Grabgeheimnis gelöst: Bischof Winstrup vermutlich mit Enkel im Sarg bestattet

In einem Jahrhunderte alten Grab des Bischofs Winstrup wird ein wenige Monate alter Fötus gefunden. Lange Zeit gab diese Entdeckung Rätsel auf. Nun konnten schwedische Forscher einen Zusammenhang herstellen.
Überreste eines Fötus im Grab von Bischof Winstrup
Bündel, das zu den Füßen von Peder Winstrup in seinem Sarg gefunden wurde.Foto: Gunnar Menander/Universität Lund/dpa/dpa
Epoch Times30. April 2021

Bei dem Fötus im etwa 342 Jahre alten Sarg des Bischofs Peder Winstrup handelt es sich vermutlich um seinen Enkel. Schwedische Forscher haben mithilfe von DNA-Material des Bischofs und des Ungeborenen einen familiären Zusammenhang hergestellt, wie die Universität Lund mitteilte.

Nach dem sensationellen Fund neben der Leiche des evangelisch-lutherischen Bischofs Winstrup vor einigen Jahren hatten die fremden Knochen den Historikern lange Zeit Rätsel aufgegeben. Das in ein Stück Leinentuch eingewickelte Ungeborene war nur fünf bis sechs Monate alt.

Der Sohn des Sohnes

Die Ergebnisse der DNA-Untersuchungen zeigten, dass es sich dabei um einen Jungen und eine Verwandtschaft zweiten Grades handelte. Winstrup († 1679) und der totgeborene Junge teilten 25 Prozent der Gene. Außerdem fanden die beteiligten Forscher vom Zentrum für Paläogenetik der Universität Stockholm heraus, dass die Verwandtschaft über die Linie des Vaters ging.

Bei Beziehungen zweiten Grades kommen Konstellationen wie Onkel, Neffen, Großeltern, Enkel und Halbgeschwister infrage. Für die Forscher schien jedoch eine Beziehung von Großvater zu Enkel am wahrscheinlichsten. „Es ist möglich, dass der totgeborene Junge Peder Pedersen Winstrups Sohn war und der Bischof daher sein Großvater“, sagte Maja Krzewinska vom Paläogenetik-Zentrum.

Peder Pedersen Winstrup verlor 1680 das Eigentum seines Vaters. Nach Ansicht von Historikern lebte er am Ende seines Lebens von Almosen. Den verstorbenen Fötus in den Sarg des Bischofs zu legen, könnte demnach eine symbolträchtige Handlung gewesen sein.

„Es war nicht ungewöhnlich, dass kleine Kinder mit Erwachsenen in Särge gelegt wurden. Man legte den Fötus möglicherweise nach der Beerdigung in den Sarg, als er sich in einem Gewölbegrab im Dom von Lund befand und daher zugänglich war“, sagt Torbjörn Ahlström, Professor für historische Osteologie an der Universität Lund.

Zur Person Winstrup

1605 erblickte Winstrup in Kopenhagen das Licht der Welt. Er war Professor der Philosophie und Physik, Doktor der Theologie, Architekt und Drucker. Mit 33 Jahren wurde er Bischof in Lund und nahm die schwedische Staatsbürgerschaft an. Er galt nach Angaben der Historiker als geschickter Diplomat, da er zwischen dem schwedischen und dem dänischen König vermittelte. Auf die Initiative Winstrups hin war die Universität in Lund gegründet worden.

Die Leiche des Bischofs Winstrup gilt als einer der am besten erhaltenen menschlichen Körper aus dem 17. Jahrhundert. Die Kleidung, die Haut, die Knochen und inneren Organe waren auch Jahrhunderte später verblüffend gut erhalten.

Dass sich der Körper des Geistlichen so gut gehalten hat, habe dabei mehrere Gründe. Zum einen sei sein Tod im Winter und zum anderen eine ständige Luftzirkulation um seine Leiche ausschlaggebend gewesen. Ebenso habend die im Sarg hinzugefügten Beigaben wie Hopfen, Wacholderbeeren und Wermut den Verwesungsprozess vermutlich aufgehalten. (dpa)



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