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Fazit über Ergebnisse

Merz verteidigt Reform-Bilanz - die Opposition sieht das anders

Nach dem letzten Koalitionsausschuss in diesem Jahr hat Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) die Bilanz seiner Regierung verteidigt. „So umfangreiche Reformen (...) hat es in Deutschland noch nie gegeben." Die Opposition zog ein anderes Fazit.

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Bundeskanzler Friedrich Merz am 11. Dezember 2025 im Bundeskanzleramt in Berlin während einer Pressekonferenz zu den Ergebnissen der nächtlichen Beratungen des Koalitionsausschusses.

Foto: Tobias Schwarz / AFP via Getty Images

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Es war der letzte Koalitionsausschuss in diesem Jahr – und Zeit für eine Bilanz der ersten sieben Monate der schwarz-roten Regierung. Kanzler Merz verteidigte am Donnerstag das oft zerstritten wirkende Regierungsbündnis mit der SPD: „So umfangreiche Reformen (…) hat es in Deutschland noch nie gegeben“, sagte er. Die Opposition zog eine etwas andere Bilanz.
Alle zwei Wochen tagte der Koalitionsausschuss seit November statt wie geplant einmal pro Monat. Ziel war es, wichtige Koalitionsprojekte im angekündigten „Herbst der Reformen“ noch auf die Spur zu bekommen. Und nach den Auseinandersetzungen um Bürgergeld, Rente und das Heizungsgesetz ging es auch um ein Signal der Geschlossenheit vor dem kommenden Jahr.
Merz betonte: „Da ist vieles als Streit interpretiert worden, das notwendige Auseinandersetzung war in der Sache.“ Auch CSU-Chef Söder zeigte sich versöhnlich: Trotz „ein paar Leichtsinnsfehlern“ und der „Zitterpartie“ um die Rente sei die Koalition „viel besser als ihr Ruf“.

Der bayerische Ministerpräsident und Vorsitzende der konservativen Christlich-Sozialen Union (CSU), Markus Söder (links), und Bundeskanzler Friedrich Merz nehmen am 11. Dezember 2025 im Kanzleramt in Berlin an einer Pressekonferenz zu den Ergebnissen ihrer nächtlichen Koalitionsverhandlungen teil.

Foto: Tobias SCHWARZ / AFP via Getty Images

Haßelmann (Grüne): „Aufbruch sieht anders aus.“

Die Grünen warfen der Regierung Merz hingegen „Chaos“ und „Führungslosigkeit“ vor. „Ständige Ankündigungen, wochenlanger Streit, wie zuletzt bei der Rente, wackelige Mehrheiten“, sagte die Fraktionsvorsitzende Britta Haßelmann der Nachrichtenagentur AFP. „Aufbruch sieht anders aus.“ Wenn der angekündigte „Herbst der Reformen mit diesem Klein-Klein zu Ende geht, sind die Aussichten für den Winter trübe“.
Am Mittwochabend gab es im Kanzleramt nochmals einige wenige Beschlüsse: Größter Block war die Lockerung der Vorgaben von Umweltvorgaben beim Bau wichtiger Infrastrukturprojekte – einschließlich einer deutlichen Einschränkung des Verbandsklagerechts, was massive Kritik bei Umweltverbänden auslöste. Das Kabinett will in diesem Bereich kommende Woche zunächst ein Infrastruktur-Zukunftsgesetz beschließen, weitere Änderungen sollen folgen.
„Naturschutz bleibt wichtig, aber er kann jetzt nicht mehr durch endlose Verfahren dringend notwendige Maßnahmen blockieren“, fasste Merz den Beschluss zusammen.
Söder verwies auch auf die Entscheidung, die Elektrifizierung von Bahnstrecken bis 60 Kilometer von Umweltverträglichkeitsprüfungen auszunehmen. Diese verhinderten bisher eine schnelle Modernisierung. „Jede Maus und jeder Lurch führt dazu, dass wir jahrelange Verzögerungen haben.“

Klingbeil lobt Zusammenarbeit

Wie Merz und Söder lobte SPD-Chef und Vize-Kanzler Lars Klingbeil bei der gemeinsamen Pressekonferenz die Zusammenarbeit im Regierungsbündnis. Es sei gelungen zum Jahresende hin „wichtige Weichen zu stellen“, sagte er. Die Regierung zeige, „dass wir handlungsfähig sind“ und habe einen „klaren Fokus auf die wirtschaftliche Stärke, auf Wachstum, auf die Sicherheit von Arbeitsplätzen“.
Weiterer Beschluss des Koalitionstreffens: Die Verwendung der Dividenden aus einem zehn Milliarden Euro schweren Aktienpaket des Bundes zur Stärkung der privaten Altersvorsorge.

Linke, AfD und Deutscher Städtetag kritisieren Heizungsgesetz

Einen Termin gibt es nun auch für das neue Heizungsgesetz. Es soll laut Beschlusstext bis Ende Februar beschlossen werden. Es bleibt bei der Formulierung des Koalitionsvertrags, dass die Regierungsparteien das Heizungsgesetz der Ampel-Regierung „abschaffen“ wollen – de facto wird es überarbeitet. Dabei will die Koalition die Modernisierung im Gebäudeenergiebereich aber „technologieoffener, flexibler und einfacher“ gestalten. Bis Ende Januar soll es dazu Eckpunkte geben.
Die Linkspartei warnte vor einem „massiven Rückschritt für den Klimaschutz“. Es sei zu befürchten, dass die bisherige Vorgabe, dass neue Heizungen perspektivisch zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden müssen, „still und leise gestrichen“ werde, sagte die Fraktionsexpertin Violetta Bock der „Rheinischen Post“.
Kritik kam auch vom Deutschen Städtetag: „Es ist unbefriedigend, dass es weiterhin keine konkreten Ergebnisse gibt, wie es mit dem Gebäudeenergiegesetz weitergeht.“
„Raider heißt jetzt Twix – sonst ändert sich nix“, erklärte ihrerseits AfD-Chefin Alice Weidel. „Das gilt auch für das Heizungsgesetz, das Merz im Wahlkampf abschaffen wollte. Stattdessen wird es umbenannt, während der Heizhammer auch zukünftig der Heizhammer bleibt.“ (afp/red)

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