Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Allein mit den ermunternden Worten aus dem Westen kann die Ukraine die russischen Truppen nicht schlagen. Präsident Selenskyj fordert einmal mehr schwere Waffen. Die Entwicklungen im Überblick.
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Ukrainische Soldaten stehen am 26. März 2022 auf dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew Wache.Foto: SERGEI SUPINSKY/AFP via Getty Images
Epoch Times27. März 2022

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die internationale Gemeinschaft erneut zur Lieferung schwerer Waffen aufgerufen. er forderte Kampfflugzeuge und Panzer für die ukrainischen Streitkräfte. „Die Ukraine kann russische Raketen nicht mit Schrotflinten und Maschinengewehren abschießen“, unterstrich Selenskyj die Forderung nach schweren Waffen. Er warnte, dass ansonsten das russische Militär eine spätere Bedrohung für die Nato-Nachbarstaaten darstellen könnte. „Um im Luftraum auf Augenhöhe mit den Kräften des Gegners zu kämpfen, braucht es sowohl mengenmäßig als auch technologisch Aufrüstung“, untermauerte die ukrainische Luftwaffenführung die Forderung nach Kampfjets. „Wir sperren den Luftraum selber, gebt uns nur ein paar Waffen.“

Selenskyj: Moskau betreibt „Entrussifizierung“

Mit seiner gegen die Zivilbevölkerung gerichteten Kriegsführung tut Russland nach Meinung von Selenskyj alles für eine „Entrussifizierung“ der Ukraine für diese und alle folgenden Generationen. „Dort, wo das Russische immer ein Teil des Alltags neben dem Ukrainischen war, im Osten unseres Landes, wo sie (die Russen) gerade friedliche Städte in Ruinen verwandeln, unternimmt Russland alles, um auf unserem Staatsgebiet eine Entrussifizierung durchzuführen“, sagte Selenskyj nach Angaben der „Ukrajinska Prawda“. Zu Sowjetzeiten war Russisch in der Ukraine dominierend. Mit der sogenannten Orangen Revolution 2004 besannen sich die Ukrainer auf ihre eigene Sprache, die sich deutlich vom Russischen unterscheidet.

Luhansker Separatisten planen Referendum

Die prorussischen Separatisten im umkämpften Gebiet Luhansk im Osten der Ukraine wollen derweil über einen Beitritt der Region zu Russland abstimmen lassen und erhöhen damit den Druck auf Kiew. „Ich denke, dass in nächster Zeit auf dem Gebiet der Volksrepublik ein Referendum durchgeführt wird, auf dem das Volk sein absolutes verfassungsmäßiges Recht wahrnehmen wird und seine Meinung sagt zu einem Beitritt zur Russischen Föderation.“ Das sagte der Luhansker Separatistenführer Leonid Passetschnik der Staatsagentur Tass zufolge.

Ein möglicher Beitritt von Luhansk zu Russland dürfte die Lage weiter eskalieren. Das russische Militär hatte nach nicht unabhängig überprüfbaren Angaben mitgeteilt, dass die Region zu über 90 Prozent der ukrainischen Kontrolle entrissen sei.

Ukraine kauft 5.100 Panzerabwehrwaffen in Deutschland

Die ukrainische Regierung hat bei einem deutschen Waffenhersteller 5.100 Panzerabwehrwaffen gekauft. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus ukrainischen Regierungskreisen. Das für die Waffenexportkontrolle zuständige Bundeswirtschaftsministerium wollte sich auf Anfrage nicht äußern.

Hersteller der schultergestützten Waffen vom Typ RGW90 HH „Matador“ ist das Rüstungsunternehmen Dynamit Nobel Defence im nordrhein-westfälischen Burbach. Die Kosten in Höhe von 25 Millionen Euro trägt die ukrainische Regierung. 2.650 der Waffen haben die Ukraine bereits erreicht, die restlichen 2.450 sollen nach ihrer Fertigstellung bis Ende Mai in wöchentlichen Tranchen geliefert werden.

Heizsaison in Kiew wird vorzeitig beendet

Die Heizsaison in der Hauptstadt Kiew wird am Montag vorzeitig beendet. Das habe die örtliche Militärverwaltung angeordnet, teilte die Stadtverwaltung mit. Wohnungen und Geschäftsgebäude sollten nicht mehr beheizt werden. Für Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser und Kultureinrichtungen werde das Abschalten in Absprache mit deren Leitern geregelt.

In Kiew werden in den kommenden Nächten Temperaturen von ein bis drei Grad erwartet. Üblicherweise endet die Heizsaison im Fernwärmenetz Mitte April.

London: Russland verlässt sich weiter auf Abstandsmunition

Russische Luft- und Raketenstreitkräfte beschießen nach britischen Angaben weiterhin Ziele in der gesamten Ukraine, darunter auch in dicht besiedelten Gebieten. Dabei verlasse sich Russland weiterhin auf sogenannte Abstandsmunition, die aus dem russischen Luftraum abgefeuert werde, um die eigenen Flugzeuge nicht der ukrainischen Luftabwehr auszusetzen, heißt es in einem Update des britischen Verteidigungsministeriums unter Berufung auf Geheimdienstinformationen.

Forschungsreaktor in Charkiw erneut unter Beschuss

Die nukleare Forschungseinrichtung „Neutronenquelle“ in der ostukrainischen Stadt Charkiw ist nach ukrainischen Medienberichten erneut unter Artilleriebeschuss geraten. Nach Angaben der staatlichen Atomaufsicht sei die Anlage am Samstag beschossen worden, wie die „Ukrajinska Prawda“ berichtete. „Eine Überprüfung des Ausmaßes der Schäden ist wegen der ununterbrochenen Kampfhandlungen in der Umgebung der nuklearen Anlage unmöglich“, hieß es. Die Anlage war bereits vor knapp zwei Wochen bei einer Bombardierung beschädigt und von der Energieversorgung abgeschnitten worden.

Russisches Militär zerstört Treibstoffdepot in Lwiw

Die russischen Streitkräfte zerstörten nach Angaben aus Moskau ein großes Treibstofflager in der Nähe der westukrainischen Stadt Lwiw (früher Lemberg). Aus dem Brennstoffdepot sei das ukrainische Militär im Westen des Landes und nahe Kiew versorgt worden, teilte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Sonntag in Moskau mit. Das deckte sich mit Angaben aus der Ukraine vom Samstag. Mit von Flugzeugen und Kriegsschiffen abgefeuerten Raketen seien mehrere Militärobjekte in den Gebieten von Lwiw und Kiew zerstört worden, sagte der russische Generalmajor.

Kein direkter Fluchtweg aus Mariupol

Die ukrainischen Behörden können bedrängten Zivilisten weiterhin nicht direkt bei der Flucht aus der schwer umkämpften Stadt Mariupol helfen, heißt es. Flüchtlinge aus Mariupol sollten am Sonntag mit einem Buskonvoi aus der nahegelegenen Stadt Berdjansk abgeholt werden, kündigte Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk an. 15 Busse sollten die Menschen weiter in die zentralukrainische Stadt Saporischschja bringen.

Ein zweiter Fluchtkorridor wurde für Sonntag im ostukrainischen Gebiet Luhansk ausgewiesen. Über zehn festgelegte Routen hatten sich am Samstag 5.200 Menschen aus besonders umkämpften Gebieten retten können, wie die Agentur Unian meldete. Nach nicht überprüfbaren russischen Angaben ist die Region Luhansk zu mehr als 90 Prozent unter Kontrolle der von Moskau unterstützen Separatisten.

Zwölf Journalisten getötet

In der Ukraine sind seit Kriegsausbruch vor einem Monat zwölf Journalisten ums Leben gekommen. Weitere zehn Reporter seien im Verlauf der Kämpfe teils schwer verletzt worden, teilte Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa auf ihrer Facebook-Seite mit. Nach ihrer Lesart wurden die Reporter von russischen Militärs getötet. Diese Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Insgesamt seien nach den bisherigen Ermittlungen mindestens 56 Medienvertreter angegriffen worden, darunter 15 Ausländer.

Der Papst hat auch in dieser Woche das Angelus-Gebet für einen Appell gegen den Krieg in der Ukraine genutzt. Franziskus nannte den Konflikt am Sonntag vor den Gläubigen auf dem Peterplatz „barbarisch und gottesverachtend“. Während Brüder einander töteten, ohne sich überhaupt zu sehen, würden Kinder schwer traumatisiert. (dpa/red)



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