Mysteriöser Cessna-Absturz: Kölner Unternehmer unter Vermissten

Nach einer entsprechenden Erklärung des Unternehmens deutet immer mehr darauf hin, dass der Kölner Anlagenbauer Peter Griesemann in der Cessna 551 saß, die am Sonntag vor Lettland abgestürzt ist. Mittlerweile wird mit Drohnen nach Vermissten und der Maschine gesucht.
Titelbild
Ein Cessna-Flugzeug. Symbolbild.Foto: iStock
Von 6. September 2022

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Nach dem mysteriösen Cessna-Absturz am Sonntag vor Lettlands Ostseeküste dauert die Suche nach Vermissten und der Unglücksmaschine nach wie vor an. Am heutigen Dienstag (6.9.) sollen erstmals auch Drohnen zum Einsatz kommen. Unterdessen verdichten sich die Hinweise auf die Identität der vier vermissten Personen.

Unternehmen vermutet Gründer unter den Insassen

Zwar gibt es noch keine offizielle Bestätigung darüber, wer in der Maschine saß. Am Montagabend teilte jedoch das Anlagentechnik-Unternehmen Griesemann aus Wesseling bei Köln laut „Deutscher Presse-Agentur“ (dpa) mit, dass man davon ausgehe, dass Gründer Peter Griesemann einer der Vermissten sei. Außerdem seien zwei Familienmitglieder und eine weitere Person zum Zeitpunkt des mutmaßlichen Unglücks in dem Privatjet gesessen.

Das Flugzeug war auf ein Luftfahrtunternehmen zugelassen, das zur Unternehmensgruppe Griesemann gehört. Diese ist seit mehr als 45 Jahren im Bereich Industrieservice tätig und beschäftigt sich vor allem mit Planung, Bau und Instandhaltung verfahrenstechnischer Anlagen.

Der Gründer, der auch als aktiver Protagonist von Karnevalsveranstaltungen in Köln bekannt ist, hatte sich 2015 in den Ruhestand begeben und die Geschäftsführung seinem Sohn übergeben. Mehr als 1.600 Personen arbeiten für die Gruppe in Deutschland, Österreich und den Niederlanden.

Tank der Cessna über Riga aufgebraucht

Am gestrigen Montag beteiligten sich Schiffe der lettischen Marine und des Grenzschutzes sowie eine Drohne der Europäischen Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs an der Suche. Nach lettischen Behördenangaben wurden dabei elf Fragmente gefunden, die wahrscheinlich der Unglücksmaschine zuzuordnen seien.

Der eigentliche Zielflughafen der am Sonntag vom südspanischen Jerez aus gestarteten Cessna 551 wäre Köln gewesen. Bereits über Frankreich war jedoch der Kontakt abgerissen. Als das Flugzeug, statt wie vorgesehen zu landen, seinen Kurs unverändert beibehielt, stiegen erst zwei Eurofighter zur Beobachtung auf, über dänischem Luftraum übernahm die dortige Luftwaffe.

Die Kommunikation blieb jedoch für längere Zeit unterbrochen. Am Abend verlor die Maschine kurz vor Riga innerhalb von wenigen Minuten 5.000 Meter an Höhe, verschwand vom Radar und stürzte vor der Küste westlich der Hafenstadt Ventspils ins Meer. Offenbar war zu diesem Zeitpunkt der Treibstofftank leer.

Lettlands Suchtrupps durchkämmen Gebiet im Radius von sechs Kilometern

Über die Ursache des tragisch beendeten Blindfluges gibt es bis dato nur Spekulationen. Der „Focus“ zitiert Lars Antonsson vom schwedischen Zentrum für See- und Luftrettung mit der Äußerung, dass die Anwesenden an Bord „eindeutig nicht handlungsfähig“ gewesen wären.

Der „Bild“ zufolge hatte der Pilot bereits kurz nach dem Start Druckprobleme an Bord gemeldet. Es liege daher die Annahme nahe, dass dieser ohnmächtig geworden und nicht mehr zu Bewusstsein gekommen sei.

Der 72-jährige Unternehmensgründer galt als leidenschaftlicher Pilot. Mit an Bord sollen seine Frau, seine 26-jährige Tochter und deren Lebensgefährte (27) gewesen sein, die möglicherweise keine eigene Erfahrung mit der Bedienung eines Flugzeugs gehabt haben.

Die Chancen, noch Überlebende zu finden, sind nach Angaben von Experten minimal. An der Absturzstelle sei die Ostsee knapp 60 Meter tief. Die lettische Seerettung sucht derzeit in einem Radius von sechs Kilometern um den Unglücksort.

Experte hält Druckabfall für wahrscheinliches Szenario

In einem Interview mit dem „Focus“ hält Flugsicherheitsexperte Stefan Hinners das Szenario eines Problems mit dem Druckausgleich der Druckkabine der Maschine für möglich. „Wenn es da irgendwo hakt, bleibt der Besatzung je nach Flughöhe nur noch extrem wenig Zeit, um zu verhindern, dass Crew und Passagiere wegen des Druckabfalls das Bewusstsein verlieren.“

Der Kontrollverlust trete in einem solchen Fall sehr schnell ein, ohne dass es die Betroffenen überhaupt bemerken würden. Sinke der Luftdruck unter das überlebensnotwendige Maß, könnten Crew und Passagiere die Flughöhe nicht mehr rechtzeitig auf ein Level senken, auf dem ausreichend Sauerstoff vorhanden wäre. Die Folge wäre der unvermeidliche Erstickungstod. Die Reaktionszeit nach dem Bemerken des Druckabfalls würde nur 30 bis 60 Sekunden betragen.

Die dänischen Kampfjet-Piloten, die den Blindflug begleiteten, gaben an, keinen Piloten oder Kopiloten im Cockpit gesehen zu haben. Dies lasse, so der Flugexperte, zwei Annahmen zu: Entweder sei der Pilot nicht angeschnallt gewesen und zur Seite gesackt, oder er habe sich aus dem Cockpit begeben, beispielsweise um seiner Familie zu helfen.

Da er keine Sauerstoffmaske trug und offenbar auch über keinen Kopiloten verfügte, könnte der Pilot beim Versuch, zurück ins Cockpit zu gelangen, selbst das Bewusstsein verloren haben.

(Mit Material von dpa) 



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