Migration: Über ein Drittel aller Kommunen muss neue Wohnungen bauen

„Derzeit wird in vielen Kommunen in erster Linie improvisiert." In den Gemeinden ist der Wohnraum knapp - und doch müssen sie zusätzlich Tausende Migranten unterbringen.
Titelbild
Unterkunft für Migranten im Hangar 3, Flughafen Berlin Tempelhof am 2. November 2015 in Berlin. Ein Drittel der Kommunen in Deutschland muss neu Bauen, um Wohnraum für Migranten zu schaffen. Foto Carsten Koall/Getty Images
Epoch Times9. November 2015
"Derzeit stehen nur Kapazitäten für die Unterbringung von knapp 500.000 Menschen zur Verfügung – etwa 370.000 Plätze fehlen also", erklären die Experten von EY. Die Unternehmensberatung EY befragte rund 300 Kommunen mit mehr als 10.000 Einwohnern (Quelle hier).

„Derzeit wird in vielen Kommunen in erster Linie improvisiert“, beobachtet Hans-Peter Busson, Leiter des Bereichs Government & Public Sector für Deutschland, die Schweiz und Österreich. „Da niemand auf die hohen Zahlen an eintreffenden Flüchtlingen vorbereitet war, geht es zunächst einmal nur darum, möglichst vielen Menschen eine winterfeste Unterkunft bereitzustellen. Eine mittel- oder gar langfristige Planung findet in den Kommunen noch kaum statt – schon allein deshalb, weil unklar ist, wie sich die Flüchtlingszahlen in den kommenden Monaten entwickeln werden.“

"Insgesamt sind derzeit hochgerechnet 185.000 Flüchtlinge in Wohngebäuden untergebracht – die Zahl soll bis Jahresende auf etwa 340.000 steigen. In zuletzt ungenutzten Liegenschaften wie ehemaligen Schulen oder Kasernen finden derzeit gut 100.000 Personen eine vorläufige Bleibe (bis Jahresende: 150.000), in Wohncontainern und in bislang leer stehenden Wohngebäuden sind derzeit 56.000 bzw. 60.000 Menschen untergebracht (bis Jahresende 106.000 bzw. 100.000)."

Über ein Drittel aller Kommunen plant den Bau neuer Wohnungen

Fast 73 Prozent der Kommunen versuchen, die Migranten in vorhandenen Wohnungen unterzubringen, 36 Prozent der Kommunen hingegen planen, neu zu bauen, um die Migranten unterzubringen.

"Auf die hohen Kosten, die durch die Aufnahme, Unterbringung und Betreuung der Flüchtlinge entstehen, reagieren die Verantwortlichen in den Kommunen unter anderem mit Einsparungen an anderer Stelle (35 Prozent der Kommunen) und der Verschiebung von Investitionen (31 Prozent)" berichtet die Unternehmensberatung.

"Gut jede vierte Kommune rechnet demnach damit, zusätzliche Schulden machen zu müssen – in den westdeutschen Ländern sogar fast jede dritte. Hochgerechnet gehen die Städte und Gemeinden von zusätzlichen Schulden noch in diesem Jahr in Höhe von 1,1 Milliarden Euro aus – bei einem Schuldenstand aller Kommunen (zum 30.12.2014) von 139,4 Milliarden Euro."

Die Verschuldung der Kommunen wird demnach weiter zunehmen. Auf der Webseite Haushaltssteuerung.de ist aufgelistet, wie hoch die einzelnen Bundesländer bereits verschuldet sind.

Fast alle Städte haben Migranten aufgenommen

"Drei von vier Kommunen haben bis September bereits mehr als 100 Flüchtlinge aufgenommen", schreibt EY. Nur drei Prozent der befragten Städte hätten bislang überhaupt keine Flüchtlinge bei sich untergebracht. Und jede dritte Gemeinde erwartet im vierten Quartal über 200 weitere Flüchtlinge.

Basis der aktuellen Studie „Flüchtlingszustrom: Herausforderungen für deutsche Kommunen“ der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY ist eine Befragung von 300 deutschen Kommunen mit mehr als 10.000 Einwohnern, die im Oktober 2015 durchgeführt wurde.  Insgesamt gibt es in Deutschland 1.554 Städte und Gemeinden mit mehr als 10.000 Einwohnern. Die Befragung deckt 19 Prozent der Grundgesamtheit ab. (ks)

Weitere Artikel

Sozialer Wohnungsbau: Bund will Kommunen mehr Flächen günstig abgeben

Kommunen warnen vor neuen Kostenrisiken durch Flüchtlingskrise

Hendricks: Kommunen sollten Baubehörden besser ausstatten

KfW unterstützt Kommunen bei Finanzierung von Flüchtlingsheimen

Steuereinnahmen: Nur 2 von 57 ostdeutschen Kommunen erreichen den Bundesdurchschnitt



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion