Das 9-Euro-Ticket: 92 Tage für 27 Euro

Im Fernverkehr gilt das vorrangig digitale Ticket nicht. Für den Bund entstehen Kosten von 2,5 Milliarden Euro.
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S-Bahn-Station.Foto: über dts Nachrichtenagentur
Von 22. April 2022

Es war am 24. März, als der Koalitionsausschuss in einer Sitzung zum Energie-Entlastungspaket unter anderem das 9-Euro-Ticket beschloss. Der etwas irreführende Beiname „9 für 90“ sollte erklären, dass dieses vergünstigte Ticket für die öffentlichen Verkehrsmittel für insgesamt 90 Tage bzw. drei Monate gelten sollte.

Im Detail können ÖPNV-Fahrgäste vom 1. Juni bis zum 31. August 2022, also für eigentlich 92 Tage, für einen Preis von jeweils 9 Euro oder insgesamt 27 Euro bundesweit mit Bus und Bahn fahren. Demnach kann ein in München gekauftes Ticket auch in Berlin oder anderswo eingesetzt werden.

Zudem soll das ÖPNV-Abo in allen Regionalzügen gelten, auch bei überregionalen Fahrten – nicht jedoch für den Fernverkehr der Deutschen Bahn mit ICE, IC oder EC. Wer bereits ein Abo-Ticket hat, soll dafür eine Gutschrift erhalten oder aber die Differenz für diesen Zeitraum erstattet bekommen. Das Ticket gilt im Monat des Kaufs und verlängert sich nicht automatisch.

Werbeaktion und Entlastung

Nach Einschätzung von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) kommen auf den Bund für das 9-Euro- Ticket Kosten in Höhe von 2,5 Milliarden Euro zu. Nach Angaben des „Merkur“ hatte die Verkehrsministerkonferenz sogar über ein zeitlich begrenztes Nulltarif-Ticket beraten – wohl um den enormen Bürokratieaufwand zu umgehen. Wissing habe diese Idee aber zurückgewiesen: „Bei dem 9-Euro-Ticket kennt man die Zahl der zusätzlichen Fahrgäste und kann entsprechend disponieren und vermeidet dadurch, dass es zu punktuellen Überlastungen kommt“, erklärte der Bundesverkehrsminister.

Die Aktion soll nicht nur die Menschen finanziell entlasten, sondern auch die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel ankurbeln. Diese hatte im Verlauf der Corona-Pandemie stark nachgelassen.

Oliver Wolff, Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen, erhofft sich neue Kunden, die auch bleiben: „Die Aktion soll möglichst kein Strohfeuer bleiben.“ Der Verkehrsverband will zudem eine bundesweite App ins Rennen schicken und eine bundesweite Informationskampagne starten, schreibt etwa die „Wirtschaftswoche“.

Volle Züge – und dann?

Die günstigen Preise haben eine Kehrseite. Karl-Peter Naumann, Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn, bezeichnete das 9-Euro-Ticket gegenüber der „Rheinischen Post“, zwar einen guten Ansatz, etwas für den öffentlichen Personennahverkehr zu tun, rechnet im Gegenzug aber mit „überfüllten Zügen auf touristisch beliebten Strecken“. Dafür müssten mehr Züge bestellt werden, so Naumann.

Zudem sollte laut dem Sprecher im Anschluss an die drei Monate Laufzeit das Angebot der Zugverbindungen besser werden. „Nur dann bleiben die Menschen dauerhaft bei der Bahn als Alternative zum Auto.“

Das 9-Euro-Ticket wird nach Angaben des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) „im Laufe des Mai vorrangig digital, aber auch in den Kundenzentren, oder an den Automaten der Verkehrsunternehmen und Verkehrsverbünde verfügbar sein“, schreibt das Zugportal „Bahndampf“. (sm)



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