Operation „Midnight Hammer“: So lief der Präzisionsangriff der USA auf Irans Atomprogramm ab
Einen Tag nach dem Präzisionsangriff der USA auf die drei wichtigsten Anlagen zum Atomprogramm des Iran zieht man in Washington eine positive Bilanz. Zudem werden erste Details zur Operation „Midnight Hammer“ bekannt. Der Iran meldet unterdessen einen erneuten Angriff und erklärt die Möglichkeit, sich vollumfänglich zu verteidigen.
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Laut Berichten setzten die USA Tarnkappenbomber ein. (Archivbild)
Foto: Staff Sgt. Joshua Hastings/U.S. Air Force via AP/dpa
Nicht unerwartet, aber mit einer beispiellosen Effizienz und Präzision haben Tarnkappenbomber der USA und seegestützte Tomahawk-Raketen die drei wichtigsten Stätten des iranischen Atomprogramms angegriffen. In der Nacht auf Sonntag, 22. Juni, waren US-Verteidigungsminister Pete Hegseth zufolge mehr als 125 Flugzeuge und Kriegsschiffe im Einsatz. Ziel der Operation war es, das Atomprogramm des Iran „nachhaltig zu zerstören und massiv zu verzögern“.
Mittlerweile haben die USA erste Details über die „Operation Midnight Hammer“ präsentiert – so der Codename der über mehrere Wochen und Monate vorbereiteten Kommandoaktion. Die Operation wurde einstudiert, um im Fall eines Befehls von US-Präsident Donald Trump umgehend handlungsfähig zu sein. Eine Woche nach Beginn der israelischen Luftschläge gegen Einrichtungen des iranischen Atomprogramms war es so weit. Der Präsident hielt die Zeit für reif, auf diese Weise zu intervenieren, um eine nukleare Eskalation zu verhindern.
General Dan Caine und Verteidigungsminister Pete Hegseth erläutern am 22. Juni 2025 den zeitlichen Ablauf des US-Angriffs auf iranische Atomanlagen. Andrew Harnik/Getty Images
Insgesamt etwa 125 Flugzeuge an „Operation Midnight Hammer“ beteiligt
Das primäre Angriffsziel war die Urananreicherungsanlage Fordo – tief unter einem Gebirgsmassiv. Die USA galten als einzige Militärmacht, die über die nötigen Kapazitäten verfüge, um diese zerstören zu können. Bei der Operation kamen sieben Tarnkappenbomber des Typs B-2 Spirit zum Einsatz.
Diese führten insgesamt 14 sogenannte Massive Ordnance Penetrators mit sich. Die bunkerbrechenden Bomben des Typs GBU-57A/B sind mehr 13.600 Kilogramm schwer. Bei dem Einsatz im Iran kamen sie erstmals zur Anwendung.
Zugleich war es laut General Dan Caine die „längste B-2-Mission seit 2001“. Über dem Atlantik und dem Mittelmeer wirkten mehr als ein Dutzend Tankflugzeuge an der Luftbetankung der Kampfjets mit. Diese waren um 00:00 Uhr Ostküstenzeit (6:00 Uhr) MESZ von der Whiteman Air Base in Missouri aus gestartet.
Tomahawks aus der Tiefe – Isfahan im Visier der U-Boote
Um 23:00 Uhr MESZ hatten die Kampfjets die Kommandozone des CENTCOM erreicht. Zu diesem Zeitpunkt starteten auch die Tomahawk-Marschflugkörper in Richtung ihrer Ziele. Um 24 Uhr MESZ gelang es den B-2 die Luftabwehr rund um Fordo und Natanz zu unterdrücken.
Weitere 40 Minuten später warf der erste B-2-Bomber zwei der GBU-57 auf Fordo ab, innerhalb von 20 Minuten folgten weitere Bomben. Um 01:05 Uhr MESZ trafen Tomahawk-Raketen die Anlagen in Natanz und Isfahan. Um 01:30 Uhr verliessen die Kampfflugzeuge wieder den iranischen Luftraum.
Die Anlage in Natanz war bereits vor der Intervention der USA beschädigt. Israelische Kampfjets hatten vor allem die oberirdischen Teile davon am 14. Juni schwer getroffen. Die Operation Midnight Hammer, die auch dort bunkerbrechende Waffen zum Einsatz brachte, sollte die verbliebenen Strukturen erreichen. In Isfahan kamen ausschließlich Tomahawk-Raketen zum Einsatz. Deren Flugbahn und Einschlagszeitpunkt waren präzise auf die Luftangriffe abgestimmt. Damit wollten die USA die Dauer der Operation minimieren und die Koordination und Wirkung maximieren.
Pentagon: „Maximale Präzision und professionelle Durchführung“
General Caine zufolge befanden sich unter den mehr als 125 Fluggeräten, die zum Einsatz kamen, außer den Tarnkappenbombern und den Tankflugzeugen auch Jäger der vierten und fünften Generation. Bemerkenswert sei, dass überhaupt keine Gegenwehr der iranischen Luftabwehr zu verzeichnen gewesen sei. Caine meint dazu:
„Wir glauben, dass sie uns nicht gesehen haben. Wir konnten das Überraschungsmoment in vollem Umfang ausschöpfen.“
Der Offizier führte dies auch auf eine ausgefeilte Täuschungstaktik zurück, die in vollem Umfang Erfolg gezeigt habe. Einige Bomber seien demonstrativ in eine andere Richtung gestartet. Es habe auch noch weitere Manöver des Tarnens und Täuschens gegeben – die man allerdings geheim halten wolle.
Auch Verteidigungsminister Pete Hegseth zeigte sich über die Effizienz der Operation begeistert. Er könne „nicht stolzer sein“ wie diese funktioniert habe. Vor allem „die Präzision, die Sensibilität und die Professionalität der Truppen, die an diesen Bemühungen beteiligt waren“, verdienten Erwähnung.
Effizienz der Operation hat „klare psychologische Wirkung“
Hegseth zeigte sich zuversichtlich, dass die Operation auch auf den Iran einen so großen Eindruck hinterlassen habe, dass dieser nun „den Weg des Verhandlungsfriedens einschlagen“ werde. Der Minister sieht in der bisherigen Reaktion auch Anlass für Hoffnung in dieser Richtung:
„Wir glauben, das hat eine klare psychologische Wirkung.“
Die englischsprachige Nachrichtenplattform des Irans „PressTV“ hat eine Stellungnahme des iranischen Präsidenten Massud Peseschkian veröffentlicht. Darin heißt es, der Iran werde dafür sorgen, dass die Aggressoren ihre Handlungen bereuen werden. Gemeint sind die Vereinigten Staaten und Israel.
In einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates verurteilte der Iran die Anschläge der USA auf iranischem Boden aufs Schärfste. Teheran behalte sich vor, sich vollumfänglich nach internationalem Recht zu verteidigen.
Der russische UN-Vertreter erinnerte an die Intervention von US-Außenminister Colin Powell, der 2003 im Saal der UN mit einem Reagenzglas herumfuchtelte, um Washingtons Pläne, den Irak anzugreifen zu rechtfertigen. Die Vorwürfe, der Irak würde ein umfangreiches Massenvernichtungswaffenprogramm betreiben, stellten sich später als falsch heraus.
„Keiner unserer vernünftigen Kollegen der internationalen Gemeinschaft wird unseren US-Kollegen mehr glauben, genauso wenig wie sie deren Versuche, den Sicherheitsrat davon zu überzeugen, dass der Iran versucht, Atomwaffen zu erwerben, glauben werden.“
Eine militärische Antwort des Iran blieb bislang aus, während er heute einen erneuten Angriff von Israel auf die Atomanlage Fordo gemeldet hat.
Noch gibt es keine konkreten Schadensberichte. Erste Analysen des Pentagon gehen allerdings von einer „sehr schweren Beschädigung“ aller drei Ziele aus. Allein sieben Bomben trafen demnach die Anlage in Fordo. US-Vizepräsident JD Vance erklärte:
„Wir haben ihr Atomprogramm um viele Jahre zurückgeworfen.“
Sowohl Israel als auch US-Präsident Donald Trump gingen davon, dass das Atomprogramm Teherans „kurz vor der Vollendung“ stehe.
Reinhard Werner schreibt für die Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.