Geduldsprobe am gesperrten Terminal

Verwirrung, Anspannung, Geduldsprobe: Tausende Reisende am Frankfurter Flughafen müssen nach einer Sicherheitspanne auf ihren Abflug warten. Auch nach dem Ende des Alarms kehrt Deutschlands größter Airport nur langsam wieder zurück zum…
Epoch Times7. August 2018
An diesem heißen Augusttag herrscht noch größeres Gedränge als sonst in Teilen des Frankfurter Flughafens. Nach einem Sicherheitsproblem und folgender Teilräumung stauen sich die Passagiere vor dem abgesperrten Teil in der Abflughalle A am Terminal 1. «Bitte gehen Sie zurück, die Halle ist gesperrt», fordert ein junger Bundespolizist die Reisenden auf. Beamte bilden eine Kette vor dem rot-weißen Flatterband der Absperrung.Einige Passagiere reagieren gleichmütig, andere genervt. Ängstlich wirkt niemand, auch das Wort «Sicherheitsvorfall» weckt keine Besorgnis. «Letzten Monat in München war ja auch nur blinder Alarm» sagt ein Reisender, der eigentlich nach Berlin wollte. Genervt kurvt eine andere Passagierin ihren voll beladenen Gepäckwagen zurück in die schnell wachsende Menschenmenge.Flughafenmitarbeiter versuchen, das in Teilen der Halle zunehmend chaotische Gedränge so unter Kontrolle zu halten, dass Feuerwehrzufahrten offen bleiben. Obwohl es angesichts der Menschenmassen zunehmend stickig ist, scheint aber niemand zu schwächeln. Für durstige gestrandete Reisende gibt es Wasser, Saft und kleine Snacks. Bei einigen setzt der Stress offenbar Beute-Instinkte frei: Eine Frau schnappt sich gleich ein halbes Dutzend Getränkepackungen von einem der Versorgungswagen. «Können Sie nicht wenigstens warten, bis ich hier alles aufgemacht habe?», ruft ihr die Lufthansa-Mitarbeiterin empört hinterher.Eine spanische Familie ist verwirrt, weil ihr Flug im gesperrten Terminalbereich nicht mehr auf der Abflugtafel steht. Ist der jetzt ohne die fünf Madrilenen gestartet? «Der Flug steht weiter am Gate und ist nur aus dem System genommen worden, bis es im Terminal wieder läuft», beruhigt einer der zahlreichen Fraport-Mitarbeiter, die in den noch geöffneten Terminalbereichen die Wogen glätten. «Sie brauchen kein neues Ticket.»Die Studentin Agnieszka aus dem polnischen Breslau dagegen ist genervt. «Ich bekomme überall unterschiedliche Informationen», klagt sie. «Da drüben sagte man mir, ich muss ein neues Ticket buchen, und hier heißt es, das ist nicht nötig. Was stimmt denn nun?» Andere Passagiere bangen am Lufthansa-Schalter um ihre Anschlussflüge. Je nach Umsteigezeiten könnte ihr Weiterflug unerreichbar sein, selbst wenn der Terminalbetrieb und die Abfertigung der Passagiere aufgenommen wird.Ein Dutzend Passagiere konkurrieren schon jetzt um eine gute Startposition, wenn es wieder losgeht. Mit entschlossenen Gesichtern, das Gepäck strategisch gegen die Konkurrenz positioniert, sind sie bereit, Richtung Sicherheitskontrolle zu rennen. Das dichte Menschenknäuel scheint vor unterdrückter Spannung zu wabern.Stressfreier Urlaubsbeginn sieht anders aus – zum Beispiel wie in einem abgelegenen Bereich, in den sich mehrere Familien mit kleinen Kindern zurückgezogen haben. Mit einem Kartenspiel, Bilderbüchern und Kuscheltieren findet der Beginn des Familienurlaubs eben auf dem Hallenboden statt.Nach fast drei Stunden ist dann die ganze Aufregung wieder vorbei. «Der Betrieb wurde wieder aufgenommen», berichtet die Bundespolizei auf Twitter. «Wir danken allen Passagieren und Flughafenmitarbeitern für ihr Verständnis und diszipliniertes Verhalten!» Die ersten, ganz eiligen Passagiere sind schon losgestürmt – und auch die anderen machen sich nun doch noch auf den Weg zum Urlaubsflieger.Ein Ende des Wartens und der Staus ist mit der Wiederaufnahme des Betriebs aber noch nicht in Sicht. Es werde wohl noch eine ganze Weile dauern, bis alles wieder normal laufe, schätzt Reza Ahmari, der Sprecher der Bundespolizei am Frankfurter Flughafen. «Das ist natürlich hoch komplex. Wir schätzen, dass 13 000 Passagiere und über 60 Flüge betroffen sind. Einige mussten annulliert werden, und andere gehen natürlich hier verspätet raus. Wir sind guter Dinge, dass das bis heute Abend wieder einigermaßen läuft.»Viele, die beim Warten vor dem gesperrten Bereich geduldig waren, zeigen nun Nerven, drängeln und wollen endlich weiter Richtung Sicherheitskontrolle. «Yallah, Yallah!» ruft eine Frau im Hijab auf Arabisch in ihr Telefon und es ist nicht ganz klar, ob sie Familienangehörige weiter hinten in der Menge zur Eile anspornt oder auf schnelleres Vorwärtskommen hofft. «Ich weiß doch auch nicht, wann ich ankomme!», schreit ein entnervter junger Mann ins Handy. Eine polnische Passagierin blickt in wachsender Panik auf ihre Uhr. «Ein Alptraum, ein einziger Alptraum!», ruft sie entnervt. Um 11.30 Uhr war ihre Maschine in Frankfurt gelandet, im Transit musste sie dann erfahren, dass es mit der Weiterreise nach New York schwierig werden könnte. «Und morgen sind alle Flüge schon ausgebucht!», jammert sie. Doch ganz will sie nicht aufgeben. «Unser Anschlussflug startet fünf Stunden nach unserer Ankunft. Vielleicht klappt es ja doch noch.» Auch wenn der Flugbetrieb wieder anläuft – von Normalität kann noch keine Rede sein.

(dpa)


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