Regelwerk dazu ist umfangreich. Ein Geflügelbetrieb darf beispielsweise maximal 10.000 Tiere pro Jahr aus dem eigenen Bestand so verarbeiten. Auch bei Rindern nimmt das Interesse an der sogenannten Weideschlachtung zu.

Seit September 2021 gibt es in der EU das Recht zur Schlachtung von Tieren im Herkunftsbetrieb. Daher können – wenn die Vorschrift in Landesrecht übernommen wurde – auf einem Hof pro Vorgang drei Hausrinder (keine Bisons) oder sechs Hausschweine geschlachtet werden.



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