Naher Osten
Hamas-Anführer: Entwaffnung wäre „Entzug der Seele“
Der Friedensplan für den Gazastreifen sieht die Entwaffnung der islamistischen Hamas vor. Aussagen eines ihrer Anführer lassen zweifeln, ob der Übergang zur zweiten Phase von Trumps Plans gelingt. Amnesty wirft der Hamas Verbrechen gegen die Menschlichkeit seit dem 7. Oktober vor.

Palästinensische Hamas-Kämpfer, unterwegs am Flüchtlingslager Jabalia im Norden des Gazastreifens, am 1. Dezember 2025.
Foto: Omar Al-Qattaa/AFP via Getty Images
Die islamistische Terrororganisation Hamas bietet nach Aussagen eines ranghohen Anführers eine „Einlagerung“ ihrer Waffen im Gazastreifen an, will sie aber entgegen dem Friedensplan von US-Präsident Donald Trump nicht abgeben.
Eine Entwaffnung sei für einen Palästinenser gleichbedeutend mit „dem Entzug der Seele“, sagte der Auslandschef der Hamas, Chalid Maschal, in einer Sendung des arabischen TV-Senders „Al-Dschasira“.
Der mit einer UN-Resolution abgesicherte Friedensplan sieht die Entwaffnung der Hamas in einer zweiten Phase vor, die nach Trumps Worten „ziemlich bald passieren“ werde.
Es muss noch eine tote Geisel übergeben werden, dann könnte 2. Phase beginnen
Nach der kürzlichen Übergabe einer weiteren Leiche durch die Hamas an Israel befindet sich nur noch eine tote Geisel im Gazastreifen.
Sollte auch sie bald übergeben werden und Israel im Gegenzug 15 palästinensische Leichen aushändigen, wären die Verpflichtungen beider Seiten im Rahmen der ersten Phase von Trumps Friedensplans erfüllt.

Der ranghohe Hamas-Anführer Chalid Maschal lehnt eine Entwaffnung ab. (Archivbild)
Foto: Osama Faisal/AP/dpa
Ob der Übergang zur zweiten Phase jedoch gelingt, bleibt abzuwarten. Diese sieht neben der Hamas-Entwaffnung die Einsetzung einer internationalen Stabilisierungstruppe in Gaza vor.
Dazu sagte Maschal, die Hamas lehne jede Form der Besatzung ab, habe aber keinen Einwand dagegen, wenn es eine internationale Stabilisierungstruppe an den Grenzen Gazas gebe.
Laut dem Friedensplan soll eine Übergangsregierung aus unpolitischen palästinensischen Fachleuten eingerichtet werden. Zudem soll es für eine Übergangszeit einen „Friedensrat“ geben, dem US-Präsident Trump vorsteht. Maschal sagte, die Palästinenser sollten selbst entscheiden, wer sie regiere.
Amnesty wirft Hamas Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor
Amnesty International hat der radikalislamischen Hamas und anderen militanten Palästinensergruppen erstmals Verbrechen gegen die Menschlichkeit während und seit dem 7. Oktober 2023 vorgeworfen.
„Bewaffnete palästinensische Gruppen haben während ihrer Angriffe im Süden Israels, die am 7. Oktober 2023 begannen, Verstöße gegen das Völkerrecht, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen“, erklärte die Menschenrechtsorganisation in einem Bericht.
Amnesty hatte der Hamas schon zuvor Kriegsverbrechen vorgeworfen. Nun erklärte die Organisation, die Hamas und ihre Verbündeten hätten während ihres Angriffs auf den Süden Israels am 7. Oktober 2023 und anschließend gegen Geiseln im Gazastreifen auch Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen, etwa indem sie „Geiseln festgehalten und misshandelt und Leichen zurückgehalten“ hätten.
Vorgeworfen wird eine Reihe von Verbrechen gegen die Menschlichkeit: Mord, „körperliche Zerstörung“, Freiheitsentzug, Folter, Verschwindenlassen, Vergewaltigung und „andere Formen sexualisierter Gewalt“. Hamas und ihr bewaffneter Arm, die Essedin-al-Kassam-Brigaden, seien „hauptverantwortlich“ für diese Verbrechen.
Israels „erschreckende Bilanz an Verstößen gegen die Rechte der Palästinenser“ könne „in keiner Weise als Entschuldigung für diese Verbrechen dienen und entbindet die bewaffneten palästinensischen Gruppen auch nicht von ihren Verpflichtungen unter dem Völkerrecht“, betonte Amnesty.
Die Menschenrechtsorganisation hatte Israel im Dezember 2024 vorgeworfen, einen „Völkermord“ an den Palästinensern im Gazastreifen zu begehen, und wiederholte diesen Vorwurf im vergangenen Monat. (dpa/afp/ks)
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