Brandbrief an Gesundheitsminister: Gewerkschaft warnt vor Kollaps des deutschen Rettungswesens

Durch viele Bagatelleinsätze drohe ein "organisatorischer Kollaps" im Rettungswesen, beklagt die Feuerwehr-Gewerkschaft gegenüber dem Gesundheitsminister.
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NotarztFoto: iStock
Epoch Times14. Juni 2018

Die Feuerwehr-Gewerkschaft richtet einen Brandbrief an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), in dem sie vor einem „organisatorischen Kollaps“ des deutschen Rettungswesens warnt. Neben Feuerwehrleuten vertritt die Gewerkschaft, nach eigenen Angaben, auch viele Rettungssanitäter.

In dem Schreiben, das dem Minister bereits im April zuging, warnen die Retter, dass „fatale Folgen für lebensbedrohlich verletzte oder erkrankte Patienten“ aufgrund von vielen „Bagatelleinsätzen“ drohten.

Daniel Dahlke, Vorsitzender des Landesverbandes Hamburg, sagte im Interview mit „Report Mainz“: „In allen Großstädten sind die Kollegen überlastet oder an der Grenze zur Überlastung.“ Dies könne folgenschwere Konsequenzen haben. „Natürlich kann das mal durchschlagen, dass die Kollegen durch die Belastung, durch die hohe Anzahl von Einsätzen Fehlentscheidungen treffen.“

Rettungsleitstelle und Rettungssanitäter treffen Fehleinschätzungen

„Report Mainz“ zeigte am Dienstag in einer Sendung im „Das Erste“, Menschen, die von solchen Fehlentscheidungen betroffen waren. So berichtete Nancy S., dass die Leitstelle keinen Rettungswagen für ihren Großvater schickte. Die Begründung der Rettungsleitstelle lautete damals: Es handele sich um keinen Notfall. Nancy S. hingegen berichtete, ihr Großvater habe viel Blut gespuckt. 48 Stunden später war er tot.

Ein weiterer Fall: Corinna Axt rief die 112 an, weil sie starke Bauchschmerzen hatte. „Das waren richtige Vernichtungsschmerzen“, erinnert sie sich. Der Rettungsdienst sei zwar gekommen, habe sich aber geweigert, sie in ein Krankenhaus zu bringen. Schließlich kam ihr Vater und brachte sie in die Notaufnahme. Dort wurde eine geplatzte Gallenblase diagnostiziert.

Spahn: Verbesserungen der Notfallversorgung geplant

In einer schriftlichen Stellungnahme zum Brandbrief der Gewerkschaft verweist Gesundheitsminister Jens Spahn auf den Koalitionsvertrag. Darin seien Verbesserungen der Notfallversorgung vereinbart. Allerdings wäre für eine Reform die Zustimmung der Bundesländer zwingend erforderlich.

Im Wortlaut heißt es im Koalitionsvertrag: „Zur Verbesserung der Notfallversorgung wird eine gemeinsame Sicherstellung der Notfallversorgung von Landeskrankenhausgesellschaften und Kassenärztlichen Vereinigungen in gemeinsamer Finanzierungsverantwortung geschaffen. Dazu sind Notfallleitstellen und integrierte Notfallzentren aufzubauen.“ (er)



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