Kindheitsforscher: „Europa ist längst transhumanistisch“

Geballtes historisches Wissen, Empathie für die Menschheit, lösungsorientierte Ansätze. So kennt man den renommierten Kindheitsforscher Michael Hüter. In seinem Vortrag „Re-Evolution des Menschseins“ richtet er klare und warnende Worte an die Gesellschaft.
Titelbild
Der Kindheitsforscher, Historiker und Autor Michael Hüter.Foto: privat
Von 27. November 2023

Die heranwachsende Generation liegt dem Österreicher Michael Hüter, Kindheitsforscher und Autor des Buches „Kindheit 6.7“ sehr am Herzen. In einem neuen Film rüttelt er am Bewusstsein der Menschheit und spricht von einer nötigen „Re-Evolution des Menschseins“. Das Video entstand aus dem gleichnamigen Vortrag, den Hüter am 9. September 2023 im Bürgersaal Ergolding (Landshut) hielt. Er ist der dritte und abschließende Teil der Trilogie mit dem übergeordneten Titel „Evolution durch Liebe“.

Beweggründe des Kindheitsforschers

Gegenüber Epoch Times erklärte Hüter: „Bereits seit Anfang des Jahres 2023 habe ich wahrnehmen und feststellen müssen, wie sich ein großes kollektives Vergessen, Verdrängen und Schweigen über alle Fragen und Belange rund um die Themen Familie, Kinder und Jugendliche breitete.“ Das betreffe leider auch die sogenannten „alternativen“ Medien.

„Als ob nach dem jahrelangen Missbrauch und der Nötigung von Kindern und Jugendlichen im Namen der sogenannten ‚Corona-Schutzmaßnahmen‘ nun endlich wieder alles vorbei und gut ist! – Mitnichten!“, warnt Hüter.

Das Gegenteil sei der Fall: Alle Parameter, alle schon vor „Corona“ bestehenden negativen Entwicklungen und Befunde von und zu Kindern und Jugendlichen sowie Familien haben sich nach seiner Auffassung seit dem Jahr 2022 weiter und zum Teil drastisch verschlechtert.

Das Leid für diese Personengruppen – den Schwächsten der Gesellschaft – sei mittlerweile noch größer und letztlich nach seiner Einschätzung künftig gar nicht mehr zu ertragen.

Hüter übte als einer der ersten Wissenschaftler harsche Kritik an der Corona-Politik, schon damals, als die Spielplätze im März 2020 für Kinder von heute auf morgen tabu waren. Dass die Erinnerungen an die Corona-Krise mit all ihren Einschränkungen immer mehr verblassen, mag er nicht stillschweigend hinnehmen.

Um diesem „großen kollektiven gesellschaftlichen Schweigen und Verdrängen“ etwas entgegenzustellen, hat er mit viel Liebe den Film zum Vortrag „Re-Evolution des Menschseins“ produziert. Seit dem 19. November ist dieser auf YouTube zu sehen – ein Vortrag, in dem der Kindheitsforscher zutiefst besorgt auf unsere Zukunft blickt.

Wo sind die großen Gelehrten der Neuzeit?

In seinem Vortrag gibt der Wissenschaftler einen interessanten Einblick in die Erziehung des 20. Jahrhunderts – eine Erziehung, die unter anderem totalitäre Führer wie Adolf Hitler, Josef Stalin und Francesco Franco hervorgebracht hat. „Sie waren beschult, nach westlichem Verständnis gebildet und erzogen wie ebenso die Massen an Menschen und sogenannten Staatsbürgern, die diesen totalitären Führern zujubelten oder zumindest stillschweigend folgten“, schildert Hüter.

„Das äußerst kriegerische 20. Jahrhundert Europas, in dem von 1914 bis 1975 rund 100 Millionen Menschen das Leben gelassen haben, generell die letzten rund 120 Jahre lehren uns vor allem noch eines: Die größten Verbrechen der bisherigen Menschheitsgeschichte erfolgten nicht in oder aus zivilem Ungehorsam, sondern in zivilem Gehorsam!“

Im Gegensatz dazu waren die allergrößten Genies, Pioniere, Erfinder, Dichter und Denker der letzten rund 400 Jahre, die herausragend Positives für Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft geleistet haben, laut Hüter kurz oder gänzlich unbeschult – wie der kleine Johann Wolfgang von Goethe, den seine Eltern nach zwei Jahren aus der Schule nahmen und fortan häuslich unterrichteten.

Herausragendste Persönlichkeit sei jedoch Leonardo da Vinci, der gänzlich unbeschult blieb – ein begnadeter Künstler, Naturwissenschaftler, Architekt, Astronom, Mechaniker, Mediziner und Naturphilosoph in einem, vor allem aber ein Humanist.

Ein düsteres Bild der Gesellschaft

Heutzutage hingegen fehle es an großen Dichtern und Denkern, Erfindern und Gelehrten. Das Ergebnis der aktuellen Gesellschaft seien Kinder ohne Visionen in einer Zeit, die von zunehmenden Depressionen, Alkohol- und Drogenkonsum, Suizid und Amokläufen geprägt sei.

„War der Kindesmord einst ein Akt von Erwachsenen an Kindern, so ermorden längst Kinder andere Kinder“, so Hüter.

Hinzu kämen Krankheiten wie Krebs, die sich aus der Zeit vor Corona auch bei Kindern verbreiteten, und eine sinkende Geburtenrate, die sich in einem „vergreisenden“ Europa widerspiegelt. Und als ob das noch nicht schlimm genug wäre, würde sich etwa die Hälfte der Eltern schon vor dem sechsten Lebensjahr ihrer Kinder trennen, zeigt sich Hüter alarmiert. Als Folge würden Kinder bis zu zehn Stunden täglich online in virtuellen Räumen verbringen.

Dieser „desaströse Befund“ der vergangenen Jahrzehnte zu Kind, Familie, Bildung und Gesellschaft wird von Hüter als „kultureller Zerfall und umfassende Entmenschlichung“ bezeichnet.

„Haben Sie also keine Angst vor dem sogenannten Transhumanismus, denn Europa ist längst transhumanistisch“, so der Kindheitsforscher. Noch klarer ausgedrückt: „Im ‚Abendland‘ wurden Kinder kollektiv zu bedürftigen Waisen mit Eltern und das Schulsystem zu einem sinnentleerten Betreuungssystem degradiert.“

Eine historische Zeitreise

Hüter nimmt seine Zuschauer mit auf eine historische Zeitreise, eine Reise durch die Schul- und Erziehungssysteme der vergangenen Jahre, in denen auch die sogenannten „Corona-Schutzmaßnahmen“ und deren Wirkung auf die kindliche Seele zur Sprache kommen. Es ist eine Reise, in der sich der Kindheitsforscher verschiedenen Fragen widmet, beispielsweise:

Wie konnte es dazu kommen, dass das Kindsein vom Menschsein getrennt wurde? Wie konnte es sein, dass der „Albtraum Kindheit“ zur „neuen Normalität“ des Kindseins wurde? Und was hat die Kirche damit zu tun?

Für Hüter ist es keine Frage der Zeit, dass Eltern ihr Recht auf Erziehung der Kinder und ihre Verantwortung für die Familie endlich wieder wahrnehmen – eher das Gebot der Stunde.

Für die ganze Gesellschaft ist es nach Ansicht des Historikers Zeit für Liebe statt Angst und Macht, für Kooperation statt Konkurrenz, für Beziehung und Gemeinschaft statt Erziehung und Herrschaft. Kurz: „Es ist höchste Zeit für eine Re-Evolution des Menschseins!“, so Hüter.

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www.michael-hueter.org

Michael Hüter
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