Künstliche Geburtenkontrolle der Wildgänse
Gänsekot in Parks und an Badeseen ärgert – liegt die Lösung bei den Eiern?
Verdreckte Liegewiesen, Wege und Schäden an Feldern: Wachsende Gänsepopulationen hinterlassen an vielen Orten ihre Spuren. Städte prüfen Maßnahmen zur Bestandsregulierung.

Nürnberg versucht mit einer Art Geburtenkontrolle den wachsenden Bestand unter Kontrolle zu bekommen. Die Gänse brüten weiter auf den präparierten Eiern, aber es schlüpft nichts.
Foto: Daniel Löb/dpa
Viele Städte in Deutschland haben ein Problem mit Graugänsen, Kanadagänsen und Nilgänsen. Sie hinterlassen ihren Kot am Strand, auf den Liegewiesen und Fußwegen. Mit speziellen Reinigungsmaschinen müssten die Flächen zum Teil täglich gereinigt werden.
Nürnberg versucht mit einer Art Geburtenkontrolle den wachsenden Bestand unter Kontrolle zu bekommen – bevor er zur Plage wird. Auf einer Insel im Wöhrder See östlich der Innenstadt machen Fachleute Eier unfruchtbar und markieren andere mit einem Kreuz. Nur aus letzteren werden Gänseküken schlüpfen.
Wildgänse in Städten werden nicht gejagt
Die heimische Graugans ist nach Angaben des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) mit 42.000 bis 59.000 Brutpaaren die häufigste Wildgans in Europa.
Die Nilgans kommt auf 5.000 bis 7.500 Brutpaare, die ebenfalls eingewanderte Kanadagans auf 8.500 bis 14.500 Brutpaare. Bei allen drei Arten sei der Populationstrend steigend, sagt Nabu-Experte Martin Rümmler.
Dass sich Wildgänse in Städten besonders gern niederlassen, liegt Rümmler zufolge an mehreren Faktoren: Dort werden sie in der Regel nicht gejagt. Es gibt weniger Beutegreifer wie Füchse, Marder oder Waschbären, die die Küken fressen.
Und genügend Futter, weil in Parks und Freibädern den ganzen Sommer über saftig-grünes Gras wächst.
„Dazu haben sie keine Scheu und werden, trotz Verbot, leider sehr viel gefüttert“, erläutert eine Sprecherin der Stadt Köln, wo Gänsekot in den Grünanlagen ebenfalls für Konflikte sorgt.
„Tierschutzgerechtes Verfahren entwickeln“
Vor einigen Jahren eskalierte es wegen der Verschmutzungen in Nürnberg. Die Stadt gab die Gänse zum Abschuss frei, machte nach Protesten aber einen Rückzieher und testete stattdessen in einem Forschungsprojekt der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) die Behandlung der Gelege.
„Wir wollten ein tierschutzgerechtes Verfahren entwickeln, das sich gut in der Praxis umsetzen lässt und effektiv ist“, sagt LfL-Gänsemanager Christian Wagner.
Mittlerweile sind auch in vielen anderen Orten in Bayern speziell geschulte Kräfte für die „Gelegebehandlung“ im Einsatz. In der Brutsaison von März bis Mai ist das SÖR-Team in Nürnberg dafür ständig am und auf dem See unterwegs.
In jedem Gelege lassen die Fachleute jeweils zwei Eier unberührt, die sie mit einem Kreuz markieren. Die übrigen Eier werden in einem speziellen Kasten durchleuchtet, um das Entwicklungsstadium erkennen zu können.
„Bis zum 14. Tag kann man diese behandeln“, sagt eine Expertin, die nach viel Ärger um die Gänse anonym bleiben will. Die Eier werden angestochen, so dass sie sich nicht mehr entwickeln. Danach kommen alle Eier zurück in das Gelege.
Auch andere Regionen behandeln Gelege
Ähnlich wird es in Rheinland-Pfalz gehandhabt. In Ludwigshafen und Germersheim hat die obere Jagdbehörde das Anstechen von Gänseeiern genehmigt. Dazu werden die Gänse in der zugelassenen Zeit bejagt, vergrämt und mit Zäunen von bestimmten Flächen ferngehalten.
Auch Düsseldorf setzt seit Jahren auf das sogenannte Gelegemanagement, Köln seit 2023. Dort werden alle Eier bis auf ein oder zwei aus den Nestern genommen.
Nabu-Experte Rümmler sieht die Behandlung von Gelegen kritisch. „Denn die Bestände regulieren sich von selbst.“ Wenn an einer Stelle zu viele Wildgänse seien, wanderten diese in andere Gebiete ab und suchten dort nach Nahrung, sagt er. (dpa/red)
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