Was wurde eigentlich aus Silicon Valley? (Teil1)

Vor dem Platzen der Blase stand der Betrug
Titelbild
Cisco Systems In San Jose, California April 21, 2000. (Photo By David Mcnew/Getty Images)
Von 27. April 2006

Einst war Silicon Valley das Symbol des wirtschaftlichen Erfolges und in aller Munde. Seit dem Platzen der HighTech- Spekulationsblase hört man weniger davon. Hier ein aktueller, leicht ironischer Einblick von Jas Jain. Er war ein Insider, der vor dem Zusammenbruch der Technologieaktien warnte, als alle anderen noch munter drauflos spekulierten…

„Diejenigen unter uns, die ihr Hauptaugenmerk auf die wirtschaftlichen Langzeiteffekte legen, werden nicht durch Stimmungsschwankungen gestört, die durch wirtschaftliche Scheinblüten, durch die Launen von Bankmanagern und durch die Blütenträume von Teilen ihrer Kundschaft hervorgerufen werden. Ich bekenne mich des frühzeitigen Erkennens von Problemen und des rechtzeitigen Warnens vor diesen für schuldig. In einer Welt der Vernunft ist das Erkennen von Problemen eine positive Charaktereigenschaft, aber in einer Welt voll von Spekulanten und tagträumerischen Illusionen ist das ohne Nutzen, denn sie wollen wissen, wann Aktien- und Immobilienpreise steigen und fallen. Ich gestehe, in dieser Hinsicht fehlerhaft zu sein.

Die Immobilienblase

Die meisten Leute in „Californica“ im Allgemeinen, und in San „Freakisco“ im Speziellen lernten leider nichts aus der geplatzten Seifenblase der Technologieaktien der späten Neunziger. Sie suchten in einer anderen Seifenblase Zuflucht, die noch mehr Leute gefangen nahm und für die Wirtschaft viel schlimmer ist: Die Immobilienblase.

Der wirkliche Schaden, der aus der geplatzten Seifenblase der Technologieaktien entstand, ist in den Daten versteckt. Die Zeichen für zukünftiges Ungemach werden von der durch wirtschaftliche Eigeninteressen getriebenen Berichterstattung der Medien ausgeblendet. Die Daten für die wirtschaftliche Entwicklung der San Francisco-Gegend sind trübe und eine Abwärtsentwicklung wird sehr wahrscheinlich abrupt und ausgeprägt sein, wie es eben für die Zeit nach einer geplatzten Blase normal ist.

Ich behaupte, dass es Einkommen, Beschäftigung und Bevölkerungswachstum sind, die langfristig die Immobilienpreise bestimmen. Ein sich über die „Lage“ der Gegend enthusiastisch äußernder Mann aus „Silly.con Valley“ ist anderer Meinung. Er widerspricht mir und beruft sich auf die herrlichen Möglichkeiten zum „Winsurfen“ in der „San Freakisco Bay“, und der dauernde Nebel dort helfe ihm, cool zu bleiben; das alles müsse doch die Immobilienpreise stabilisieren… Nun, ich kann sehr gut ohne den Nebel, die Luftverschmutzung und die giftigen Gewässer der San Francisco South Bay auskommen.

Seit fünf Jahren ist Silicon Valley in einer Beschäftigungsdepression

Ende 1999 wagte ich von meinem Schreibtisch im Hauptquartier von Cisco (Anm.: Die Firma Cisco Systems Inc. ist der größte Netzwerkausrüster weltweit. Bekannt ist das Unternehmen vor allem für seine Router und Switches, die einen großen Teil des Internet-Backbones versorgen) aus einige düstere Prognosen über die Zukunft von Silicon Valley und über den Geschäftserfolg von Cisco, zusätzlich zu den frühen Voraussagen über das Platzen der Technologieaktienseifenblase an Freunde und „Zwischennetz“-Freunde. Diese waren wie folgt:

1. Die Arbeitslosenrate in Silicon Valley wird über 20 % steigen und damit höher sein als in der Zeit der großen Depression.

2. Ciscos Gewinne würden nur ein kleiner Teil dessen sein, was das Management vorhersagt. Nachdem ich im Juli 2000 in Rente ging, legte ich den Gewinnrückgang bei Cisco auf den Januar 2001 fest.

3. Cisco wird niemals den geplanten neuen Campus beziehen, der auf einigen tausenden Quadratmetern erworbenen Landes im „Tal der Coyoten“ geplant war.

4. Vor Ende 2003 wird Ciscos Aktie unter fünf US-$ gehandelt werden.

Meine Voraussagen waren nicht perfekt, aber besser als die von allen anderen. Die Prognose, auf die ich wegen ihrer Genauigkeit am häufigsten angesprochen werde, ist die erste. Wie immer mehr Leute wissen, führt die Arbeitslosenrate in den USA in die Irre und verdeckt die wahre Arbeitslosigkeit. Diejenigen, die aufgehört haben, aktiv nach einem Job zu suchen, oder diejenigen, die entmutigt sind, werden nicht als arbeitslos gezählt. Diese Situation ist in Silicon Valley vorherrschend, wie wir durch Datenmaterial und Anekdoten sehen werden. Wenn wir aber auf das Bevölkerungswachstum und die Gesamtzahl der Beschäftigten schauen, können wir die wahre Arbeitslosigkeit ermitteln.

Die Beschäftigungsdaten werden für Metropolitan Areas oder Distrikte erhoben, und das für Silicon Valley bedeutendste Gebiet ist Greater San Jose, das den Santa Clara Distrikt beinhaltet.

Der Beschäftigungszuwachs, der durch die Technologieaktienseifenblase hervorgerufen wurde, erreichte im März 2001 seinen Höhepunkt (gerade als die Wirtschaft in die Rezession eintrat). Die Beschäftigung in der ganz Kalifornien fiel bis 2003, aber seitdem nahm die (ohne Agrarsektor) in Arbeit stehende Bevölkerung um 1,4 Prozent zu. Im Gebiet um San Jose nahm dieser Bevölkerungsteil aber zwischen März 2001 und Januar 2004 um 20,1 Prozent ab, was in der Tabelle (siehe unten) klar zu sehen ist.

Die wirkliche Arbeitslosigkeit in Kalifornien und in Silicon Valley

Die Gesamtbeschäftigungszahl in Kalifornien wuchs zwischen März 2001 und Januar 2006 um 1,4 Prozent. Laut Zensus wuchs die Bevölkerung in den fünf Jahren vor 2005 um 8,5 Prozent. Deshalb liegt die Arbeitslosenrate in Kalifornien heute 7 Prozent höher als vor sechs Jahren. In Silicon Valley ist die Situation noch düsterer, denn die Bevölkerung in Santa Clara County wuchs um 4 Prozent, während die Beschäftigung um 18,8 Prozent fiel. Daraus ist leicht ersichtlich, dass sie Arbeitslosenzahl innerhalb der letzten fünf Jahre um 22,5 Prozent anstieg.

„Wenn ich doch bloß einen Sch…job finden könnte“

Man kann sicher behaupten, dass 20 Prozent der im arbeitsfähigen Alter stehenden Bevölkerung in Silicon Valley entmutigt aufhörten, aktiv nach einem Job zu suchen. Ich treffe immer wieder Leute zwischen 40 und 55 aus Silicon Valley, die nicht in einem festen Arbeitsverhältnis stehen. Letzte Woche besuchte ich ein wichtiges Tennisturnier in Palm Springs und saß zufällig neben einem Ehepaar dieser Altersgruppe. Sie kamen aus Los Altos (eine teure Wohngegend bei Silicon Valley).

Der Ehemann beklagte sich, als wir uns in der Pause unterhielten: „Wenn ich doch bloß einen Sch…job finden könnte,“ und er beklagte sich recht heftig über die Firmenmanager. Es schien klar, dass er nicht nach einem 08/15 Job suchte (er sah aus wie einer aus dem mittleren Management). Wahrscheinlich kaufte er vor Jahren ein teures Haus in Los Altos, als er noch den guten Job hatte. Ich war drauf und dran, ihm vorzuschlagen, das Haus zu verkaufen und in eine billigere Gegend zu ziehen, hielt mich aber zurück, da uns das Tennismatch auch wieder in den Bann zog… (Fortsetzung folgt)



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