Neue Studie: Welche Krebsvorsorge-Tests steigern die Lebenserwartung tatsächlich?

Eine kürzlich veröffentlichte Meta-Analyse mit Daten von über 2,1 Millionen Menschen zeigt, dass von sechs Krebsvorsorgeuntersuchungen nur eine die Lebenserwartung signifikant steigern konnte.
Titelbild
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Krebsvorsorge und Lebenserwartung? Bild: Mann liegt in einem Computertomographie-Scangerät.Foto: iStock
Von 23. Oktober 2023

Vorsorgeuntersuchungen werden als lebensrettende Früherkennungs- und Präventionsstrategie gegen die vielen Krebserkrankungen angesehen.

Allerdings deuten die Ergebnisse einer Untersuchung mit Daten von mehr als 2,1 Millionen Menschen darauf hin, dass frühzeitige Tests nicht bei allen Krebsarten zwangsläufig zu einer Steigerung der Lebenserwartung führen. Die Studienautoren diskutieren Nutzen und Risiko von sechs gängigen Vorsorgeuntersuchungen in ihrer Analyse.

Welche Krebsvorsorge-Tests sind effektiv?

In einer kürzlich veröffentlichten Studie, die sechs gängige Krebsvorsorge-Tests – darunter Brust-, Lungen-, Prostata- und Darmkrebsuntersuchungen – verglich, hat sich die Sigmoidoskopie als eine Methode zur nachweisbaren Steigerung der Lebenserwartung erwiesen. Dieses medizinische Verfahren, das auf die Untersuchung des Dickdarms abzielt, konnte einen signifikanten Zuwachs von 110 Tagen in der Lebenserwartung im Vergleich zu Probanden, die diese Vorsorgeuntersuchung nicht machten, verzeichnen.

Die Ergebnisse der Studie werfen ein neues Licht auf die Effektivität anderer Krebsvorsorgeuntersuchungen. Im Gegensatz zur Sigmoidoskopie zeigten Mammographien, Koloskopien, der okkulte Stuhltest, Computertomographie (CT-Scans) und der Prostata-spezifische-Antigen (PSA)-Test im Vergleich zu Personen, die keinerlei Screening durchgeführt hatten, keine signifikanten Auswirkungen auf die Lebenserwartung. PSA-Tests sind einfache, weitverbreitete Bluttests, die Patienten helfen können, Prostatakrebs frühzeitig zu erkennen.

Die Autoren der Studie merkten jedoch an, dass bei der Prostatakrebsvorsorge mittels des PSA-Tests eine leichte Verlängerung um 37 Tage und bei der Lungenkrebsvorsorge mittels Computertomographie eine Steigerung um 107 Tage verzeichnet wurde. Dennoch betonten sie, dass diese Schätzungen mit Unsicherheiten behaftet sind und daher nicht als signifikant eingestuft wurden.

Studienautoren diskutieren Nutzen-Risiko-Verhältnis

Einige Personen profitieren tatsächlich von Vorsorgeuntersuchungen und leben dadurch länger. Je früher eine Krebserkrankung erkannt wird, desto günstiger sind die Überlebenschancen und die Erfolgschancen bei nachfolgenden Behandlungen, betonten die Autoren der Studie.

Gleichzeitig leben andere Personen aufgrund der Risiken, die mit Vorsorgeuntersuchungen einhergehen können, kürzer. Eine Koloskopie kann zum Beispiel den Darm verletzen und invasive Prostatektomien könnten Herzinfarkte auslösen, führten die Autoren an.

Obwohl diese Ergebnisse darauf hinweisen mögen, dass die Behauptungen, Vorsorgeuntersuchungen würden Leben retten, nicht vollständig belegt sind, sprechen sich die Autoren in ihrer Arbeit nicht grundsätzlich gegen solche Untersuchungen aus. Untersuchungen, bei denen der Nutzen die Risiken überwiegt, könnten durchaus gerechtfertigt sein. Gleichzeitig ist es wichtig, dass Patienten wissen, dass ihre Ärzte mögliche Risiken offen und ohne Vorurteile ansprechen werden.

Die Autoren betonten mehrmals in der Studie, dass sie nicht grundsätzlich gegen Vorsorgeuntersuchungen sind, sondern vielmehr das Bewusstsein dafür schärfen möchten, damit Patienten und Ärzte fundierte Gespräche führen können.

„Bei überwältigenden Belegen für einen Nettonutzen eines Vorsorgetests möchten wir niemanden von der Untersuchung abschrecken“, erklärte der Studienautor Paul Doria-Rose, Leiter der Forschungsabteilung für Gesundheitsbewertung des National Cancer Institute (NCI), in einer Stellungnahme. „Gleichzeitig ist es jedoch die Pflicht eines Arztes, Patienten über die möglichen Risiken dieser Untersuchungen aufzuklären, wenn die Gefahr schwerwiegender Schäden besteht.“

Risiken von Vorsorgeuntersuchungen

Das US-amerikanische Nationale Krebsinstitut (NCI) führt mehrere mögliche Risiken im Zusammenhang mit Vorsorgeuntersuchungen auf, darunter:

  • Blutergüsse, Unannehmlichkeiten oder Darmperforation bei Darmspiegelung oder Sigmoidoskopie
  • Strahlenexposition, die gesunde Zellen schädigen kann
  • falsch-negative Ergebnisse, die dazu führen könnten, dass Menschen trotz anhaltender Symptome auf Folgetermine verzichten
  • falsch-positive Ergebnisse, die Ängste und zusätzliche unnötige Tests verursachen können
  • psychologische Belastungen wie übermäßiger Stress bei der Vorbereitung auf die Untersuchung, das Warten auf Ergebnisse und die Sorge um Folgetests
  • Überdiagnose von kleinen, langsam wachsenden Krebsarten, die niemals Symptome verursachen würden

Nutzen von Vorsorgeuntersuchungen

In einer 2020 im Journal „Radiology Imaging Cancer“ veröffentlichten Studie, die über zwei Jahrzehnte an Evidenz umfasste, kamen Forscher zu dem Schluss, dass CT-Scanscreenings eine signifikante Anzahl von Todesfällen aufgrund von Lungenkrebs mit geringem klinischem Risiko verhindern können.

Ergebnisse, die 2019 in „Cancer“ veröffentlicht wurden, zeigen, dass Mammographien im Jahr 2018 zwischen 27.083 und 45.726 Leben vor Brustkrebs gerettet haben.

Eine 2015 in „Digestive Diseases and Sciences“ veröffentlichte Studie behauptete, dass randomisierte kontrollierte Studien von Sigmoidoskopien die Todesfälle durch Darmkrebs reduziert haben, wobei einige Beobachtungsstudien von Untersuchungen eine Reduktion der Sterblichkeit um mehr als 50 Prozent nahelegen.

 

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.

Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „All but One Common Cancer Screening May Not Extend Lives: Study“ (Deutsche Bearbeitung kr)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion